Fragestunde im Landtag

Digitale Verschreibungen: “Warum hinkt Südtirol nach?”

Dienstag, 07. März 2023 | 17:52 Uhr

Bozen – Digitale Verschreibungen nehmen im nationalen Gesundheitswesen zu, mit Ausnahme von Südtirol, wo die Autonome Provinz Bozen laut Federfarma noch immer an den traditionellen roten „Rezepten” festhält und damit im gesamtstaatlichen Vergleich das Schlusslicht bildet. Das hat heute im Landtag der Fünf-Sterne-Abgeordnete Diego Nicolini erklärt und folgende Fragen an die Landesregierung gestellt: “Wie hoch ist der Prozentsatz der von den Krankenhausabteilungen und -diensten ausgestellten dematerialisierten Verschreibungen im Vergleich zu den traditionellen roten Verschreibungsblöcken? Haben die ärztlichen Direktionen der Krankenhäuser den Verantwortlichen die Aufgabe übertragen, die vollständige Dematerialisierung als Budgetziel zu erreichen? Wie gedenkt der zuständige Landesrat zu verfahren, falls einige Abteilungen oder Dienste die gesetzten Ziele für die Digitalisierung nicht erreicht haben? Welches sind diesbezüglich die ‘schlechtesten’ Abteilungen und aus welchen Gründen?

“Im Jänner 2023 wurden 93,63 Prozent aller in Südtirol zu Lasten des öffentlichen Gesundheitsdienstes verschriebenen Medikamente sowie 89,98 Prozent der fachärztlichen ambulanten Leistungen mittels digitaler Verschreibungen verschrieben”, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher. Es handle sich nicht um ein Problem einzelner Dienste und Abteilungen, alle hätten hohe Anteile an digitalen Rezepten. Würden Ziele der Digitalisierung nicht erreicht, habe das zur Folge, dass die entsprechende Prämie nicht gezahlt werde. Gründe für die Nutzung der herkömmlichen Rezeptblöcke seien etwa der Ausfall des digitalen Systems oder dass es auch Medikamente gebe, die nicht digital verschrieben werden dürften. Eigentlich sei man bei der Zielerreichung bei den Medikamenten ziemlich weit oben; bei den fachärztlichen Leistungen noch nicht ganz so weit.

Alle öffentlichen Körperschaften sind verpflichtet, die Transparenzmaßnahmen auf ihren Webseiten zu veröffentlichen, so zum Beispiel auch für Inhaber von Mitarbeiter- oder Berateraufträgen, führte Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) aus. Das Land Südtirol macht es unter: https://www.provinz.bz.it/de/transparente-verwaltung/inhaber-von-auftraegen-zur-zusammenarbeit-und-beratung-.asp. Wenn man jedoch anschließend auf das jeweilige Jahr klickt, kommt man auf die staatlichen Seiten.

„Deutsch? Wie immer Fehlanzeige!“, bemerkte der Abgeordnete und stellte folgende Fragen: Warum sind solche Seiten nur einsprachig Italienisch? Widerspricht diese Vorgehensweise dem Recht auf Gebrauch der Muttersprache? Falls ja, was wird die Landesregierung unternehmen, um den Missstand zu beheben und wann wird sie die Maßnahmen setzen? Falls nein, warum nicht? Falls ja, sind Strafen vorgesehen?

Diese Veröffentlichungen seien durch staatliche Richtlinien geregelt, sagte Landeshauptmann Arno Kompatscher. Das Recht auf Gebrauch der Muttersprache sei auch in diesem Fall verpflichtend. Die Landesregierung habe diesbezüglich bereits beim zuständigen Ministerium interveniert. Man hoffe, dass das Land diesen Dienst selbst übernehmen dürfe – bei Finanzierung durch den Staat, so wie bei allen staatlichen Zuständigkeiten.

Von: luk

Bezirk: Bozen