Nie wieder Bomben – ein Kommentar

Feiger Anschlag Ewiggestriger

Donnerstag, 24. Mai 2018 | 06:51 Uhr

Eppan/Bozen – Seit Beginn der Flüchtlingskrise lösen Verteilung und Beherbergung von Asylsuchenden sowohl in der Südtiroler Öffentlichkeit als auch in der Politik heftige Kontroversen aus. Bisher blieb es abseits böser Wortwechsel meist friedlich, aber seit der Nacht vom Samstag auf Sonntag ist alles anders.

Ein oder mehrere Täter zündeten im Eingangsbereich der „Mercanti“-Kaserne in Eppan, welche seit geraumer Zeit als Unterkunft für 39 anerkannte Asylbewerber dient, einen Sprengsatz. Am Tatort aufgefundene Schriftzüge mit Haken- und Keltenkreuz ließen keinen Zweifel über das politische Umfeld der Urheber des feigen Anschlags auf die Schwächsten der Gesellschaft und die ehrenamtlichen Mitarbeiter, die sich um sie kümmern, zu.

Der laute Knall zerriss nicht nur die Stille der Eppaner Nacht, sondern auch die Hoffnung der Landesregierung, den prekären Frieden zwischen manchen Einheimischen und den Flüchtlingen zu wahren und das Flüchtlingsthema im Wahlkampf nicht noch größer werden zu lassen, als es bereits jetzt schon ist. Während die Sicherheitskräfte fieberhaft nach den Tätern suchen, besteht in Südtirol nun die Befürchtung, dass es im Vorfeld der Landtagswahlen im Herbst zu weiteren fremdenfeindlichen, rechtsextremen Anschlägen kommen könnte. Die bösen Vorahnungen kommen nicht von ungefähr. Mehrere Vorkommnisse der jüngsten Zeit beweisen, dass Südtirol trotz seiner traurigen Vergangenheit eine höchst aktive Neonaziszene besitzt.

alto adige

Zu Recht verurteilte die Landesregierung den Anschlag, bei dem zum Glück keine Personen zu Schaden kamen, auf das Schärfste. Aber das ist zu wenig. Wichtig ist, dass alle Südtirolerinnen und Südtiroler nun zusammenstehen, Gewalt als Lösung politischer und gesellschaftlicher Fragen streng verurteilen und so den Tätern nicht den geringsten politischen Spielraum lassen.

Nie wieder sollen bei uns Bomben als Mittel der Politik dienen. Schon gar nicht, wenn sie die Schwächsten der Gesellschaft zum Ziel haben. Der Anschlag in Eppan soll als das gesehen werden, was er ist. Ein feiger Anschlag Ewiggestriger auf Menschen, die Hilfe suchend zu uns gekommen sind.

Von: ka

Bezirk: Bozen