Ein Kommentar

CSU-Fiasko ein SVP-Menetekel?

Donnerstag, 18. Oktober 2018 | 03:13 Uhr

Bozen – Mit düsteren Vorahnungen schaute die Volkspartei, für die die CSU die Schwesterpartei und nicht zuletzt Vorbild schlechthin ist, am letzten Sonntag nach München. Die Bayernwahl endete, wie seit Langem vorhergesagt, für die CSU mit einer schweren Niederlage.

Aber auch wenn in der Brennerstraße nun die Panik nicht kleiner wird, können aus der Wahl in Bayern doch einige Lehren gezogen werden, die die Edelweißler vielleicht etwas hoffnungsvoller auf den 21. Oktober blicken lassen.

Eine erste Lehre ist, dass Extremisten und Populisten hinterher zu rennen, um sich mit ihnen einen Wettstreit um den härtesten Spruch zu liefern, kaum neue Stimmen dazugewinnen hilft, sondern nur moderate Wähler abschreckt. Letztere entscheiden sich dann sogar dafür, anstatt der gewohnten CSU lieber die Grünen zu wählen. Eine andere Lehre ist, dass Umfragen selten mehr als eine Tendenz anzeigen und kaum dazu taugen, die Größe einer Niederlage vorauszusagen. Am Ende war das Fiasko der CSU kleiner, als vorher von den „Meinungsastrologen“ angenommen.

Reuters

Die letzte Lehre hingegen ist, dass der Erfolg des Landes nicht automatisch auch Erfolg für die Regierungspartei bedeutet. Kein Bundesland steht in Deutschland so gut da wie Bayern und doch wurde die CSU wie kaum jemals zuvor abgestraft. Und das ist eine besondere Warnung für die SVP, die nichts lieber tut, als auf das ach so erfolgreiche Südtirol zu verweisen.

Der SVP kann man weiß Gott genügend Baustellen anlasten, wobei die Sanität nur die größte davon ist, aber sicherlich kann man ihr nicht vorwerfen, den größten Populisten und Schreiern den Rang ablaufen zu wollen. Bei heiklen Fragen wie Doppelpass und Migration wird in der Brennerstraße eher Ruhe bewahrt. Aber ob das allein genügen wird?

Das Landtagsrennen ist heuer offener denn je. Die Südtiroler müssen sich an den neuen Landeshauptmann, der nicht wie sein Vorgänger in aller Herrgottsfrühe seine Schäfchen empfängt und ihnen zuhört, erst gewöhnen. Die Hoffnung der Edelweißler, vielleicht mit einem blauen Auge und nur kleinen Verlusten davonzukommen, lebt. Ob aber das Fiasko der Schwesterpartei im Weißwurstland für die SVP ein Menetekel – ein Vorzeichen drohenden Unheils – ist oder nicht, das werden wir erst nach dem Wahlsonntag erfahren.

Von: ka

Bezirk: Bozen