BürgerUnion legt Finger in die Wunde

Drei Beispiele: Pöder stellt Mängel im Sanitätswesen an den Pranger

Mittwoch, 17. Oktober 2018 | 18:26 Uhr

Bozen – Die BürgerUnion ist überzeugt davon, dass sich die Situation im Südtiroler Sanitätsbetrieb bei allen guten Bemühungen von Ärzten, Pflegerinnen und Verwaltungspersonal weiter zuspitzt. Erst in diesen Tagen hätten die Partei rund um den Landtagsabgeordneten Andreas Pöder drei Beschwerden erreicht, die symptomatisch dafür seien.

Beispiel eins: Eine junge Frau, in deren Familie ein erhöhtes Brustkrebsrisiko besteht, wird zu Mammografie aufgefordert und erhält einen Termin im Jänner 2020. Wenn es ganz schnell gehen sollte, gebe es auch einen Termin irgendwann im Jahr 2019.

Zweites Beispiel: Ein ambulanter Eingriff in einem Krankenhaus, für den der Patient alle Vorkehrungen hinsichtlich Arbeitsfreistellung und familiärer Planungen getroffen hat, wird vom Krankenhaus am Tag vorher abgesagt. Terminprobleme werden als Grund genannt.

Im dritten Fall ist einer älteren Frau sichtlich schlecht geworden. Der Enkel brachte sie in die Notaufnahme. Dort musste sie abends stundenlang warten, der Enkel wurde schließlich sogar weggeschickt und sollte seine Oma alleine lassen, weil Überfüllung und Überlastung vorherrschte.

„Täglich treffen Beschwerden von verärgerten Bürgern ein, die sich über zu lange Vormerkzeiten, zu lange Wartezeiten, überfüllte Erste-Hilfe-Strukturen und Personalmangel in den öffentlichen Krankenhausstrukturen beschweren. Dazu ist für viele Patienten ersichtlich, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Krankenhausstrukturen überlastet sind“, so der Landtagsabgeordnete der BürgerUnion.

Dem ärtzlichen Personal und dem Pflegepersonal, aber auch den Verwaltungsmitarbeiterinnen und -mitarbeitern mit Patientenkontakt müsse durchwegs bescheinigt werden, dass sie sich bemühen und das Beste versuchen. „Aber Personalmangel, systemische Mängel und problematische EDV-Situationen führen zu den bekannten Fehlentwicklungen im Sanitätswesen. Die Sanitätsreform vom Jänner 2017 erweist sich, wie von mir im Zuge des Blockadeversuchs Anfang 2017 vorhergesagt, als Flop. Die Reform muss reformiert werden“, meint Pöder weiter.

Die Südtiroler Gesundheitspolitik werde zwar vom Steuerzahler mit 1,3 Milliarden Euro finanziert, aber faktisch gehe man in Richtung Privatisierung. „Patienten weichen vermehrt für viel Geld auf Privatärzte und Privatkliniken ausweichen, um innerhalb halbwegs vernünftiger Zeiten Visiten und Behandlungen zu erhalten“, so Pöder.

Im Sanitätsbetrieb gebe es eine Kluft zwischen der Verwaltungsführung und dem ärztlichen sowie dem Pflegepersonal. Die Qualität der Versorgung im Gesundheitswesen sinke. Auch die Schließung der Geburtenstationen sei ein Fehler gewesen, kritisiert Pöder.

Er fordert, dass privatärztliche Tätigkeit der Primare in öffentlichen Krankenhäusern gestoppt wird. Die Sanitätsreform mit der faktischen Abschaffung der drei peripheren Krankenhäuser und deren Eingliederung in die großen Krankenhäuser habe nichts gebracht. Die Reform habe lediglich den Verwaltungsapparat im Gesundheitswesen aufgebläht.

„Die Kosten im Sanitätswesen steigen – obwohl ständig von Einsparungen geredet wird. Die Patientenwartezeiten sind immer noch viel zu lang – Tendenz steigend. Allen Protesten zum Trotz wurden Abteilungen geschlossen“, meint Pöder weiter. Außerdem würden Stellen nicht nachbesetzt. Bei Personalmangel gebe es kaum eine Trendumkehr.

„Gewerkschaften und Berufsverbände beißen bei Neuverhandlungen über eine, seit neun Jahren fällige, Lohnerhöhung der Krankenpflegerinnen und -pfleger auf Granit“, fügt Pöder hinzu. Auch der Bettenabbau sei unnötig und falsch gewesen.

„Hinsichtlich der Führung des Sanitätsbetriebes wurde zu spät die Reißleine gezogen“, fügt Pöder hinzu. Außerdem verweist er auf einen Hausärzte- und Kinderärztemangel.

„In Südtirol wachsen Privatkliniken wie Pilze aus dem Boden; die erfahrensten Ärzte und Pflegekräfte wenden sich vom schlecht funktionierenden System ab und ziehen die Privatklinik vor. Die Politik und das Management drängen somit die Patienten in Richtung Privatklinik und rühmen sich noch dazu, Kosten eingespart zu haben. Patienten zahlen weiterhin Steuern für das Gesundheitswesen, müssen aber zunehmend Behandlungen aus eigener Tasche finanzieren, will man nicht Monate auf eine Termin warten“, meint Pöder.

Zudem sei die Zweisprachigkeit im Sanitätswesen nicht mehr überall gewährleistet. „Gute Kräfte wandern ab, während wir Auswärtige ohne Zweisprachigkeit von außerhalb holen müssen“, betont Pöder.

Von: mk

Bezirk: Bozen