Von: mk
Meran – Die Probleme der lokalen Mobilität mit innovativen Maßnahmen lösen und den Bürgern die Möglichkeit bieten – aufbauend auf den öffentlichen Personennahverkehr – multimodale Transportdienste in Anspruch zu nehmen. Das sind die wesentliche Ziele des Projektes MENTOR, für welche die Stadt Meran sich die entsprechende EU-Finanzierung gesichert hat. Das Projekt heute Vormittag bei einer Pressekonferenz im Rathaus vorgestellt.
Im Rahmen des Projektes MENTOR wird das Konzept “Mobility-as-a-Service” (Mobilität als Dienstleistung) erstmals in kleineren Ortschaften im Alpenraum umgesetzt. Geplant sind zwei Werkstätten unter freiem Himmel: eine in Meran, der zweitgrößten Stadt Südtirols und einer beliebten Feriendestination; die zweite in Brig-Glis, einer kleinen Grenzgemeinde im Kanton Wallis, die eine strategisch wichtige Rolle im schweizerischen Bahnnetz einnimmt. MENTOR zielt darauf ab, die Mobilität in diesen beiden Gemeinden im wesentlichen Maße zu verändern, sodass der Modal Split, also die Verteilung der zurückgelegten Wege auf die Verkehrsmittel, positiv beeinflusst und die Leistungsfähigkeit des Nahverkehrsystems sowie die Wertschöpfung gesteigert werden. Weiters soll MENTOR die Weichen stellen für die Verbreitung des “Mobility-as-a-Service”-Konzeptes im gesamten alpinen Gebiet. Hierfür sollen Entscheidungsträger und Meinungsbildner miteinbezogen und Mobilitätsdienstleistungen digital miteinander verbunden und vernetzt werden.
Geplante Tests
In Meran und in Brig werden integrierte Mobilitätsdienste angeboten, die eine konkrete Alternative zum Privatauto darstellen sollen. In beiden Städten werden zudem neue On-Demand-Mobilitätslösungen getestet und in der Kurstadt wird – begleitet von der entsprechenden Beschilderung – ein Bike- und Ride-Sharing erprobt. Die BenutzerInnen sollen Informationen über diese Dienste in Echtzeit über ihr Smartphone, an intermodalen Infostellen und an Bord von öffentlichen Bussen erhalten.
Neue Transportmittel
Durch das Projekt MENTOR werden aber auch die Voraussetzungen für den Einsatz von Personenverkehrsmittel neuer Generation geschaffen. Insbesondere will man auf den öffentlichen Straßen Merans autonome Shuttlebusse testen. Solche Shuttles ohne Fahrer fahren bereits seit Jahren in Sion im Kanton Wallis. Hierfür sind besondere Genehmigungen notwendig. Es handelt sich um das erste Pilotprojekt dieser Art in ganz Italien.
Zusammenarbeit mit hiesigen Stakeholders
Im Zuge der Ausarbeitung des Projektes wurden auch bereits die zuständigen Fachleute der Bezirksgemeinschaft Burggrafenamt involviert, die sich um die nachhaltige Planung der übergemeindlichen Mobilität kümmert, sowie jene der STA, welche die im öffentlichen Nahverkehr angewandten technologischen Systeme betreut.
Das Projekt MENTOR wird in Zusammenarbeit mit IDM Südtirol, SASA, der Gemeinde Brig-Glis und Postauto durchgeführt. Es hat eine Laufzeit von drei Jahren (Dezember 2018 bis November 2021) und wird mit einem Gesamtbetrag in Höhe von 1.164.102 Euro (100 Prozent der Kosten) des Interreg Italien/Schweiz Programms finanziert. Dazu kommen 320.000 Schweizer Franken für die in Brig vorgesehenen Maßnahmen, die 50 Prozent der Kosten ausmachen.
Zur Umsetzung dieses Projektes sucht die Gemeinde Meran zwei externe ProjektmitarbeiterInnen in Teilzeit (50 Prozent). Interessierte BürgerInnen können sich mit dem Personalamt in Verbindung setzen (Tel. 0473 250244).
Gemeindebauordnung: Energie aus der Sonne, Gartenstadt und Artenvielfalt
Der Meraner Gemeinderat diskutiert am 10. und 11. Oktober über Änderungen der Bauordnung. Es geht dabei um weniger Bürokratie, mehr Grün und mehr Sonnenenergie in der Stadt. Die Inhalte des Beschlusses wurden heute bei einer Pressekonferenz im Rathaus vorgestellt.
