Ungeimpfter Bozner Unternehmer sorgt in Italien für Aufregung – VIDEO

„Grüner Pass? Ich bezahle die Strafe, aber die Regierung benachteiligt uns“

Dienstag, 15. Februar 2022 | 08:12 Uhr

Bozen – Ein ungeimpfter Bozner Unternehmer, Gerhard Tratter, sorgt mit einem Interview, das er der Mailänder Tageszeitung Corriere della Sera gab, in der italienischen Öffentlichkeit für Aufmerksamkeit.

„Keiner kann mich daran hindern, meine Firma zu betreten. Ich werde die Strafe bezahlen, aber die Regierung benachteiligt uns“, antwortete Gerhard Tratter auf die Frage, was er ab dem Dienstag, wenn die Impfpflicht für Über 50-Jährige in Kraft tritt, tun werde. Nach dem Interview mit der Mailänder Tageszeitung suchte auch ein Fernsehteam des italienischen Senders Retequattro den Bozner Unternehmer auf. Während des Interviews wies der Reporter den ungeimpften Unternehmer auf die vom Gesetz vorgesehenen Strafen hin. Um den Fortgang der Ereignisse zu dokumentieren, versprach der Reporter am Dienstag wiederzukommen.

YouTube/Tratter Engineering GmbH

Ab Dienstag gilt für Über 50-Jährige die Super Green Pass-Pflicht am Arbeitsplatz. Ein Arbeitnehmer, der keine Bescheinigung vorweisen kann, gilt als unentschuldigt abwesend und verliert bis zum 15. Juni 2022 seinen Gehalt. Wer ohne Super Green Pass zur Arbeit erscheint, riskiert ein Bußgeld von 600 bis 1.500 Euro.

Von den 53 Mitarbeitern der Firma Tratter Engineering in Bozen – ein Unternehmen mit einem Umsatz von 25 Millionen Euro und Werken in Italien, Österreich und Polen, das für den Automobilbereich Kunststoffteile herstellt und sie weltweit exportiert – sind fünf Über 50-Jährige ungeimpft. Bei ihnen handelt es sich um vier Firmenangestellte und ihrem Chef, Gerhard Tratter. Der 55-Jährige leitet das Familienunternehmen, dessen Geschäftsführer und Hauptaktionär er ist. Trotz der Einführung der faktischen Pflichtimpfung für Über-50-Jährige wird er morgen an seinem Arbeitsplatz, dem Büro des Firmenleiters und Geschäftsführers, erscheinen.

„Bei uns arbeiten vier Über-50-Jährige, die nicht geimpft sind. Aber wir haben kein unmittelbares Problem. Nachdem sie gerade positiv getestet worden sind, besitzen sie jetzt einen grünen Pass und können sechs Monate lang arbeiten gehen“, so Gerhard Tratter gegenüber dem Corriere della Sera.

Foto: SABES

„In sechs Monaten werden wir sehen, ob es noch eine Impfpflicht geben wird. Überzeugte Impfgegner könnten sich suspendieren lassen. Darüber haben wir noch nicht gesprochen, aber ich habe es in Betracht gezogen. In unserem Werk in Österreich ist die Lage von Anfang an anders gewesen. Dort hat man die Menschen ermutigt, sich zu impfen, indem man die Quarantäne für geimpfte Personen, die engen Kontakt zu infizierten Personen gehabt hatten, aufgehoben hat. Dies wird jetzt auch in Italien praktiziert. Die Tatsache, Menschen einfacher entlassen zu können, hat die österreichischen Arbeitnehmer zur Impfung gedrängt“, antwortete Tratter auf die Frage, was er in sechs Monaten tun werde.

ANSA/MOURAD BALTI TOUATI

„Ich sage zum Glück nicht, dass ich nicht weiterarbeiten könnte, aber wenn ich sie verlieren würde, bekäme ich sicherlich Schwierigkeiten. Mitarbeiter mit einer solchen Professionalität und Erfahrung sind besonders in Südtirol, wo keine Arbeitslosigkeit herrscht, kaum zu finden. Wenn man gute Leute vom Markt nimmt, nur weil sie sich nicht impfen lassen wollen, wird die gesamte Wirtschaft darunter leiden. Ich hoffe, die Regierung hat dies berücksichtigt“, meint Gerhard Tratter, der vor den Folgen des Verlusts von wertvollen Arbeitskräften warnt.

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„Keiner kann mich daran hindern, meine Firma zu betreten. Notfalls werde die Strafe bezahlen“, so der Inhaber auf seinen eigenen Impfstatus angesprochen.

Sorgen bereiten Gerhard Tratter vielmehr die dunklen Wolken, die über dem Automobilsektor aufziehen. „Infolge des Rückgangs der Bestellungen hatten wir die Krise schon im Jahr 2019 gespürt. Dann sind Corona und die Schließungen hinzugekommen. Ende 2020 haben wir uns kurz erholt, aber das ganze Jahr 2021 hindurch haben wir wegen des Chipmangels und der Umstellung auf Elektroautos nur mit 50 bis 60 Prozent der Kapazitätsauslastung gearbeitet. Wir versuchen diesen Schwierigkeiten mit einer Diversifikation unserer Tätigkeit zu begegnen. Wir stellen nun auch elektronische Komponenten für die Steuerung von Elektromotoren mit niedrigem Verbrauch her“, erklärt abschließend Gerhard Tratter, der mit gemischten Gefühlen in die Zukunft blickt.

Von: ka

Bezirk: Bozen