Von: mk
Bozen – Die vorgesehenen zehn Millionen Euro für 9000 Lehrkräfte werden bei weitem nicht ausreichen, um der Krise in Südtirols Schule Einhalt zu gebieten, befürchten die Landtagsabgeordneten der Grünen.
Der Lehrerberuf sei schwierig, schreiben die Abgeordneten Hanspeter Staffler, Brigitte Foppa und Riccardo Dello Sbarba in einer Aussendung. „Lehrerinnen und Lehrer erziehen und vermitteln Wissen an junge, sich entwickelnde Menschen und tragen daher eine große Verantwortung. Leider wird in Italien und in Südtirol diese große Verantwortung nicht ausreichend wertgeschätzt. In der Pandemie ist der Lehrerberuf auch zu einem gefährlichen Beruf geworden: Der stundenlange direkte Kontakt mit Kindern und Jugendlichen in geschlossenen Räumen birgt auch ein hohes Ansteckungsrisiko.“
Die fehlende Anerkennung des Wertes des Lehrerberufs zeige sich an vielen Fronten, vor allem an der Bezahlung. Im September veröffentlichte ASTAT (ASTATinfo Nr. 54/09/2021) Daten zu den Gehältern im öffentlichen Sektor, wobei der Schwerpunkt auf den Schulen lag. Im Zeitraum zwischen 2014 und 2019 haben die öffentlich Bediensteten an den Schulen einen Reallohnverlust von 2,5 Prozent erlitten. „Die kürzlich abgeschlossenen Tarifverträge auf Landesebene können vielleicht verhindern, dass sich die Kluft weiter vergrößert, der in den vergangenen Jahren erlittene Reallohnverlust wurde aber nicht kompensiert. All dies macht den Lehrerberuf immer weniger attraktiv“, erklären die Grünen.
Unserer Gesellschaft könne sich kein schlecht bezahltes, ungenügend abgesichertes und unterbesetztes Lehrpersonal leisten. Deshalb müsse das Land so schnell wie möglich Maßnahmen ergreifen – besonders auch im Hinblick auf die Pensionierungswelle, die bald die Generation der in den 1960-er Jahren ausgebildeten Lehrerinnen und Lehrer treffen wird. „Ganz zu schweigen von den durch die “Green-Pass”-Pflicht verursachten Ausfällen.“
Um den Nachwuchs an motivierten Lehrkräften zu sichern, sei es notwendig, diese auch gut und der Verantwortung ihrer Arbeit entsprechend zu bezahlen, fahren die Grünen fort. Daher bräuchte es dringend ein Finanzierungspaket, um die Gehälter der Lehrerinnen und Lehrer auf ein gutes Niveau zu bringen. Kurz- bis mittelfristig wäre das Lohnniveau um mindestens 30 Prozent anzuheben, um nur einigermaßen mit anderen Sektoren und mit den benachbarten deutschsprachigen Regionen mithalten zu können. Im aktuellen Landeshaushalt, der nächste Woche im Landtag behandelt wird, wurden für gut 9.000 Lehrerinnen und Lehrer der Grund-, Mittel- und Oberschulen zehn Millionen Euro reserviert.
„Damit wird gerade einmal die Inflation des Jahres 2021 ausgeglichen. Südtirols Schule braucht hingegen Investitionen eines ganz anderen Größenausmaßes! Wir sind der Meinung, dass der Landeshaushalt die Mittel für eine angemessene Anhebung der Lehrergehälter bereitstellen muss, wenn man eine drohende Krise im Bildungswesen verhindern will. Der Ball liegt nun bei der SVP-Lega-Salvini-Regierung, die hier bis jetzt keine sonderlich gute Figur abgegeben hat“, so die Grünen.