Offener Brief

Medien protestieren gegen Aus für Landes-Pressekonferenz

Donnerstag, 09. Oktober 2025 | 17:23 Uhr

Von: luk

Bozen – Die Entscheidung der Landesregierung, die wöchentliche Pressekonferenz nach der Sitzung der Regierungsmitglieder auszusetzen, sorgt für scharfe Kritik. In einem offenen Brief wenden sich rund 100 Journalistinnen und Journalisten sowie die Redaktionskomitees der Südtiroler Medien gegen das Vorgehen der Regierung.

Die Unterzeichnenden sehen darin einen Eingriff in die Freiheit der Berichterstattung und fordern die Landesregierung auf, ihre Entscheidung zu überdenken. Eine regelmäßige, transparente Kommunikation sei im Interesse der öffentlichen Meinungsbildung und der Bürgerinnen und Bürger unerlässlich, heißt es in dem Schreiben.

Landeshauptmann Arno Kompatscher wies die Vorwürfe bekanntermaßen zurück. Pressekonferenzen werde es weiterhin bei wichtigen Entscheidungen geben, erklärte er. Andere Beschlüsse würden künftig via Pressemitteilungen und Videostatements kommuniziert werden.

Die Journalisten und Journalistinnen haben einen anderen Blick darauf. In dem offenen Brief heißt es:

Wir sehen dies als Eingriff in die freie Berichterstattung. Information lebt vom Austausch und von der Möglichkeit Fragen zu stellen.

Wenn die Landesregierung entscheidet, dass keine Fragen mehr zugelassen werden, nehmen wir das zur Kenntnis. Wenn jedoch vorausgesetzt wird, dass wir die Pressemitteilungen der von der Landesverwaltung eingesetzten Landes-Presseagentur sowie die Videostatements der Politikerinnen und Politiker veröffentlichen, müssen wir — im Interesse der öffentlichen Meinungsbildung und der Bürgerinnen und Bürger — gegen dieses Vorgehen protestieren.

Es ist Aufgabe von Journalistinnen und Journalisten, das Interesse und die Relevanz von Nachrichten zu beurteilen; ein vorgelagerter Eingriff durch die Landesregierung wird daher als unangemessen und als Beeinträchtigung des journalistischen Berufs sowie des Rechts der Bürgerinnen und Bürger auf Information erachtet.

Als Journalistinnen und Journalisten stellen wir uns gegen einen reinen Verlautbarungsjournalismus und behalten uns aus berufsethischen Gründen vor, die relevanten Fragen zu stellen. Die Abschaffung der Pressekonferenzen schafft keinen erkennbaren Nutzen für die Landesregierung (die daraus resultierende Zeitersparnis ist minimal), hingegen eine Erschwernis für die journalistische Arbeit.

Aus diesem Grund ersuchen wir — in unserer institutionellen Rolle als unabhängige Medien — die Öffentlichkeit bestmöglich und so breit wie möglich zu informieren und im Sinne der Meinungsbildung und der Demokratie die Entscheidung, die Landespressekonferenz auszusetzen, noch einmal zu überdenken.

Bezirk: Bozen

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