Raketenangriffe auf die Ukraine in der Nacht

Kiew meldet Tote und Verletzte nach russischen Luftschlägen

Samstag, 27. Dezember 2025 | 23:30 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters/AFP

In der ukrainischen Hauptstadt Kiew sind bei schweren russischen Luftschlägen laut Bürgermeister Vitali Klitschko mindestens ein Mensch getötet und mehr als zwei Dutzend weitere Bewohner verletzt worden. Klitschko berichtete nach den Angriffen mit Drohnen und Raketen von rund 30 Verletzten und von Bränden in zwei Hochhäusern sowie anderen Gebäuden. Im Kiewer Gebiet starb laut Behörden eine 47-jährige Frau bei den Angriffen.

In der Hauptstadt fiel in Tausenden Haushalten die Heizung aus. Nach Angaben des Energieversorgers DTEK wurden im Großraum Kiew mehr als eine Million Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. In der ukrainischen Hauptstadt waren mehr als 700.000 Kunden betroffen und in der umliegenden Region weitere 400.000 Haushalte, wie das Unternehmen am Samstag mitteilte. Einsatzkräfte arbeiteten daran, “die Stromversorgung wiederherzustellen, während weiterhin Luftangriffe zu hören sind”.

Im ganzen Land gab es Luftalarm. Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach von einem Angriff mit etwa 500 Drohnen und 40 Raketen gegen Energieanlagen und zivile Infrastruktur. Das sei die Antwort von Kremlchef Wladimir Putin und seinem Umfeld auf die laufenden Friedensverhandlungen. “Sie haben kein Interesse daran, den Krieg zu beenden”, sagte Selenskyj vor seinem für Sonntag geplanten Treffen mit US-Präsident Donald Trump.

Russland trifft Energieversorgung der Ukraine

An mehreren Stellen in Kiew seien auch Autos in Brand geraten, teilte Klitschko weiter mit. In mehr als 4.000 Wohnhäusern sei die zentrale Wärmeversorgung ausgefallen. In Kiew herrschten Temperaturen um die Null. Auch 187 Kindergärten, 138 Schulen und 22 soziale Einrichtungen seien ohne Heizung, teilte Klitschko mit. “Energieversorger und Kommunalbetriebe arbeiten daran, die Energie- und Wärmeversorgung wiederherzustellen.”

Russland übt mit diesen Angriffen vor dem am Sonntag in Florida geplanten Treffen Selenskyjs mit Trump militärischen Druck aus. Selenskyj dürfte dagegen bei den Verhandlungen mit Trump erneut die roten Linien für Kiew klarmachen. Er lehnt eine Kapitulation mit einem Diktatfrieden zu Moskaus Bedingungen ab.

Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass bei dem Angriff auch Hyperschallraketen vom Typ Kinschal eingesetzt worden seien. Ziel sei die auch vom ukrainischen Militär genutzte Energieinfrastruktur gewesen.

Russland meldet Eroberung von zwei Ortschaften

Die russische Armee eroberte indes nach Angaben Moskaus zwei weitere Ortschaften in der Ukraine. Russlands Präsident Putin sei vom Generalstab über die Einnahme der Stadt Myrnohrad in der Region östlichen Donezk und des Ortes Huljajpole in der südlichen Region Saporischschja informiert worden, teilte der Kreml am Samstag mit.

In einer Erklärung des ukrainischen Generalstabs auf Facebook am späten Samstagabend hieß es, die Berichte des Kreml seien falsch. Die Lage in Huljajpole wie auch in Myrnohrad sei schwierig, man verteidige die Städte aber weiter, die feindlichen Einheiten könnten ihre Pläne weiter nicht in die Tat umsetzen.

Myrnohrad liegt wenige Kilometer nordöstlich der strategisch wichtigen Stadt Pokrowsk, die Russland Anfang Dezember für erobert erklärt hatte. Kiew hatte dies dementiert. Pokrowsk war monatelang heftig umkämpft. In der Bergbaustadt kreuzen sich mehrere Straßen und Bahnstrecken, sie war für die logistische Versorgung der ukrainischen Armee daher von entscheidender Bedeutung.

Huljajpole liegt im östlichen Teil von Saporischschja. Dort waren Vorstöße der russischen Armee zwar seltener, allerdings haben sie sich in den vergangenen Monaten beschleunigt.

Auftritt in Uniform

“Im Donbass und in der Region Saporischschja findet die Offensive entlang der gesamten Kontaktlinie statt”, sagte Putin am Samstag im russischen Staatsfernsehen kurz vor einem an diesem Sonntag in Florida geplanten Treffen Selenskyjs mit US-Präsident Donald Trump zum Friedensplan, den die Amerikaner durchsetzen wollen. Der Kremlchef fordert Selenskyj seit längerem zum Rückzug ukrainischer Truppen im Donbass auf als einen Weg zu einem Waffenstillstand. Selenskyj aber wirft Putin immer wieder Lügen über angebliche Eroberungen vor. Er lehnt eine Kapitulation ab.

Putin betonte, dass die russischen Truppen “den Druck” auf die ukrainische Armee erhöhten. Moskau wirft Kiew vor, die Gespräche über eine Beendigung der Kämpfe zu “torpedieren”. “Wenn die Behörden in Kiew diese Angelegenheit nicht friedlich regeln wollen, werden wir alle Probleme, die sich uns stellen, mit militärischen Mitteln lösen”, sagte Putin am Samstag. Russland könnte sich den Donbass – dazu gehören die Gebiete Donezk und Luhansk – auch militärisch einverleiben. Der Machthaber warf Selenskyj vor, kein Interesse an einem Friedensabkommen zu haben.

“Und wenn der Machtapparat in Kiew nicht bereit ist, die Angelegenheit friedlich zu regeln, dann werden wir alle vor uns liegenden Aufgaben im Rahmen der speziellen Militäroperation mit Waffengewalt lösen”, sagte Putin.

Spezielle Militäroperation ist die offizielle Bezeichnung in Russland für den 2022 begonnenen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Ukraine verteidigt sich seit bald vier Jahren dagegen.

Kommentare

Aktuell sind 0 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen