Straßenbenennungen im Stadtteil Drusus 2 in Bozen

Heimatbund möchte eine Maria-Theresia-Straße

Samstag, 05. Januar 2019 | 18:36 Uhr

Von: luk

Bozen – In einem Brief an Bürgermeister Dr. Renzo Caramaschi schlägt der Südtiroler Heimatbund (SHB) vor, eine Straße oder einen Platz im Wohnviertel Drusus 2 an der Reschenstraße nach Kaiserin Maria Theresia zu benennen. Diese Frau genieße europaweit hohes Ansehen, außerdem seien in Bozen nur ganz wenige Plätze Frauen gewidmet.

 

Hier der Brief:

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister der Stadt Bozen

 

Geehrter Herr Dr. Renzo Caramaschi

 

Im neuen Stadtviertel an der Drususstraße/ Kreuzung Reschenstraße wurden meines Wissens bereits einige Straßen- bzw. Plätze benannt, so eine Straße nach dem berühmten Dirigenten C. M. Giulini, geboren in Süditalien, der aber seine Jugend teilweise in Bozen verbrachte und im Friedhof in Oberau begraben ist.

 

In Bozen mit mehr als 350 Straßennahmen sind nur 19 davon Frauen gewidmet, wobei zu dieser niedrigen Zahl auch St. Magdalena und der Marienplatz dazugerechnet wurde. Männernamen tragen in der Landeshauptstadt 109 Straßen und Plätze, mit jenem des Dirigenten Giulini sind es nun 110.

 

Eine Frau, die europaweit hohes Ansehen genießt, ist die ehemalige Kaiserin Maria Theresia. Kaiserin Kaiserin Maria Theresia, geboren am 13. Mai 1717 in Wien, verstorben am 29. November 1780. Ihr sind europaweit, aber auch in Italien viele Straßen und Plätze benannt, so gibt es in Riva del Garda eine Maria-Teresia-Straße und in Turin einen Maria-Teresa-Platz.

Auch die Provinz Bozen hat die Kaiserin mit der Benennung der Radroute zwischen Terlan und Bozen geehrt (Siehe Anlage)

 

Warum sollte Bozen eine Maria-Theresia-Straße haben?

Weil sie bleibende Werke geschaffen hat, die auch noch heute, 239 Jahre nach ihrem Tod, Gültigkeit haben:

 

Ihr verdankt Mitteleuropa sehr viel, unter anderem auch die Wohnzone in der Drususstraße!

 

Weitere Verdienste:

Maria Theresia (1717-1780) hat in allen damaligen Kronländern um 1774 die sechsjährige Schulpflicht eingeführt.

Kaiserin Maia Theresia garantierte den Fernkaufleuten, welche die Bozner Messen besuchten, besondere Messeprivilegien.

Kaiserin Maria Theresia war die Regentin, die anfing das alte Folter- und Strafvollzugssystem anzutasten und etwas zu lindern. Mit ihr begann man auch in Bozen den Missbrauch des makabren Schauspiels der öffentlichen Hirnrichtungen, die Tortur und die alte Kriminalgerichtsordnung infrage zu stellen. Nicht umsonst, beschloss der Bozner Stadtrat am 19. Dezember 1772 den Abbau des seit dem 14. Jahrhundert am Bozner Obstmarkt bestehenden „Narrenheisls“ (Pranger).

Kaiserin Maria Theresia hatte zudem nach einigen schwerwiegenden, tödlichen Unfällen den „Saltnern“ das Tragen von Schusswaffen verboten. Maria Theresia hat sich im Süden Bozens bei der Trockenlegung und Urbarmachung vieler Möser und bei der Regulierung der Etsch große Verdienste erworben.

Bereits vor 280 Jahren, am 24. und 25. Dezember 1738 – als die Reichserbin Maria Theresia noch nicht Kaiserin war- hatte ihr der Bozner Bürgermeister Bernhard Johann von Zobel (1660-740) zum ersten Mal die Folgen der umliegenden Sumpf- und Moosgebiete dargelegt, die vor allem im Sommer immer wieder Auslöser des lebensgefährlichen Wechselfiebers (Bozner Sumpffieber), auch „Leiferer Tod“ genannt, war. Besonders nach langanhaltenden Regenfällen und den darauffolgenden hohen Hitzewellen war die Infektions- und Todesgefahr durch Schlaganfälle, sehr groß.

Die wohl prominentesten Todesopfer waren der Wiener Polizeikommandant und Hofkämmerer des Kaiser Franz I. Stephan, General Bonifazius Marchio von Spada (1698-1765) und der Kartograph Peter Anich (1723–1766).

Alles weist darauf hin, dass sich der fettleibige und übergewichtige Ehemann Maria Theresias, Kaiser Franz I. Stephan (das Ehepaar war im Juli 1765 in Bozen) der seit 1764 unter akuten Kreislaufstörungen litt und sich nicht mehr bester Gesundheit erfreute, ähnlich wie sein General Bonifazius Marchio von Spada und sein Sohn Kronprinz Leopold die sich in den ungesunden Verhältnissen von Bozen eine lebensbedrohende Infektion zugezogen hatten.

Zehn Tage nach der Beisetzung des Generals von Spada, verschied am 18. August 1765, um halb acht Uhr abends, völlig unerwartet auch der 56-jährige Kaiser Franz I. Stephan
von Lothringen. Drei Jahre nach dem Tod ihres Gatten befahl die Kaiserin die riesigen, unkultivierten Möser im Bezirks Bozen trockenzulegen.

Sie unterstützte damit die Pläne des Bauingenieures Josef Peter von Zallinger (1730-1895) und dessen Schwagers Johann Nepomik Josef von Menz, Johann Peter von Menz und Franz Dominikus von Graff und des Bozner Bürgermeisters Johann Jakob (II.) von Graff zu Compill. In Bozen wurden diese Gründer der „Moosaustrocknungs-Kompanie“ mit Sitz in Bozen und Pioniere der Au- Entsumpfung seit der Annexion 1919 total ignoriert.

Dies obwohl Johann Peter von Menz für die Trockenlegung der „Möser“ im „Neufeld“ bei Bozen und die Kultivierung von Ödland mit Johann Nepumuk und Josef von Menz von der österreichischen Kaiserin Maria Theresia mit dem Adelsprädikat „zu Schönfeld“ ausgezeichnet wurde.

In Tramin trägt die Zallinger-Straße den Namen des Bozner Bauingenieurs Josef Peter von Zallinger. Dabei war es gerade dieser Bauingenieur und Schwager des Bozner Bürgermeisters von Graff der die Moosentsumpfung zwischen Siebeneich und Gries (und somit das ganze Gebiet der heutigen Drususstraße) umgesetzt hatte.

Ohne seine Projekte und seinen Einsatz sowie den Rückhalt der Kaiserin Maria Theresia wären der Beginn der Umwandlung in Kulturland und die spätere Wertschöpfung durch den Obstanbau kaum möglich gewesen.

(Ein Dank an Buchautor und Heimatforscher Günther Rauch für die Nachforschungen)

 

Ich ersuche die Stadtgemeinde Bozen, eine Straße oder einen Platz (Ev. Kinderspielplatz, die Kaiserin hatte 16 Kinder) nach Kaiserin Maria Theresia zu benennen.

 

Mit freundlichen Grüßen

Roland Lang

Obmann des Südtiroler Heimatbundes

Bezirk: Bozen