"Der Bau von Speicherbecken geht uns alle was an"

Dachverband warnt vor Speicherbecken-Boom und fordert strengere Umweltprüfungen

Donnerstag, 25. September 2025 | 12:06 Uhr

Von: luk

Bozen – Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz hat ein Positionspapier zum zunehmenden Bau von Speicherbecken veröffentlicht. Hintergrund ist die Befürchtung, dass in den kommenden Jahren zahlreiche neue Projekte in Skigebieten und in der Landwirtschaft umgesetzt werden könnten.

Der Verband kritisiert, dass viele Vorhaben bislang weitgehend ohne öffentliche Diskussion vorbereitet würden. „Oft werden Projekte still und heimlich vorangetrieben, während die Bevölkerung erst informiert wird, wenn die Weichen längst gestellt sind“, heißt es in der Stellungnahme. Dies führe zu berechtigtem Unmut, insbesondere wenn für die Bauwerke Flächen beansprucht würden, die der Allgemeinheit gehören.

Kritik an Verfahren und Umweltprüfung

Als zentrale Schwachstelle sieht der Dachverband die geltende Regelung, wonach Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) nur ab einem Speichervolumen von 100.000 Kubikmetern vorgeschrieben sind. Da die meisten Beschneiungsbecken kleiner seien, blieben sie ohne umfassende Umweltprüfung. Geschäftsführer Hanspeter Staffler fordert daher, die Schwelle deutlich zu senken: „Aus unserer Sicht sollte sie bei 5.000 Kubikmetern liegen.“

Zudem bemängelt der Verband, dass die Auswirkungen auf das hydrologische Umfeld bislang unzureichend untersucht würden. Das Zwischenspeichern von Bach- und Quellwasser könne tiefere Wasserschichten beeinträchtigen und in manchen Fällen Quellen versiegen lassen.

Standortwahl im Fokus

Besonders kritisch bewertet der Dachverband die Praxis, Speicherbecken auf Gemeinde- oder Fraktionsgrundstücken zu errichten. Da diese Flächen allen Bürgerinnen und Bürgern gehörten, sei eine ausschließliche Nutzung für private Zwecke nur mit Zustimmung der Bevölkerung legitim. „Beregnungsbecken für private landwirtschaftliche Bedürfnisse sind auf privatem Grund zu errichten“, betont Vorsitzende Elisabeth Ladinser.

Als Beispiel nennt der Verband die Pläne im Altenburger Wald bei Kaltern, der für Erholung und Gemeinwohl von Bedeutung sei und nicht einzelnen Interessen geopfert werden dürfe.

Hier das vollständige Positionspapier „Speicherbecken“

Bezirk: Bozen

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