Müde Andreas-Hofer-Landesgedenkfeier – ein Kommentar

Mehr Asche als Feuer

Donnerstag, 21. Februar 2019 | 08:54 Uhr

Meran – Mit dem Motto „Das Feuer im Herzen spüren“ begingen die Schützen am vergangenen Sonntag die traditionelle, große Landesfeier im Gedenken an Andreas Hofer. Aber trotz des feurigen Ansinnens schien der Funke nicht so recht überspringen zu wollen. Die diesjährige Hauptrednerin – die amtierende Miss Südtirol Felicia Gamper – gab sich zwar redlich Mühe, aber die in dieser oder jener Form bereits unzählige Male gehörten Worte konnten das Publikum heuer kaum mehr mitreißen.

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Aber obwohl die Schützen letztes Jahr für Meran anstatt der schönen Marketenderin mit dem Stratosphärenspringer Felix Baumgartner einen ganz anderen Kaliber aufgeboten hatten, war es nicht die „Schuld“ der 18-jährigen Miss, wenn die Stimmung verhalten blieb. Nach der vielleicht härtesten Wahlniederlage der letzten Jahrzehnte im vergangenen Herbst von Parteien, die sich die Volkstumspolitik in großen Lettern auf ihre Fahne schreiben, scheinen nicht nur die Schützen, sondern das gesamte patriotische Lager in Schockstarre verfallen zu sein.

Während in Katalonien mehr als eine Viertelmillion Menschen für die Freiheit und gegen die Inhaftierung ihrer politischen Idole auf die Straße gingen, holen in Südtirol „Los von Rom“ und Selbstbestimmung trotz der italienischen Misere kaum mehr einen Hund hinter dem Ofen hervor. Anstatt der Feier in Meran mehr Aufmerksamkeit zu widmen, zogen es die Südtiroler an einem der schönsten Winterwochenenden vor, die Skipisten des Landes aufzusuchen.

Reuters

Das gesamte patriotische Lager täte gut daran, schonungslos die Ursachen der vom Wähler verabreichten, herben Watschn zu hinterfragen. Kann es sein, dass es von allen Protagonisten versäumt wurde, einen Patriotismus, der ohne die Last der Vergangenheit auskommt und der einem dreisprachigen Land im 21. Jahrhundert gerecht wird, zu schaffen?

Es wäre schade, wenn das Feuer – wie heuer geschehen – immer mehr der Asche weichen müsste. Südtirol braucht einen gesunden Patriotismus und im Heimatboden verwurzelte Menschen, die gleichzeitig nach vorne schauen.

Von: ka

Bezirk: Bozen