Von: APA/AFP/dpa/Reuters
Angriffe der israelischen Armee im Gazastreifen haben am Donnerstag laut des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes mindestens 76 Tote gefordert. Viele seien gestorben, als sie an Verteilzentren auf die Ausgabe von Hilfsgütern warteten, sagte ein Behördensprecher. Er verwies auf Schüsse am Netzarim-Korridor im Zentrum des Gazastreifens sowie an einem Hilfszentrum in der Nähe von Khan Younis im Süden des Gazastreifens. Die israelische Armee sprach von “Warnschüssen”.
Darüber hinaus seien im Norden des Gazastreifens bei neun verschiedenen israelischen Angriffen weitere 51 Menschen getötet worden, erklärte Bassal und erhöhte damit die von ihm zuvor genannte Zahl von Todesopfern deutlich. Die israelische Armee erklärte, ihre Soldaten hätten am Netzarim-Korridor “Warnschüsse” auf “Verdächtige” abgegeben, die sich ihnen näherten. Über Verletzte habe sie keine Kenntnis. Zu dem Vorfall in der Nähe von Chan Junis äußerte sich die Armee nicht.
Tausende versammelten sich bei Ausgabezentrum für Hilfsgüter
Nach Angaben eines Augenzeugen hatten sich am Netzarim-Korridor über Nacht tausende Menschen in der Hoffnung versammelt, dort an einem Verteilzentrum Hilfsgüter von der von den USA und Israel unterstützten Hilfsorganisation GHF zu bekommen. “Gegen 01.00 Uhr begannen sie, auf uns zu schießen. Die Schüsse kamen verstärkt von Panzern, Flugzeugen und Quadrocoptern”, einer Art Hubschrauber. Wegen der großen Menschenmenge sei eine Flucht praktisch unmöglich gewesen. Verletzte und Tote hätten auf dem Boden gelegen. “Wir konnten ihnen nicht helfen oder wenigstens selbst flüchten.”
Die Behörden der militanten Palästinenserorganisation Hamas im Gazastreifen haben der israelischen Armee schon mehrfach die Tötung von dutzenden Menschen vorgeworfen, die sich in der Nähe von Verteilzentren für Hilfsgüter versammelt hatten. Anfang März hatte Israel aufgrund der stockenden Waffenruhegespräche eine Blockade für Hilfsgüter für den Gazastreifen verhängt. Erst Ende Mai wurde die Blockade teilweise wieder aufgehoben. Israel steht wegen der verheerenden humanitären Lage in dem Palästinensergebiet international unter Druck. Die UNO warnte jüngst vor einer Hungersnot im gesamten Gazastreifen.
Die von den USA und Israel unterstützte Hilfsorganisation GHF hatte Ende Mai ihre Arbeit im Gazastreifen aufgenommen und vier Verteilzentren im Süden und im Zentrum des Palästinensergebiets eröffnet. Die UNO und große Hilfsorganisationen verweigern die Kooperation mit der Stiftung, der sie vorwerfen, sich nach den Plänen der israelischen Armee auszurichten. An den Zentren kommt es immer wieder zu Chaos und Gewalt.
Tote auch in Gaza-Stadt und Camp Al-Shati
In anderen Teilen des Gazastreifens wurden nach Angaben des Hamas-Zivilschutzes am Donnerstag weitere zehn Menschen durch israelischen Beschuss getötet. Drei Menschen kamen demnach in einem Wohngebäude in der Stadt Gaza ums Leben, sieben bei einem Angriff auf das Vertriebenenlager Al-Shati.
Aktuell sind 1 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen