Freie Liste äußert sich zu Gemeindewahlen in Kastelruth

“Gespaltene Gemeinde”

Montag, 14. November 2022 | 18:35 Uhr

Kastelruth – Am Sonntag hat Kastelruth einen neuen Gemeinderat gewählt. Die “Freie Liste”, die mit einem Team von zehn Leuten angetreten ist, hat 19,5 Prozent der Stimmen erhalten. Das ist ein leichter Zugewinn im Vergleich zu 2020. Die SVP hingegen hat knapp 900 Stimmen und damit ein Drittel ihrer Mandate eingebüßt. “Für die ‘Freie Liste’ bedeutet das Ergebnis eine Bestätigung der drei bisherigen Ratssitze – und ist doch keines, das man sich erwartet hat. Wir haben auch aufgrund der positiven Stimmung im Wahlkampf mit mehr Zuspruch gerechnet“, gesteht Bürgermeisterkandidat Christoph Senoner. „Denn die Politik der SVP und ihres ehemaligen Bürgermeisters hat die Gemeinde in den letzten Jahren zusehends gespalten.“ Freie Liste habe sich für ein neues Miteinander und einen anderen Stil in der Gemeindepolitik stark gemacht. Aber die Spaltung bleibe. “Die SVP hat fünf Sitze verloren – gewonnen hat die Ex-Bürgermeister Andreas Colli mit seiner Liste Mir Bürger. Und das, obwohl Colli weder im Wahlkampf noch am Wahltag in Kastelruth zugegen war”, so die Freie Liste.

Im Schatten der Polarisierung

2020 hatten noch über 600 SVP-Wählerinnen und -Wähler Senoner und nicht den damaligen SVP-Mann Colli als Bürgermeisterkandidat gewählt. Das Ergebnis von 2022 zeigt, dass nun viele SVP-Stimmen zu Colli gewandert sind: Am Sonntag hat er fast 300 Stimmen mehr als seine Liste erhalten: 1.210. Die Bürgermeisterkandidatin der SVP Cristina Pallanch knapp 350 weniger als die SVP-Liste: 1.580. Christoph Senoner hat 680 Stimmen auf sich vereinen können. „Zwischen den beiden polarisierenden Kräften und persönlichen Fehden sind wir mit unseren Themen nicht durchgedrungen“, kommentiert Senoner. Eine eingehende Analyse soll folgen.

Starkes Ergebnis bei Vorzugsstimmen

Erfreulich sei das hervorragende Abschneiden von Freie Liste bei den Vorzugsstimmen. Die zwei ehemaligen Gemeinderäte Simon Profanter (392) und Maximilian Ploner (359) legen kräftig zu (+101 bzw. +142 Stimmen) und werden mit Christoph Senoner weiter im Gemeinderat sitzen. Den Einzug um Haaresbreite verpasst – für Freie Liste hat es nur knapp nicht für einen vierten Sitz gereicht – hat Lisa Maria Gasser. Sie erhielt auf Anhieb 329 Vorzugsstimmen. Stark sei das gemeinsame Ergebnis: “Die neun Gemeinderatskandidatinnen und -kandidaten haben fast 2.000 Vorzugsstimmen erhalten.” Zum Vergleich: Die 26 Kandidatinnen und Kandidaten von Mir Bürger kommen auf 2.400 Vorzugsstimmen.

Keine Lust auf Neues, Freie Liste macht weiter

Die Chance, neue Gesichter und Ideen ins Rathaus zu bringen, war dieses Mal wohl so groß wie noch nie. Kastelruth habe sich für das Alte entschieden: “SVP und Ex-SVP.” Ein „Weiter so“ dürfe und könne es jetzt aber nicht geben. “Die SVP hat kräftig Federn lassen müssen und mit zehn von 18 Sitzen keine solide Mehrheit mehr. Eine Besetzung des Ausschusses auch mit Räten von Freie Liste hat die neue Bürgermeisterin umgehend ausgeschlossen. Umso wichtiger ist gute Oppositionsarbeit. Cristina Pallanch, der wir gratulieren, hat im Wahlkampf Ankündigungen gemacht, an die wir sie und ihre Partei gerne erinnern werden“, kündigt Christoph Senoner an. „Die Aufwertung des Gemeinderats, transparente Informationen aus dem Rathaus, die Wiederaufnahme der übergemeindlichen Zusammenarbeit.“

“Die drei Räte von Freie Liste werden sich umgehend an die Arbeit machen. So ist etwa ein Ratsbeschluss ausständig, mit dem Kastelruth zur Unterschutzstellung der Langkofelgruppe bzw. der Cunfin-Böden Stellung beziehen muss. Die drei Grödner Gemeinden haben sich bereits für den Schutzstatus ausgesprochen. Es gibt viel zu tun – und wir werden uns weiterhin konstruktiv und kritisch in die Gemeindepolitik einbringen“, erklären Senoner, Profanter und Ploner.

Von: luk

Bezirk: Salten/Schlern