Diskussion

Grundlagen einer effizienten und nachhaltigen Infrastruktur- und Mobilitätspolitik im Bezirk Bozen

Donnerstag, 07. November 2019 | 11:55 Uhr

Bozen – Auf Einladung von Bezirksobmann Christoph Perathoner diskutierten die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sowie die SVP-Ortsobleute des Bezirks Bozen Stadt und Land in Anwesenheit des zuständigen Landesrates Daniel Alfreider sowie der Landtagsabgeordneten Franz Locher und Helmuth Renzler die Voraussetzungen für eine zukunftsorientierte Mobilitäts- und Infrastruktur.

Dabei wurde einerseits der Entwurf eines Infrastruktur- und Mobilitätsprogrammes vorgestellt, welchen die Bezirksleitung für die Legislaturperiode 2018-2023 erarbeitet hatte. Andererseits wurde eine Verkehrs- und Infrastrukturstudie präsentiert, die im Auftrag der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern unter dem Präsidenten Albin Kofler erarbeitet wurde.

Bei der Ausarbeitung des Entwurfes des Infrastruktur- und Mobilitätsprogrammes für den Bezirk Bozen Stadt und Land habe man versucht, die verschiedenen Vorhaben, Projekte und Visionen aller Gemeinden zu sammeln und zu ordnen. Dies war nur mit der aktiven Mithilfe der Gemeindeverwalter und Vertretern der Ortsgruppen möglich, betonte Bezirksobmann Perathoner. „Wir brauchen vor allem ein realistisches und zeitnah realisierbares Gesamtkonzept für die Mobilität im Bezirk Bozen Stadt-Land und im Unterland. Dabei geht es nicht nur um die große Herausforderung der südlichen Zulaufstrecken zum Brennerbasis-Tunnel, sondern auch um den Austausch der Landeshauptstadt mit den umliegenden Gemeinden. In den kommenden Jahren werden wir konkrete Antworten vorlegen müssen. Über einige Projekte, wie beispielsweise dem Hörtenberg-Tunnel, wird seit Jahrzehnten gesprochen, ohne dass irgendetwas passiert ist. Auch an anderen Projekten wie der Völser-Straße wird seit vielen Jahren immer wieder gearbeitet ohne, dass es endlich zu einem Abschluss der Arbeiten kommt“, erklärte der Bezirksobmann.

Landesrat und Landeshauptmann-Stellvertreter Daniel Alfreider begrüßte die Ausarbeitung des Programmes als wichtige Prioritätenliste und als Gesamtkonzept. „Investitionen in unsere Mobilitätsinfrastruktur, sowohl für den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur als auch für die Potenzierung des öffentlichen Personennahverkehrs sind Investitionen in den ländlichen Raum“, so Alfreider wörtlich. Natürlich können nicht alle Projekte auf Anhieb finanziert werden, aber durch eine enge Kooperation zwischen Land und Gemeinden bei der Planung und Ausführung der Infrastrukturen sollen alle Finanzierungsmöglichkeiten und Synergien genutzt werden.

Ingenieur Michael Pfeifer stellte gemeinsam mit dem Präsidenten der Bezirksgemeinschaft Albin Kofler die von der Bezirksgemeinschaft Salten-Schlern in Auftrag gegeben Studie zur Mobilität vor.

Die Studie analysiert die verschiedenen Verkehrsflüsse, die Verkehrsknoten und zeigt eine Reihe von Lösungen auf. Die größte Barriere bei den vielen Infrastrukturprojekten ist derzeit die Finanzierung. Bezirksobmann Perathoner ist überzeugt, dass bestimmte Projekte nur im Rahmen einer Public-Private-Partnership verwirklicht werden können. Die öffentliche Verwaltung müsse den Mut haben, auch diese Finanzierungsform in Erwägung zu ziehen.

Landtagsabgeordneter Franz Locher sprach sich für den Hörtenberg-Tunnel aus.

Im Anschluss stellten die einzelnen Bürgermeister die prioritären Mobilitätsthemen ihrer Gemeinden vor und forderten eine rasche Lösung.

 

  • Bozens Vizebürgermeister Luis Walcher forderte für die Hauptstadt ein Gesamtkonzept, weil das Zu- und Abfahren, aber auch die Umfahrungen der Landeshauptstadt wesentlich am Erfolg der Mobilität im gesamten Land beitragen.
  • Welschnofens Bürgermeister Markus Dejori forderte mit Nachdruck die Möglichkeit zur Verwirklichung der „Kölner-Hütte“.
    Koordnierungsobmann Raimiund Fill fordert die Überetscherbahn, oder ein gleichwertiges innovatives, attraktives und schnelles Anbindungssystem des Überetsch an die Landeshauptstadt.
  • Der Ortsobmann von Eppan Lorenz Ebner und Eppans Koordinierungsobmann Christoph Granaudo thematisierten die notwendige Verkehrslösungen am Pillhof, die MEBO-Ausfahrt Eppan und die Entwicklung der Ex-Marcanti Kaserne.
    Der Leiferer Vizebürgermeister und Ortsobmann Giovanni Seppi sprach sich gegen jede Form des Ausbaues des Flugplatzes und sieht als Zukunftsvision eine Leiferer Seilbahn nach Deutschnofen. Zudem spricht sich die Leiferer Gemeinde auch gegen die Verlegung der A22 in der bisher angedachten Trassierung und fordert auf das Projekt zu überdenken.
  • Der Bürgermeister von St. Christina Moritz Demetz und die Vizebürgermeisterin von St. Ulrich Lara Moroder sprachen sich klar für eine zeitnahe Beruhigung der Dolomitenpässe zur Förderung des UNESCO-Weltnaturerbes aus und zudem für eine Verbesserung der Straße Waidbruck-St. Ulrich.
    Bezirkspräsident Albin Kofler und Bürgermeisterin Martina Lantschner sehen in den Ortschaften Karneid, Kardaun und Blumau die Feinstaubbelastung, den Lärm und die Staus als großes Problem und fordern, dass hier alsbald Abhilfe geschaffen werde.
  • Bürgermeister Othmar Stampfl trat energisch für den Abschluss der Bauarbeiten der Völserstraße ein, die in der jetzigen Form immer noch viele Gefahrenstellen berge.
    Bürgermeister Paul Romen fordert die Jenesiener Seilbahn und den Ausbau der Straßen Jenesien-Afing, Jenesien-Glaning, Jenesien-Flaas nach Mölten (Sonnenstraße).
    Möltens Bürgermeisterin Angelika Wiedmer pocht seit Jahren auf den Ausbau und die Verbesserung des Glasfasernetzes im Bezirk Bozen und die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs am gesamten Tschögglberg.

 

Abschließend appellierten die Funktionäre des Bezirks, dass zudem weiterhin mit Nachdruck am Einsatz und Ausbau von umweltfreundlicher Mobilität im Bezirk gearbeitet werde. Dies sei nicht nur im Bozner Talkessel wichtig, sondern überall dort, wo ein sanfter Umgang mit der Natur besonders notwendig ist. Umweltfreundliche neue Technologien wie Wasserstoffbusse im städtischen und außerstädtischen Bereich, E-Mobilität, Car-Sharing-Konzepte und die Verlegung des Schwerverkehrs auf die Schiene müssen als notwendige Rahmenbedingung für nachhaltige Mobilität gezielt gefördert werden.

Von: luk

Bezirk: Bozen, Überetsch/Unterland