Menschen in Gaza erhielten kurze Verschnaufpause

Israel: 150.000 Menschen verließen Nord-Gaza in drei Tagen

Samstag, 11. November 2023 | 15:58 Uhr

In den vergangenen drei Tagen haben nach Angaben des israelischen Militärs mindestens 150.000 Menschen den Norden des Gazastreifens verlassen. Auf dem Gelände des Al-Shifa-Krankenhauses in Gaza-Stadt, das evakuiert werden müsse, seien noch immer mehrere Tausend Palästinenser, teilte ein Sprecher des israelischen Militärs am Samstagnachmittag mit. Man habe auch Menschen gesehen, die das Krankenhaus verlassen hätten. Wie viele es genau seien, könne er nicht sagen.

Das israelische Militär hat den Gazastreifen faktisch geteilt. Die Zivilbevölkerung wurde mehrfach von Israel aufgefordert, den Norden Richtung Süden zu verlassen. Im Norden sind Bodentruppen einmarschiert und liefern sich vor allem in Gaza-Stadt heftige Gefechte mit Hamas-Kämpfern. Die Lage der Zivilbevölkerung wird im gesamten Gazastreifen immer schwieriger. Es fehlt an Lebensmitteln, Medikamenten und Treibstoff, um unter anderem Stromgeneratoren zu betreiben.

Wie in den Tagen zuvor hatte die Armee auch am Samstag eine vorübergehende Angriffpause verkündet, damit Bewohner des nördlichen Gazastreifens über zwei sichere Fluchtkorridore in den Süden gehen können. Die “militärischen Aktivitäten” wurden von 10.00 bis 14.00 Uhr (9.00 bis 13.00 Uhr MEZ) für “humanitäre Zwecke” ausgesetzt, für das Flüchtlingsviertel Jabalia wurde zudem eine “taktische” Pause der Kämpfe verkündet.

Die Armee wollte demnach auf einer bereits in der Vergangenheit genutzten Route sicheres Geleit für insgesamt sieben Stunden gewähren. “Bitte schließen Sie sich zu Ihrer Sicherheit den Hunderttausenden Einwohnern an, die in den letzten Tagen in den Süden gezogen sind”, schrieb ein Armeesprecher auf Arabisch auf X (vormals Twitter). Außerdem könnten die Menschen auch einen zweiten Weg an der Küste für die Flucht in den Süden nutzen, hieß es weiter.

Die Armee bat die Zivilisten zugleich, sich bei ihnen zu melden, sollte die Hamas sie an der Flucht hindern. Das Militär gab dafür unter anderem eine Telefonnummer an. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats in den USA, John Kirby, hatte jüngst mitgeteilt, Israel habe täglichen, vierstündigen humanitären Pausen im nördlichen Teil des Gazastreifens zugestimmt.

Auch im Süden des Gazastreifens kam es bereits wiederholt zu israelischen Luftangriffen. Nach Darstellung der Armee gibt es dort in den für die Zivilbevölkerung ausgewiesenen Gebieten ausschließlich gezielte Attacken auf Führer der Hamas. Die Menschen leben dort unter prekären Umständen. Hilfsorganisationen sprechen von einer humanitären Katastrophe.

Von: APA/dpa