Von: APA/AFP/dpa
Die von US-Präsident Donald Trump initiierte Annäherung zwischen Russland und den USA hat Moskau zufolge ein “Ergebnis nahe null” gebracht. Dies sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow am Mittwoch dem Sender RBC. “Dieser Prozess verläuft schleppend, sehr schleppend”, sagte Peskow mit Blick auf die in den vergangenen sechs Monaten erfolgten Bemühungen, die fast keine Ergebnisse gebracht hätten.
Von Trump geäußerte Einschätzungen zur wirtschaftlichen Lage Russlands wies Peskow indes zurück. “Russland bewahrt seine makroökonomische Stabilität”, sagte der Kreml-Sprecher. “Ja, Russland erlebt Spannungen und Probleme in verschiedenen Wirtschaftsbereichen”, räumte Peskow ein. Doch die wirtschaftliche Gesamtlage des Landes sei stabil. Trump hatte Russland am Dienstag am Rande der UN-Vollversammlung in New York als einen “Papiertiger” bezeichnet, der wirtschaftlich in Not sei.
Moskau habe “keine Alternative”, als seine 2022 begonnene Militäroffensive in der Ukraine fortzusetzen, fügte Peskow hinzu. Die Offensive werde fortgesetzt, um “unsere Interessen zu wahren und die Ziele zu erreichen”, die Kreml-Chef Wladimir Putin festgesetzt habe. “Wir tun dies sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft unseres Landes. Für viele kommende Generationen”, sagte Peskow.
Peskow: Trump hat Selenskyj nachgesprochen
Peskow führte Trumps Sinneswandel auf dessen Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am Dienstag in New York zurück. “Natürlich hat Trump Selenskyjs Version gehört von dem, was passiert”, sagte er. “Augenscheinlich ist diese Version Grundlage der Äußerungen, die wir gehört haben.”
Er bekräftigte, dass Gespräche zwischen Trump und Kremlchef Wladimir Putin fortgesetzt werden könnten. Noch gebe es keinen Plan für ein weiteres Telefonat, “aber es kann jederzeit organisiert werden”. Der Dialog mit Trumps Administration sei um vieles besser als mit Vorgänger Joe Biden.
Medwedew: Trump denkt bald wieder anders
Auch der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew nannte Trumps Kritik an Moskau vorübergehend. Trump sei nach Treffen “mit den Clowns aus Kiew und Paris” in eine Scheinwelt gefallen, in der die Ukraine siege, schrieb Medwedew auf Telegram. “Aber Trump ist nicht so! Kein Zweifel, er kehrt zurück. Er kehrt immer zurück.” Der jetzige Vizechef des Sicherheitsrates spielt in der Moskauer Kommunikation oft die Rolle eines Scharfmachers.
Zwei Tote bei Drohnenangriff auf russische Hafenstadt Noworossijsk
Bei einem ukrainischen Drohnenangriff auf die südrussische Hafenstadt Noworossijsk wurden indes zwei Menschen getötet und sechs weitere verletzt. Dies teilten die regionalen Behörden am Mittwoch mit. In der Stadt sei der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Noworossijsk ist Russlands wichtigster Seehafen am Schwarzen Meer und verfügt über große Öl- und Getreideexportterminals. Zudem rief das Katastrophenschutzministerium für die gesamte Region Krasnodar eine Warnung mit Blick auf weitere Drohnenangriffe aus.
Das Büro des Kaspischen Pipeline-Konsortiums (CPC) in der Stadt wurde bei dem Angriff nach eigenen Angaben getroffen. Dabei seien zwei Mitarbeiter verletzt worden. Ein Sprecher des Konsortiums sagte jedoch, das Terminal in Juschnaja Oserejewka auf der anderen Seite der Bucht von Noworossijsk sei weiterhin in Betrieb. Über das Terminal wird Rohöl der Sorte CPC Blend für den Export auf die internationalen Märkte verladen.
Die Ukraine nimmt verstärkt Energie- und Hafenanlagen ins Visier, die die russische Kriegswirtschaft stützen und Einnahmen für den Staatshaushalt generieren. Am Mittwoch wurde auch erneut die petrochemische Anlage Salawat in der Region Baschkortostan angegriffen, wie der örtliche Gouverneur Radij Chabirow mitteilte. Es sei bereits der zweite derartige Angriff in weniger als einer Woche. Rettungsdienste seien vor Ort, und es liefen Löscharbeiten. Der von dem Energieriesen Gazprom kontrollierte Komplex stellt unter anderem Benzin, Diesel, Kerosin und Flüssiggase her.
Weiteren Behördenangaben zufolge konnte Russland einen massiven Drohnenangriff auf die Energie- und Treibstoffinfrastruktur in der Region Wolgograd abwehren. Opfer gab es ersten Erkenntnissen zufolge nicht, wie Regionalgouverneur Andrej Botscharow erklärte. Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Luftabwehr habe in der Nacht insgesamt 70 ukrainische Drohnen über russischen Regionen abgefangen und zerstört. Die andauernden Angriffe auf Energieanlagen haben Händlern zufolge zu einer Verknappung bestimmter Kraftstoffsorten in Russland geführt.
Aktuell sind 10 Kommentare vorhanden
Kommentare anzeigen