Von: luk
Bozen – Nach dem Rücktritt von Carlo Vettori (Fratelli d’Italia) als Präsident des Bozner Gemeinderats wegen Ermittlungen im Zusammenhang mit einem mutmaßlichen Fall häuslicher Gewalt, ist die Suche nach einem Nachfolger angelaufen. Indes will Vettori den Sachverhalt aufklären.
Der Politiker setzte im Zuge den Rücktritts gleichzeitig seine Parteimitgliedschaft aus, bleibt aber Gemeinderat. In einer Mitteilung erklärte der Kommunalpolitiker, er wolle den Schritt „angesichts einer heiklen und privaten Scheidungssituation“ setzen.
Hintergrund ist bekanntermaßen eine laufende Untersuchung der Staatsanwaltschaft, die ihm häusliche Gewalt vorwirft. Nach einem Streit mit seiner Ehefrau waren gegen ihn zwei Schutzmaßnahmen verhängt worden: ein Wohnungsverweis und ein Annäherungsverbot. Seine Anwälte betonen, es habe sich um eine verbale Auseinandersetzung in einem bereits zerrütteten familiären Umfeld gehandelt. Die Maßnahmen seien reine Routine im Rahmen des „Codice rosso“ und würden voraussichtlich bald aufgehoben. Man rechne mit einer raschen Klärung und Einstellung des Verfahrens.
In seinem Rücktrittsschreiben betonte Vettori seinen Respekt vor den Institutionen und wies die Vorwürfe entschieden zurück: Er habe „nie eine Frau, schon gar nicht die Mutter seiner Kinder, geschlagen“. Zugleich wolle er verhindern, dass die Opposition den Fall politisch instrumentalisiere.
Politisch werden die Rücktrittsgründe parteiübergreifend als nachvollziehbar bezeichnet. FdI-Landeschef Marco Galateo zeigte sich überzeugt, dass Vettori seine Position bald werde klären können. Auch Vertreterinnen und Vertreter von Fratelli d’Italia und Forza Italia würdigten den Schritt als „verantwortungsvoll“ und dankten Vettori für seine Arbeit.
Von den linken Oppositionsparteien wurde Vettoris Rücktritt als richtiger und notwendiger Schritt bezeichnet, um die Glaubwürdigkeit und Autorität der Institutionen zu wahren. Wer öffentliche Ämter bekleide, müsse „durch vorbildliches und transparentes Verhalten Vertrauen schaffen“, hieß es in einer Stellungnahme von Sinistra – Die Linke.
Unterdessen hat die Suche nach einem Nachfolger begonnen. Bürgermeister Claudio Corrarati sprach von einem „notwendigen Schritt“ und kündigte eine baldige Sitzung der Mehrheit an. Die Präsidentschaft soll laut Koalitionsabkommen weiterhin bei Fratelli d’Italia bleiben. Als Favorit gilt der Fraktionsvorsitzende Roberto Muraro.
Im Hintergrund gibt es allerdings auch Ambitionen anderer Kräfte – insbesondere von Forza Italia, die auf eine größere institutionelle Rolle hofft. Eine Entscheidung über die Nachfolge soll in den kommenden Tagen fallen.




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