Von: mk
Bozen – Die freiheitliche Landtagsabgeordnete Ulli Mair kritisiert den Vorstoß der Region Veneto, die Finanzmittel, die der so genannte EU-Recovery-Fonds bereithält, für ein Tunnelsystem in den Dolomitentälern zu nutzen. Konkret sollen um mehr als 400 Millionen Euro mehrere Tunnel geschaffen werden, um die wichtigsten Dolomitenpässe zwischen Gröden, Gadertal, Fassa und Buchenstein zu untertunneln.
„Man muss sich im Klaren sein, dass der Recovery-Fonds dazu da ist, nachhaltige und grüne Technologien für einen Wiederaufbau nach Corona zu fördern. Wenn die Region Veneto unter der zurückhaltenden Befürwortung durch den SVP-Landesrat Daniel Alfreider allen Ernstes die Errichtung von Straßentunnel vorsieht, um primär die enormen Verkehrsflüsse, die mit den Olympischen Spielen in Cortina 2026 zusammenhängen, abzuwickeln, dann sind Hohn, Spott, heftige Proteste der Umweltverbände und negative Medienberichte durch das europäische Ausland gewiss, die bis hin zu Problemen rund um das Weltnaturerbe Dolomiten reichen. Ich wage zu bezweifeln, dass Landesrat Alfreider in Zeiten wie diesen, in denen alle Welt nach nachhaltigen Technologien sucht und sich besonders Südtirol als „grüne“ Region mit Qualitäts-Tourismus zu mausern versucht, die politische Verantwortung für die Negativ-Werbung für Südtirol übernehmen will. Den Recovery-Fonds für Straßentunnel zu nutzen, ist eine glatte Zweckentfremdung, die nicht unkommentiert bleiben wird!“, urteilt Mair.
Tatsache sei, dass die Region Veneto bereits 2021 die rund vier Tunnel planen will, Baustart sei 2022 und pünktlich zur Olympiade 2026 sollten die Verkehrsfluten durch die neu geschaffenen Straßen aufgenommen werden. Selbst ein Laie könne erkennen, dass die venezianische Initiative nicht auf Verkehrsvermeidung, sondern auf Verkehrsmaximierung im Sinne des Massentourismus ausgelegt sei. Dieses Bauvorhaben konterkariere die gesamte Südtirol-Werbung.
„Alle wesentlichen verkehrswissenschaftlichen Untersuchungen unserer Zeit belegen, dass das Angebot die Nachfrage im Straßenverkehr anlockt und dass derartige Straßenbauprojekte das Gesamtverkehrsaufkommen in die Höhe schnellen lassen. Selbstverständlich wird der eine oder andere Umwegverkehr vermieden, im Großen und Ganzen locken schnelle und direkte Verkehrsverbindungen allerdings immer noch mehr Verkehr an. Wieder einmal wird die Widersprüchlichkeit im System Südtirol bemerkbar: Nachhaltige Mobilität predigen, Floskeln positionieren, einen effizienten öffentlichen Verkehr vorgaukeln, aber faktisch das glatte Gegenteil im Hinterkämmerchen anstreben. Zeitgemäße Lösungen sehen Initiativen in Richtung öffentlichen Verkehr, saubere und nachhaltige Antriebsformen sowie Qualität statt Masse vor. Wieder einmal scheint man im SVP-Kosmos aber die Dollarzeichen in den Augen zu haben und die längerfristigen Schäden für Südtirol zu vertuschen“, schließt Mair.