Von: APA/AFP/dpa/Reuters
Die israelische Regierung rechnet Montagfrüh mit der Freilassung der letzten verbliebenen Geiseln aus der Gewalt der islamistischen Hamas. Die Übergabe der noch im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln solle am “frühen Montagmorgen” stattfinden, sagte Regierungssprecherin Shosh Bedrosian am Sonntag. In einem Online-Video von Sonntagabend freuten sich der Austro-Israeli Tal Shoham und Ilan Gilbao Dalal, Vater der Geisel Guy Gilbao Dalal, dass die Geiseln endlich freikommen.
Sie dankten allen, auch Österreich, die geholfen haben, dass die Geiseln endlich aus den Händen der Hamas-Terroristen freigelassen und ihre Leiden beendet werden. “Ihr Albtraum ist vorbei”, sagte Ilan Gilbao Dalal, der seinen Sohn endlich umarmen und “riechen” will. Guy Gilbao Dalal und Evyatar David waren am 7. Oktober 2023 gemeinsam von der Hamas vom Supernova-Festival verschleppt worden. Bis zu seiner Freilassung am 22. Februar dieses Jahres war Shoham gemeinsam mit den beiden 24-Jährigen in Geiselhaft.
Shoham, der sich 505 Tage in den Händen der Terroristen befand, sagte, dass er derzeit nicht denke, dass die Hamas die Waffen niederlegen werde. Seinen Geiselnehmern könne er noch nicht verzeihen, vielleicht werde das einmal in Zukunft möglich sein. Shoham berichtete außerdem von Hamas-Gräueltaten gegen die Zivilbevölkerung in Gaza. Einer Person, die offen Widerstand zeigte, sei zuerst in den Fuß geschossen worden, dann sei sie geschlagen und zuletzt exekutiert worden. Solche Vorfälle soll es immer wieder gegeben haben, erzählte der 40-jährige Shoham.
Geisel-Rückkehr für Netanyahu “historisches Ereignis”
Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu sprach Sonntagabend vor der erwarteten Geisel-Rückkehr von einem “historischen Ereignis”. “Morgen ist der Beginn eines neuen Weges. Ein Weg des Aufbaus, ein Weg der Heilung”, sagte Netanyahu in einer Videoansprache. Der Tag werde neben der Freude über die Rückkehr der entführten Geiseln aber auch von Trauer über “die Freilassung der Mörder” geprägt sein, fügte er in offensichtlicher Anspielung auf die palästinensischen Gefangenen hinzu, die Israel im Gegenzug für die Geiseln freilassen will.
Israel habe mit vereinten Kräften enorme Siege errungen, betonte Netanyahu. Doch der Kampf sei noch nicht vorbei. “Es liegen noch große Sicherheitsherausforderungen vor uns.” Einige Feinde versuchten, sich zu erholen, um erneut anzugreifen, so der Regierungschef.
Präsident Yitzhak Herzog hatte kurz zuvor auf dem Geiselplatz in Tel Aviv gesagt, viele der Feinde und Kritiker Israels neigten dazu, dem Land zu unterstellen, den konstanten Kampf gegen die Gegner zu suchen. Das sei nicht wahr. “Sobald die Geiseln zurück sind, wird Israel keinen Krieg führen. Israel ist verpflichtet, dieses Abkommen einzuhalten, und will nach Frieden mit seinen Nachbarn streben und endlich eine Wende in der Zukunft der Region herbeiführen”, sagte er.
Es ist geplant, dass die Hamas die Geiseln unter Ausschluss der Öffentlichkeit ans Internationale Komitee vom Roten Kreuz übergibt. Aus Kreisen der Terrororganisation hieß es, alle lebenden und möglichst auch die toten Geiseln würden bis Montagfrüh um 5.00 Uhr (MESZ) übergeben. Nach Treffen mit Angehörigen und einer ersten ärztlichen Untersuchung im Militärlager Reim am Rande des Gazastreifens werden die Freigelassenen dann voraussichtlich in Krankenhäuser geflogen. Im Gazastreifen befinden sich noch 48 der am 7. Oktober 2023 verschleppten Geiseln. 20 von ihnen sollen nach israelischen Informationen noch am Leben sein.
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