Von: Ivd
Brenner/München – Während die Arbeiten am Brennerbasistunnel auf Hochtouren laufen, kommt der Ausbau der Zulaufstrecke von München nach Kiefersfelden nicht aus den Startlöchern. „Ohne ausgebaute Zulaufstrecken kann der BBT sein Potential nicht einmal annähernd ausschöpfen, die Deutsche Bahn, der Bund und das Land Bayern müssen daher dringend Nägel mit Köpfen machen“, erklärt der Südtiroler Europaparlamentarier Herbert Dorfmann. Er hat am Freitag bayerischen Anrainern, Landwirten und Lokalpolitikern die BBT-Baustelle und das Prozedere rund um Planung und Bau vorgestellt.
Christine Singer, wie Dorfmann Mitglied des Europäischen Parlaments, hatte ihren Südtiroler Kollegen gebeten, Vertretern der Landkreise, Gemeinden und Bauernverbände entlang der Zulaufstrecke, aber auch betroffenen Anrainern einen Blick hinter die Kulissen des BBT zu ermöglichen und von den Erfahrungen in Südtirol zu berichten. Unter den Gästen befand sich auch Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbands, der die Bedeutung einer transparenten Planung und frühzeitigen Einbindung der Landwirtschaft betonte.
„Mir war wichtig, unseren Gästen aus Bayern zu zeigen, wie die Bevölkerung vor Ort wirksam in Planung und Verwirklichung eines so enormen Infrastrukturprojekts einbezogen werden kann“, so Dorfmann. Entsprechend wichtig war es dem Südtiroler Europaparlamentarier, die BBT-Beobachtungsstelle vorzustellen und deren Rolle als Bindeglied zwischen Bahn, Politik und Bevölkerung zu unterstreichen. „Ein solches Gremium gibt es meines Wissens in Deutschland noch nicht, es ist aber zentral, wenn man Fragen, Zweifel und Ängste der Bevölkerung ausräumen und deren Anliegen und Bedürfnisse von Anfang an in den Planungsprozess einbringen will“, so Dorfmann.
Der Südtiroler EU-Abgeordnete ließ es sich auch nicht nehmen, im Zuge des bayerischen Besuchs einen Appell an die Verantwortlichen für den Ausbau des deutschen Teils der neuen Brennertrasse zu richten: „Als Eisacktaler bin ich der Erste, der weiß, wie heikel ein solches Projekt aus der Sicht von Umwelt, Landschaft und lokaler Bevölkerung ist, es aber vor sich herzuschieben, löst das Problem nicht“, so Dorfmann, „im Gegenteil: Wir werden im Transitverkehr ersticken, wenn wir nicht endlich eine Alternative auf der Schiene bieten.“
Derzeit steckt der Ausbau der etwas über 50 Kilometer langen Eisenbahnstrecke von München bis zur österreichischen Grenze in Kiefersfelden noch im Anfangsstadium des Planungsprozesses fest. „Macht man in diesem Tempo weiter, wird wohl erst in acht bis zehn Jahren mit dem Ausbau begonnen, eine Inbetriebnahme wäre dann erst Anfang der 2040er-Jahre möglich, der BBT könnte also rund zehn Jahre lang nicht mit voller Kapazität genutzt werden“, so Dorfmann, der anfügt: „So verschenken wir nicht nur viel wirtschaftliches Potential, sondern belasten auch Umwelt und Anrainer in einem Maß, das nicht mehr tragbar ist – vor allem, weil es eine Lösung gäbe.“
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