„Klimaschutz braucht Jung und Alt“

Globaler Klimastreik am 3. März – auch in Bozen

Mittwoch, 01. März 2023 | 10:14 Uhr

Bozen – Südtirols größte Umweltorganisation ruft zur Teilnahme am anstehenden Klimastreik auf. Weltweit gehen am 3. März Menschen für die Bewahrung des Planeten, einer klimagerechten Mobilitäts- und Energiewende auf die Straße.

Beinahe die Hälfte der Südtirolerinnen und blickt pessimistisch in die Zukunft. Als die größten globalen Herausforderungen gelten die ökologischen Krisen wie der Klimawandel und die Zerstörung der Natur sowie bewaffnete Konflikte. Das sind die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage von Eurac und Astat aus dem letzten Sommer. „Effizienter Klimaschutz und damit die Aussicht auf ein gutes Leben wurde durch mangelnden politischen Willen jahrzehntelang verhindert und wird es noch immer“, so Josef Oberhofer, Präsident des Dachverbands für Natur- und Umweltschutz.

„Die Zeit wird immer knapper, aber wir haben es noch in der Hand!“ Die Teilnahme am globalen Klimastreik sei daher besonders wichtig, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass es noch immer wir Menschen seien, die sich für oder gegen Klimaschutz entscheiden bzw. solche Entscheidungen an die Politik in Auftrag geben oder eben nicht. Daher stelle sich der Dachverband für Natur- und Umweltschutz auch entschieden hinter jene jungen Menschen, die in den letzten Wochen mit kreativen Aktionen die Südtiroler Öffentlichkeit zur Diskussion über den Klimaschutz angestoßen haben.

Die Ergebnisse der repräsentativen Umfrage von 2022 zeigen auch, dass der intakten Natur die größte Bedeutung für die Entwicklung Südtirols in den kommenden zehn Jahren zugeschrieben wurde. 95 Prozent stufen diese als eher bzw. sehr wichtig ein, dicht gefolgt von der sozialen Gerechtigkeit. Deutlich abgeschlagen findet sich die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit (79 Prozent). „In der Südtiroler Gesellschaft besteht Konsens darüber, dass die Politik den Klimaschutz endlich vor wirtschaftliche Interessen stellen muss und dass die Entscheidungsträger auf allen Ebenen beim Klimaschutz einen Zahn zulegen müssen“, so Oberhofer. Ob man die Klimakrise bekämpft oder nicht, habe nichts mit Ideologie zu tun, denn die Zerstörung der eigenen Lebensgrundlagen und jener unserer Kinder seien keine Tugend.

Oberhofer ruft daher zu einem Schulterschluss zwischen Jung und Alt auf und zu einer gemeinsamen Teilnahme am Klimastreik am Freitag, den 3. März.

FFF: „Gemeinsam gegen die Klimakatastrophe“

Fridays for Future (FFF) ruft ebenfalls zum Klimastreik am 3. März in der Landeshauptstadt auf. Weltweit werden die Straßen und Plätze wieder im Zeichen der Forderung nach überlebenswichtiger, konsequenter Klimapolitik im Hier und Jetzt stehen.

„Die Zeit läuft gnadenlos davon: Im Jahr 2022 wurden in Italien 310 extreme Umweltereignisse gemessen, vor allem Dürre, Hagel und Hochwasser; dadurch verloren 29 Menschen ihr Leben. Der Sommer 2022 sprengte zudem die Hitzerekorde in Europas Geschichte. Der Klimanotstand hat uns eingeholt und die Umwelt gerät auch hierzulande aus den Fugen. Und doch scheinen die Machthabenden das Drama der Gegenwart zu verkennen“, so FFF South Tyrol. Der Streik sei auch als Mahnung an die Landespolitik zu verstehen, den Weg des Klimaschutzes zu gehen und selbst gesetzte Ziele konsequent einzuhalten. „Das gerade im Lichte der umsetzenden Bestimmungen zum Klimaplan des Landes, auf die wir und andere Organisationen mit Spannung warten, aber auch des klimaschädlichen Torfstichs in Südtirol, der das Image vom Klimaland Südtirol konterkariert und doch weiter möglich ist“, erklärt FFF South Tyrol.

Italien auf dem Weg zur klimapolitischen Nullnummer?

Der Protest richte sich jedoch nicht bloß gegen einzelne Maßnahmen (oder vielmehr unterlassene Handlungen) auf Landesebene, sondern schließt sich der Entrüstung und dem Befremden an, das Jugendliche in ganz Italien im Angesicht einer Regierung verspüren, die die Dringlichkeit einer konsequenten sozial-ökologischen Revolutionierung der Gesellschaft verleugne. So verschlafe man die dringend nötige Energiewende, und zwar auf Kosten einer lebenswerten Zukunft. „Statt dem massiven Ausbau erneuerbarer Energiegewinnung oberste Priorität einzuräumen, plant Umweltminister Pichetto die langfristige Erschließung der Gasvorkommen in der Adria und beweist so, ein Mann der Vergangenheit zu sein“, erklärt FFF South Tyrol. Durch die Vorhaben der Regierung, vermehrt Gas aus der Adria zu fördern, würden öffentliche Gelder verprasst, die auch im Sinne der Generationengerechtigkeit für die Förderung innovativer Energiegewinnungstechniken und demokratisch von den Bürgern kontrollierten Energiegemeinschaften eingesetzt werden müssten.

Notwendigkeit breiter gesellschaftlicher Mobilisierung ungebrochen

Die Klimastreiks seien mittlerweile auch in Südtirol nichts Neues mehr, so die Bewegung, „aber nur wenn wir und andere permanent auf die Notwendigkeit radikalen Klimaschutzes hinweisen, tut sich überhaupt etwas.“

Die Kräfte des Status Quo seien stark, Lobbygruppen bestimmen in weiten Teilen die Institutionen der Demokratie und kanalisieren deren Entscheidungen zugunsten von kurzfristigen Profitinteressen, was im Gegensatz zur von der Jugend geforderten Abkehr vom fossilen Kapitalismus stehe. Daher sei der Druck der Straße entscheidend.

„Während immer neue Protest- und kreative Aktionsformen entstehen, bleiben die Klimastreiks durch ihre Aneignung öffentlichen Raums im Dienste einer gerechten Sache ein wichtiges Instrument der kollektiven Bewusstseinsbildung. Die auf den Streiks gelebte Solidarität und die dort praktizierte politischen Bildung stärken die Hoffnung und den Zusammengehörigkeitssinn für die schweren Zeiten, die auf uns zukommen und ermutigen zugleich zu gesellschaftlichem Engagement“, betont FFF. In diesem Sinne seien alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen und aufgerufen, sich der Aktion am 3. März anzuschließen. Der Protestzug startet um 11.00 Uhr am Siegesplatz in Bozen.

Von: mk

Bezirk: Bozen