Von: mk
Bozen – “Die demographische Entwicklung stellt uns vor große Herausforderungen. Es ist wichtig, dass wir jetzt die richtigen Weichen stellen”, sagte Gesundheits- und Soziallandesrätin Martha Stocker gestern bei einem Treffen mit Vertretern des Bayerischen Landesgesundheitsrats in Bozen. Während derzeit rund 100.000 Südtiroler älter sind als 65, werden es im Jahr 2030 schon 140.000 sein, rechnete sie vor. Neben der Tatsache, dass wir alle immer älter werden, hätten aber auch der medizinische Fortschritt und veränderte rechtliche Rahmenbedingungen eine Reform der Gesundheitsversorgung notwendig gemacht, sagte Stocker und stellte die Leitlinien des Südtiroler Landesgesundheitsplans vor: “Wir setzen auf einen Ausbau der wohnortnahen Versorgung, auf die verstärkte Zusammenarbeit von kleinen und größeren Krankenhäusern in unserem landesweiten Netzwerk und auch auf eine Vereinfachung der Verwaltung.”
Besonders betonte die Landesrätin aber die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen. “Wir müssen dafür sorgen, dass die Menschen länger selbständig und gesund leben können. Auch Bewegung und Anreize für mehr Eigenverantwortung und Selbstbewusstsein sind daher eine wichtige Säule unseres Gesundheitssystems”, sagte Stocker und zeigte sich erfreut darüber, dass sich 52 Prozent der Südtirolerinnen und Südtiroler ausreichend bewegen. “Die Verbindung von Gesundheit und Sport, aber auch die Verantwortung der Menschen für sich selbst wie zum Beispiel beim gesunden Essen, ist wichtig”, betonte sie. Zudem erklärte Stocker den Gästen aus Bayern, dass Südtirol im Gesundheitsbereich nur sekundäre Zuständigkeit habe, also an die Vorgaben zum Schutz der Gesundheit aus Rom gebunden sei, erklärte Stocker.
Besonderes Interesse zeigten die Gäste aus München an der Finanzierung des Südtiroler Gesundheitssystems. “Unser Budget im Landeshaushalt liegt bei 1,3 Milliarden Euro pro Jahrerklärte Stocker. Dass Italien das System der Kassen, auf das das deutsche Gesundheitssystem aufgebaut ist, nicht kenne, führe dazu, dass die Krankenhäuser die wichtigste Anlaufstelle für die meisten Patienten sind, erklärte Sanitätsdirektor Thomas Lanthaler. Pflegedirektorin Marianne Siller ging auf das System der wohnortnahen Versorgung ein. “Vor allem, wenn es um die Vorsorge geht, müssen wir die Menschen da abholen, wo sie leben und arbeiten”, sagte sie. Ziel müsse es sein, sie so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung zu lassen, sagte Siller. “Angehörige sind ein wichtiger Bestandteil des Pflegesystems. Die Familienpflege ist ein Projekt, mit dem wir versuchen, sie zu entlasten”, sagte Siller. Am 1. Dezember startet dieses Pilotprojekt im Unterland.
Angesprochen wurden auch das Südtiroler System der Sprengel – in den kommenden Tagen steht der Besuch des Gesundheits- und Sozialsprengels Brixen und Umgebung auf dem Programm des Gesundheitsrates. Neben dem Besuch in Brixen stehen ein Austauschtreffen mit der Südtiroler Ärzte- und Zahnärztekammer, der Besuch einer Hausarztpraxis und des Therapiezentrums “Bad Bachgart” auf dem Programm der bayerischen Delegation.