Von: mho
Bozen – Die Dolomitenpässe aufwerten und nachhaltig erreichbar machen, dafür werden gemeinsam Kräfte gebündelt. Eine erste Etappe gab es am 10. September am Sellajoch.
Mit einem nachhaltigen Zugang zum Weltnaturerbe Dolomiten, der für alle Betroffenen, die Anrainer ebenso wie die Wirtschaftstreibenden als auch für die Urlaubsgäste annehmbar ist, damit hat sich eine eigens eingesetzte länder- und gemeindenübergreifende Arbeitsgruppe in den vergangenen Monaten befasst und nach Lösungen gesucht. Grundlage dafür bildete eine umfangreiche Datenerhebung mit der die Stiftung Dolomiten Unesco die Europäische Akademie Eurac beauftragt hatte.
„Es gilt, ein gemeinsames dynamisches Konzept zu finden und die Dienste der öffentlichen Verkehrsmittel, wie etwa den verstärkten Einsatz von emissionsarme Bussen, wie bereits in den vergangenen Jahren noch weiter auszubauen und die Mobilität mit alternativen Verkehrsmitteln wie E-Bikes oder Elektroautos zu fördern“, sagte Mobilitätslandesrat Florian Mussner. „Noch mehr nützen müssen wir vor allem die Seilbahnen und Lifte, denn sie sind die umweltfreundlichsten Transportmittel und wir sehen, dass die Mobilität im Winter damit gut funktioniert“, betonte Mussner. Mobilität mache nicht an den Landesgrenzen halt, sondern solle viel mehr durch gemeinsame Strategien als verbindendes Element gefördert werden, und zwar auf eine umweltschonende Art, die alle Bedürfnisse und Interessen berücksichtige, so der Mobilitätslandesrat. „Eine erste Etappe für dieses dynamische Konzept, für das es die Zusammenarbeit aller braucht, haben wir nun zurückgelegt“, sagte Mussner.
Ein nachhaltiges facettenreiches Mobilitätskonzept, von dem alle Menschen und Interessensgruppen und vor allem die Natur profitiere, sei für eine der schönsten Landschaften der Welt, die Dolomiten, unerlässlich, unterstrich auch Umweltlandesrat Richard Theiner. Für 2017 gebe es mit den Greendays am Sellajoch ein erstes konkretes Vorhaben dafür, kündigte der Umweltlandesrat an. „An den Greendays soll im Sommer 2017 am Sellajoch, als Pilotprojekt, zu bestimmten Zeiten, etwa an einem fixen Wochentag, die Passstraße den Radfahrern und allen, die zu Fuß unterwegs sind, gehören“, erklärte Theiner. Die Aufwertung der Passstraße stelle die Verantwortlichen aber auch vor große organisatorische Herausforderungen, die nun anzugehen seien, sagte der Umweltlandesrat und nannte die Infrastruktur, Organisation, Information und Kontrolle als Beispiele.
Der Trentiner Amtskollege von Mussner und Theiner, Mauro Gilmozzi, hob hervor, dass es darum gehe, einen neuen Lebensstil für Einheimische und Urlaubsgäste einzuführen, der die Dolomiten schütze und noch attraktiver mache. „Dazu gibt es drei Schlüssel: nämlich die Netzwerkarbeit, mit der wir nun begonnen haben, dann ein unfassendes Management anstelle einfacher Reglementierungen und schließlich die integrierte Mobilität, die die Provinzen und Gemeinen angleichen und zusammen programmieren müssen“, erläuterte Gilmozzi. Nun solle das Experiment im Sommer 2017 zeigen, was eine Passschließung wirklich bedeute, so Gilmozzi.
Weiterhin sei es wichtig, die Verkehrsflüsse zu beobachten und der Arbeitstisch gehe natürlich weiter, sagte die offizielle Vertreterin (Procuradora) der Generalgemeinde Fassa Elena Testor. Auf die Rolle der Stiftung Dolomiten Unesco, eine Dialogplattform herzustellen, um die Mobilität auf den Dolomitenpässe, auf denen jährlich rund 1,2 Millionen Fahrzeuge unterwegs seien, schrittweise zu ändern, verwies die Generalsekretärin der Stiftung Dolomiten Unesco Marcella Morandini.
„Jeden Tag im August sind etwa 2.300 Fahrzeuge auf den Pässen rund um den Sella unterwegs“, berichtete der Direktor des Ressorts Verkehr der Provinz Trient Raffaele De Col mit Bezug auf die Analyse der Verkehrsflüsse in Gröden, im Gadertal und im Fassatal vom 5. bis 31. August 2016 mit Telekameras. Drei Viertel der Fahrzeuge bewegen sich laut De Col zwischen Grödner Joch und Sellajoch. Außerdem würden sehr viele Menschen auf einer Seite auf die Pässehöhe hinauf-, aber auf der anderen Seite nicht hinunterfahren, so De Col. Bei den Motorrädern, so De Col, gebe es eine Konzentration zwischen 12.00 und 15.00 Uhr. Ohne die Val Gardena Mobil Card zur kostenlosen Nutzung aller Busse in Gröden, wären zwischen Juni und Oktober 103.235 Fahrzeuge mehr auf den Pässen unterwegs, merkte der Direktor der Organisation „Val Gardena Marketing“ Günther Pitscheider an.
Für eine schrittweise und gut geplante Umsetzung von neuen Mobilitätslösungen im Dialog mit den Gemeinden und mehr Sicherheit sprachen sich der Bürgermeister von Wolkenstein Roland Demetz und der Bürgermeister von Canazei Silvano Parmesani stellvertretend für die Bürgermeister der betroffenen Gemeinden aus.
Als Rahmenveranstaltung gab es die „Alperia ECOdolomites“ – eine ökologische Rundfahrt über die Dolomitenpässe für Elektrofahrzeuge.