Von: mk
Bozen – Jan Kickert, der seit 2020 die Republik Österreich als Botschafter in Rom vertritt, hat gestern gemeinsam mit Generalkonsul Clemens Mantl Landeshauptmann Arno Kompatscher im Landhaus in Bozen besucht. Zudem ist Kickert gestern auch mit Landeshauptmannstellvertreter Giuliano Vettorato und Landesrat Philipp Achammer zusammengetroffen.
Landeshauptmann Kompatscher informierte den Botschafter zunächst über die derzeitige Lage in der Covid-19-Pandemie. Er verwies auf die Impfkampagne, die wieder an Fahrt aufnehme, und bezeichnete den “Green-Pass, als wichtiges Instrument, um wirtschaftliches und gesellschaftliches Leben zu schützen”.
Landeshauptmann Kompatscher berichtete Botschafter Kickert auch über die laufenden Finanzverhandlungen mit der römischen Regierung. Kompatscher sprach die Chancen an, die der staatliche Wiederaufbauplan (Recovery Plan) auch Südtirol böte, zeigte sich aber besorgt über die damit verbundenen zentralistischen Tendenzen. „Wir sind diesbezüglich sehr wachsam und versuchen solchen vereinnahmenden Maßnahmen über intensive Verhandlungen entgegenzutreten“, betonte Landeshauptmann Kompatscher. Der Landeshauptmann unterstrich zudem, dass es gerade jetzt für das Land Südtirol wichtig sei, genügend öffentliche Mittel zur Verfügung zu erhalten, „um antizyklisch investieren zu können und so die Grundlage für nachhaltigen Wohlstand zu schaffen“.
Im Hinblick auf den Termin des 31. Juli berichtete Kompatscher über die Situation bei der Konzessionsvergabe für die A22 und bei der Brennerautobahngesellschaft – ein Thema, das bei Botschafter Kickert auf großes Interesse stieß. Der Landeshauptmann sprach sich dabei für eine starke öffentliche Führung aus, um im Interesse der Anrainer und der Umwelt die Entwicklung des Brennerkorridors stärker an Umwelt- und Gesellschaftszielen ausrichten zu können.
Zudem sprachen Kompatscher und Kickert auch Autonomie-Themen und die Zusammenarbeit in Europa an. Er freue sich, sagte Landeshauptmann Kompatscher, dass die neu bestellte Sechser- und Zwölferkommission sich schnell und pragmatisch an die Arbeit gemacht und erste Durchführungsverordnungen auf den Weg gebracht habe. Abschließendes Gesprächsthema war das bevorstehende Jubiläumsjahr 2022, in dem Südtirol die 50 Jahren 2. Autonomiestatut feierlich begehen wird.
Beim Austausch mit dem italienischen Landeshauptmannstellvertreter Giuliano Vettorato standen das italienische Unterrichtsmodell in Corona-Zeiten und der kulturelle Austausch zwischen Italien und Österreich im Mittelpunkt. Botschafter Kickert und Landesrat Vettorato sprachen aber auch über künftige grenzüberschreitende Projekte, die kulturelle Zusammenarbeit auf Euregio-Ebene und die mögliche Rekrutierung in Österreich von Deutsch-Lehrpersonen für die italienische Schule in Südtirol.
Der österreichische Botschafter Jan Kickert war vor seinem Amtsantritt in Rom Ständiger Vertreter Österreichs bei den Vereinten Nationen. Im Rahmen seines diplomatischen Dienstes war er unter anderem in Bratislava, Belgrad, Ottawa und Zagreb tätig. Er folgte im Juli 2020 auf René Pollitzer, der seit April 2015 österreichischer Botschafter in Rom war.
Clemens Mantl ist seit 2019 Generalkonsul in Mailand und kann auf Stationen in Washington DC, Kairo und Prag zurückblicken. Zudem führte ihn der auswärtige Dienst in den Iran, nach Syrien und nach Serbien.