Von: APA/AFP/dpa/Reuters
Die russischen Streitkräfte haben nach Angaben aus Kiew in der Nacht auf Montag erneut die ukrainische Hafenstadt Odessa attackiert. Moskau versuche, “die maritime Logistik zu zerstören, indem es systematische Angriffe auf Hafen- und Energieinfrastruktur verübt”, teilte der ukrainische Wiederaufbauminister Oleksij Kuleba am Montag auf Telegram mit. Die südukrainische Region Odessa war in der vergangenen Woche laut Kuleba mit mehr als 500 russischen Angriffen überzogen worden.
Die jüngsten Angriffe verursachten nach Angaben Kulebas Stromausfälle bei mehr als 120.000 Verbrauchern. Der private Energieversorger DTEK erklärte, an der Wiederherstellung der Stromversorgung werde “intensiviert” gearbeitet. “Die Reparatur der Ausrüstung braucht Zeit”, erklärte DTEK. Die Schwierigkeiten würden durch stündlich ertönenden Luftalarm noch verschärft.
Bei den Angriffen sei auch ein “Lagerhaus mit Düngemitteln und landwirtschaftlichen Geräten” ins Visier genommen worden, teilte Regionalgouverneur Oleh Kiper mit.
Selenskyj: Kreml will “Chaos stiften”
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf dem Kreml vor, mit den Angriffen auf die Hafen-Infrastruktur “Chaos stiften zu wollen, um während des Winters moralischen Druck auf die Bevölkerung von Odessa und die Ukrainer auszuüben”. Selenskyj warf Russland vor, keine Bereitschaft zur Beendigung des Kriegs zu zeigen. “Jeder muss sehen, dass Russland ohne Druck nicht bereit ist, seine Aggression wirklich zu beenden. Der Druck muss erhöht werden”, sagte er. Es sei klar, dass Moskau versuche, der Ukraine den Zugang zur Seelogistik zu sperren.
Russland hatte in den vergangenen Wochen seine Angriffe auf Odessa verstärkt. Die russische Armee nahm insbesondere Einrichtungen der Logistik und der Energieinfrastruktur ins Visier. Unter anderem traf sie eine Grenzbrücke ins nahe Moldau und unterbrach die Strom- und Wärmeversorgung Hunderttausender Menschen. Zuletzt waren in der Region Odessa auch unter ausländischer Flagge fahrende zivile Schiffe angegriffen worden.
Die Verstärkung der russischen Angriffe auf die Region Odessa erfolgte nach mehreren ukrainischen Drohnenangriffen auf mit Russland in Verbindung gebrachte Öltanker im Schwarzen Meer und im Mittelmeer. Die Ukraine griff in den vergangenen Monaten auch mehrfach russische Häfen am Schwarzen Meer an.
Kreml: Russland will weder NATO noch EU angreifen
Der russische Präsident Wladimir Putin will unterdessen seinem Sprecher zufolge nicht die gesamte Ukraine erobern und beansprucht auch keine ehemals zur Sowjetunion gehörenden Teile Europas. Sollte ein Reuters-Bericht zutreffen, seien die Schlussfolgerungen der US-Geheimdienste falsch, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Montag. “Dies entspricht absolut nicht der Wahrheit”, fügte er hinzu. Moskau wisse nicht, wie verlässlich die von der Nachrichtenagentur Reuters zitierten Quellen seien.
Auch der stellvertretende russische Außenminister Sergej Ryabkow erklärte, Russland wolle weder die NATO noch die EU angreifen. Sein Land sei bereit, dies in einer rechtlichen Vereinbarung zuzusichern, sagte Ryabkow der staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge.
Reuters hatte unter Berufung auf sechs nicht namentlich genannte Insider berichtet, dass US-Geheimdienstberichte weiterhin davor warnten, Putin habe sein Ziel nicht aufgegeben. Demnach wolle er die gesamte Ukraine erobern und Teile Europas zurückfordern, die einst zur Sowjetunion gehörten. Dies schließe auch Mitglieder der NATO mit ein.




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