Rafah wurde zum Ziel der israelischen Attacken

Nach Attacke auf israelische Truppen: Luftangriffe in Gaza

Sonntag, 19. Oktober 2025 | 16:18 Uhr

Von: APA/AFP/Reuters

Die mühsam vereinbarte Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas ist gefährlich ins Wanken geraten. Israel hat am Sonntag Angriffe auf seine Truppen im Süden des Gazastreifens gemeldet, die israelische Luftwaffe bombardierte daraufhin nach Angaben des TV-Senders N12 rund 20 Ziele im Gazastreifen. In Deir al-Balah inmitten des Gazastreifens seien bei einem Luftangriff vier Palästinenser getötet und fünf weitere verletzt worden, hieß es aus medizinischen Kreisen.

“Heute in der Früh haben Terroristen Panzerabwehrraketen abgefeuert und das Feuer auf IDF-Soldaten eröffnet”, teilte die israelische Armee mit. Darauf habe man mit Luftangriffen durch Kampfjets und mit Artilleriebeschuss reagiert. Die Angriffe dienten dazu, eine Bedrohung zu beseitigen, hieß es weiter.

Die Armee bezeichnete die Angriffe auf ihre Streitkräfte als “eklatante Verletzung der Waffenruhe”, die seit dem 10. Oktober im Gazastreifen in Kraft ist. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wies das Militär an, mit voller Härte gegen “Terrorziele im Gazastreifen” vorzugehen. Netanyahus Büro teilte mit, der Regierungschef habe dies nach einer Beratung mit Verteidigungsminister Israel Katz und Sicherheitsvertretern beschlossen.

Hamas weist Verantwortung zurück und beschuldigt Netanyahu

Der militärische Arm der Hamas wies jegliche Verantwortung für die von Israel gemeldeten Angriffe auf Truppen zurück. “Wir bekräftigen unsere vollständige Verpflichtung, alles umzusetzen, was vereinbart wurde”, hieß es in einer Mitteilung der Kassam-Brigaden. Dies gelte vor allem für die Waffenruhe in allen Gebieten des Gazastreifens.

Ein israelischer Militär hatte die Hamas für Angriffe auf israelischen Truppen verantwortlich gemacht, die sich hinter der vereinbarten Rückzugslinie befanden. “Wir haben keine Kenntnis von irgendwelchen Ereignissen oder Gefechten in der Gegend von Rafah, da dies rote Zonen sind, die unter Kontrolle der Besatzung stehen”, hieß es in der Hamas-Mitteilung.

Izzat al-Rishek, Mitglied des Hamas-Politbüros, warf Israel in einer Mitteilung seinerseits vor, gegen die Waffenruhe zu verstoßen und “fadenscheinige Vorwände” zu fabrizieren, “um seine Verbrechen zu rechtfertigen”. Er beschuldigte Netanyahu, dieser wolle sich vor seinen Verpflichtungen gegenüber den Vermittlern drücken, weil er unter Druck rechtsextremer Koalitionspartner stehe.

Rechtsextreme Minister fordern Rückkehr zum Krieg

Israels Polizeiminister Itamar Ben-Gvir forderte Netanyahu nach ersten Berichten über einen Hamas-Angriff dazu auf, die Armee anzuweisen, “die Kampfhandlungen im Gazastreifen vollständig und mit voller Stärke wieder aufzunehmen. Die nazistische Terrororganisation muss restlos vernichtet werden – und zwar möglichst bald.” Der ebenfalls ultrarechte Finanzminister Bezalel Smotrich schrieb bei X nur: “Krieg!” Die beiden Minister hatten die Waffenruhe-Vereinbarung von Anfang an kritisiert und auch dagegen gestimmt.

US-Unterhändler in der Region erwartet

Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist seit dem 10. Oktober in Kraft. Es gab allerdings bereits mehrere gewaltsame Zwischenfälle, bei denen auch Palästinenser getötet wurden.

Die Waffenruhe ist Teil eines Friedensplans von US-Präsident Donald Trump. Israel und die Hamas hatten sich dabei auch auf den Austausch von Geiseln und Gefangenen und einen teilweisen Rückzug der israelischen Truppen im Gazastreifen geeinigt. An den Verhandlungen waren auch Ägypten, Katar und die Türkei beteiligt gewesen. In dieser Woche werden US-Vizepräsident JD Vance sowie die US-Unterhändler Steve Witkoff und Jared Kushner in Israel erwartet.

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