Höhere Durchimpfungsrate wird angestrebt

Impfungen: Kompatscher trifft Ministerin Lorenzin

Dienstag, 24. Oktober 2017 | 16:38 Uhr
Update

Bozen – Landeshauptmann Arno Kompatscher hat sich heute in Rom mit Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin getroffen.

“Ich habe Ministerin Lorenzin erklärt, welche Vorgehensweise in Südtirol in Bezug auf den Impfschutzdurchgeführt wird”, berichtet Landeshauptmann Kompatscher, “und zwar verschickt der Südtiroler Sanitätsbetrieb ein Informationsschreiben an die Familien, die dieses dann den Schulen bzw. Kindergärten vorlegen müssen.” Kompatscher räumte zwar ein, dass es zu Beginn etliche Widerstände gegeben hat, “die neuesten Daten sind aber ermutigend: Waren es zunächst noch mehr als tausend Kinder, für die die notwendigen Unterlagen zu den Pflichtimpfungen nicht eingereicht worden waren, sind wir mittlerweile bei weniger als 400 angelangt. Wir werden uns weiterhin dafür einsetzen, dass alle zu den Informationsgesprächen erscheinen und anschließend die vorgesehenen Schritte durchführen”, so Kompatscher.

Ministerin Lorenzin zeigte Verständnis für die besondere Situation auf lokaler Eben, die auch auf den andren kulturellen Hintergrund zurückzuführen sei. Sie brachte aber auch ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass es gelingen werde, die Durchimpfungsrate zu erhöhen, und wies auf die zentrale Bedeutung der sogenannten “Herdenimmunität” hin. “Eine positive Neuheit stellt das geplante Gesetzesdekret dar, das derzeit erarbeitet wird”, stellte Kompatscher fest, “damit sollen die Hürden aus dem Weg geräumt werden, die sich aus den Bestimmungen zum Schutz der Privatsphäre in Bezug auf die direkte Weitergabe der Daten des Sanitätsbetriebes an die Schulen und Kindergärten sowie umgekehrt ergeben. Eine solche Maßnahme würde dazu beitragen, die gesamte Prozedur einfacher, schneller und weniger bürokratisch zu gestalten.”

BISHER: Ministerin rügt Südtirol

Die Antwort von Landesrätin Martha Stocker fällt freundlich, aber bestimmt aus. Die Bewegung der Impfkritiker in Südtirol sei sehr stark, die bisherigen Maßnahmen, die das Land ergriffen hat, bezeichnet Stocker jedoch als „angemessen“. Hintergrund des Wortwechsels ist eine harsche Kritik von Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin.

Medienberichten zufolge kritisierte die Ministerin, die Übergangsbestimmungen in Zusammenhang mit der staatlichen Impfplicht, wodurch Hunderte von Kindern Kindergärten und Kinderhorte besuchen konnten, ohne vorher alle Impfungen erhalten zu haben.

Was in Südtirol passiert, sei nicht zulässig, erklärte die Ministerin. Vor allem an deutschen Kindergärten sind Kindern nicht gegen alle Krankheiten geimpft, wie es die staatliche Regelung verlangt.

Die Ministerin hat neben sämtlichen Daten auch ein Treffen verlangt. Sobald Landeshauptmann Arno Kompatscher die aktuellen Daten hat, will er in den nächsten Tagen nach Rom fahren.

Stocker beteuert unterdessen, dass die Eltern so schnell wie möglich über den Impfstatus ihrer Kinder informiert worden seien. Anschließend seien Einzelgespräche fixiert worden. In den vergangenen Tagen sei dem Land mitgeteilt worden, die Zahl der nichtgeimpften Kinder von über 1.000 auf 500 gesunken sei.

Schulamtsleiter Peter Höllrigl erklärte, dass viele Eltern immer noch Unterlagen abgeben. Er sei zuversichtlich, dass die Zahl der nichtgeimpften Kinder weiter sinke.

Pöder: “Ministerin Lorenzin hat uns Südtirolern gar nichts zu sagen”

“Die italienische Gesundheitsministerin Beatrice Lorenzin ist für uns, die sich gegen den Impfzwang einsetzen  eine unerwünschte Person in Südtirol”, so der Landtagsabgeordnete Andreas Pöder (BürgerUnion).

Pöder hält Lorenzins Aussagen zur Zahl der Impfkritiker in Südtirol in Richtung Landeshauptmann und Landesregierung für “unerhört” und zudem für” eine unzulässige Einmischung Roms in Südtiroler Angelegenheiten”. “Wir erwarten von Landeshauptmann Arno Kompatscher, dass er sich von Ministerin Lorenzin nicht wie ein Schulbube behandeln lässt und die autonomen Zuständigkeiten verteidigt”, so Pöder.

“Die Landesregierung sollte gegenüber dem italienischen Gesundheitsministerium endlich Mut zeigen und auf die autonomen Zuständigkeiten vor allem in der Kindergartenfrage und im Bildungsbereich pochen: Südtirol hat im Bereich Kindergarten ausschließliche Zuständigkeiten, der Staat hat im Bereich Gesundheitsschutz nur eine konkurrierende Zuständigkeit mit den Regionen. Südtirol hat ein eigenes Bildungsgesetz, in dem der Kindergarten zum Bildungssystem gerechnet und jedem Kind bedingungslos ein Kindergartenplatz und der Kindergartenbesuch garantiert wird”, so der Abgeordnete.

Andreas Pöder verweist auch darauf, dass in diesen Tagen in Südtirol ein Volksbegehren gegen das Lorenzin-Impfdekret und gegen den Impfzwang für ein eigenes Südtiroler Impfgesetz startet.

“Wenn die Landesregierung sich schon den unerhörten Zurechtweisungen der italienischen Ministerin nicht widersetzt, so soll klar sein, dass viele Eltern und engagierte Menschen in Südtirol sich sehr wohl gegen den Zwang und für die persönliche Entscheidungsfreiheit einsetzen. Wird auch nur ein Kind in Südtirol vom Kindergarten ausgeschlossen, kann sich die Landesregierung auf einen harten Kampf einstellen”, so Pöder.

Von: mk

Bezirk: Bozen