Von: luk
Bozen – „Internationale Tage, europäische Konventionen und gesamtstaatliche Pläne sind nichts als schöne Worte, wenn wir nicht endlich mehr Zeit, mehr Energie und mehr Geld in die Prävention von Gewalt an Frauen investieren“, erklärt die SVP-Landesfrauenreferentin und Kammerabgeordnete Renate Gebhard. Die Südtiroler Parlamentarierin hat unlängst einen Beschlussantrag der PD-Abgeordneten Lucia Annibaldi mitunterzeichnet, der von der Regierung konkrete Schritte gegen Geschlechtergewalt fordert, „denn Gewalt an Frauen ist eine Herausforderung der Gesellschaft.“
Die PD-Kammerabgeordnete Lucia Annibaldi hat am eigenen Leib erfahren müssen, was Gewalt an Frauen bedeutet: Sie ist im April 2013 durch einen Säureangriff entstellt worden, den zwei Männer im Auftrag ihres ehemaligen Partners an sie verübt hatten. „Dass sie bei weitem nicht das einzige Opfer von Gewalt an Frauen ist, das wissen wir alle“, erinnert die SVP-Kammerabgeordnete und Landesfrauenreferentin Renate Gebhard an die insgesamt vier Frauenmorde des Jahres 2018 allein in Südtirol. „Dabei erfahren wir zugegebenermaßen in der Regel nur von den öffentlichkeitswirksamen Fällen“, so Gebhard. „Die Dunkelziffer von Frauen, die tagtäglich der Gewalt durch ihre Ehemänner, Partner und Ex-Freunde – seltener durch Unbekannte – ausgesetzt sind, ist unwahrscheinlich höher.“
Durchdachte, strukturierte und zukunftsorientierte Maßnahmen gefordert
Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen erinnert jährlich am 25. November an die Opfer der Gewalt gegen Frauen. „Doch was nützen uns ein Aktionstag im Jahr, eine Istanbulkonvention zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt oder ein gesamtitalienischer Plan zur männlichen Gewalt an Frauen, wenn wir nicht endlich konkrete Initiativen setzen, um diesem gesellschaftlichen Phänomen durch durchdachte, strukturierte und zukunftsorientierte Vorbeugemaßnahmen zu entgegnen?“, betont Renate Gebhard. Aus diesem Grund hat die Südtiroler Parlamentarierin unlängst den Beschlussantrag der PD-Abgeordneten Lucia Annibaldi mitunterzeichnet, der klare und deutliche Schritte fordert.
Bildung ist der Schlüssel für gesellschaftlichen Wandel
„Bildung ist ein strategischer Schlüssel, um das Problem an der Wurzel anzupacken“, erklärt Gebhard. In diesem Sinne fordern die Parlamentarierinnen parteienübergreifend die Geldmittel für Sensibilisierungsinitiativen in der Schule. „Dasselbe gilt auch für physische, psychische und sexuelle Gewalt am Arbeitsplatz“, so Renate Gebhard. Daneben gilt es für die SVP-Abgeordnete dort anzusetzen, wo ein gesellschaftlicher Wandel angestoßen werden kann: Mädchen für die sogenannten MINT-Fächer begeistern und die Frauenbeschäftigung fördern. Nicht zuletzt gibt es eine Reihe konkreter Vorschläge für einen verstärkten Schutz der Opfer: die Zusammenarbeit, die Koordination und der Austausch zwischen Straf-, Zivil- und Jugendgericht; die verstärkte Ausbildung all jener Menschen, die im Netzwerk gegen Geschlechtergewalt arbeiten (Ärzte, Juristen, Psychologen, LehrerInnen, Sozialassistenten, …); eine einheitliche Risikobewertung des Täters auf gesamtstaatlicher Ebene und die Umsetzung des Gesetzes zum Schutz hinterbliebener Waisenkinder.
Im tagtäglichen Leben Augen und Ohren offenhalten
„Mit einem Tag im Jahr ist es jedoch nicht getan: Nur durch koordinierte Initiativen wird es uns zunehmend gelingen, Frauen und ihre Kinder vor Gewalt in der Familie zu schützen“, appelliert Renate Gebhard. „Nicht zuletzt ist aber jede und jeder einzelne von uns aufgefordert, in seiner eigenen Familie an einem gesellschaftlichen Wandel zu arbeiten, seinen Kindern mit gutem Beispiel voranzugehen und sie zu respektvollen Menschen zu erziehen sowie im tagtäglichen Leben Augen und Ohren offen zu halten, um betroffene Frauen und Familien auf Hilfsangebote wie Beratungsstellen und Frauenhäuser aufmerksam zu machen.“