Das Amt für Stadtplanung wird dem Gemeinderat insgesamt 14 Änderungen der Bauordnung vorlegen. Einige davon betreffen Anpassungen an die geltende Gesetzgebung bzw. Präzisierungen. Zum Beispiel wird eine für Südtirol einmalige Bestimmung aus dem Jahr 2010 gestrichen, wonach Untergeschosse nur unter der Voraussetzung auch als Supermärkte genutzt werden dürfen, dass sie mit einer mindestens 50 m2 großen Fläche im Erdgeschoss verbunden sind. Die Überlegung bei der Einführung dieser Bestimmung war, dass die Angestellten zumindest einen Teil ihres Arbeitstags im Erdgeschoss und damit im natürlichen Licht verbringen. Es hat sich gezeigt, dass diese Norm keinen Einfluss auf die Arbeitsabläufe hatte. Moderne Lüftungs- und Lichttechnik garantieren inzwischen ein zumutbares Arbeitsumfeld.
Mehr Energie von Merans Dächern
Für Photovoltaik-Anlagen braucht es künftig nur mehr eine Meldung des Baubeginns. Bisher war eine Baukonzession für die Anlagen ab 30 qm Größe in Wohngebieten eine Baukonzession notwendig. Baukonzessionspflichtig bleiben weiterhin Anlagen auf Gebäuden, die unter Ensembleschutz stehen. Zugleich werden Landschaftsschutz-Kriterien eingeführt, nach denen die Anlagen zu bauen sind: So müssen die Module in einer kompakten und einfachen Form auf dem Dach angeordnet werden. Ziel ist es, durch bürokratische Erleichterungen die Installation von Photovoltaik-Anlagen zu fördern. So kostet die Meldung eines Baubeginns erheblich weniger als die einer Baukonzession, nimmt weniger Zeit in Anspruch, und es sind weniger Unterlagen bei der Gemeinde zu hinterlegen. Der Klimaplan der Gemeinde Meran sieht vor, dass bis zum Jahr 2020 im gesamten Gemeindegebiet rund 18 Megawatt Sonnenenergie installiert sind, also mehr als das Doppelte der installierten Leistung im Jahr 2015. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen noch 8,5 MW, also 60.000 m2 Photovoltaik-Module, installiert werden.
Wer neu baut, muss die Müllentsorgung mitdenken
Die Bauordnung sieht neu vor, dass Projekte für Neubauten gleich aufzeigen müssen, wo auf der Parzelle die Mülleimer vorgesehen sind. Es braucht dafür ein positives Gutachten der Stadtwerke. Damit sollen gleich zwei Probleme vermieden werden: Zum einen, dass die Mülleimer von der Straße aus sichtbar sind und somit den öffentlichen Raum stören. Zum anderen wird erreicht, dass Zwist unter den Bewohnern von Mehrfamilienhäusern erst gar nicht zustande kommt, weil die Stadtwerke das für die Zone geeignetste Sammelsystem, z. B. Presscontainer, vorschreiben.
Erbe Meran als Gartenstadt erhalten
Artikel 54 der Bauordnung sieht bereits heute vor, dass pro 1.000 mq Baugrund ein hochstämmiger Baum gepflanzt werden muss. Dieser Artikel wird nun ergänzt um die Vorschrift, wo der Baum nicht gepflanzt werden darf, und zwar in einem Abstand vom Gebäude, der geringer als zwei Meter ist. Der Untergrund darf nicht verbaut werden und das Pflanzbeet muss mindestens vier Quadratmeter groß sein. Dies um die Versiegelung des Wurzelraums zu verhindert und die Zufuhr von Wasser und Sauerstoff zu gewährleisten. Diese Ergänzung im Artikel soll sicherstellen, dass die für das Stadtbild so prägenden Bäume sich in einem geeignetem Umfeld entwickeln können und dass damit auch ihre Vitalität und ihr Überleben für viele Jahre besser gesichert sind. Die zweite Ergänzung des Artikels betrifft den Habitus des Baumes, d.h. seine potentielle Größe, die er als ausgewachsener Baum erreicht. Unterschieden wird zwischen hochstämmigen Bäumen in drei Größen. Wer lieber kleine Bäume um sein Haus hat, kann solche pflanzen, allerdings dafür mehrere. Mit der Überarbeitung dieses Artikels soll die Pflanzung eines Baums in den privaten Gärten besser den heutigen Anforderungen entsprechen. Das Erbe Merans als Gartenstadt ist zu erhalten und dieser Artikel erlaubt es den zukünftigen Baumbesitzern, sich einen Baum auszusuchen, der zu ihnen passt und ihnen viele Jahre Freude macht, und damit gleichzeitig dem schleichenden Verschwinden des Grüns entgegenzuwirken.
Stadt als Lebensraum für Tiere und Pflanzen
Mit einer Änderung am Artikel 54 wird erstmals das Konzept des „ökologischen Index“ eingeführt. Es baut auf einer 2017 im Auftrag des Amts für Umwelt erstellten Studie auf. Gerade seltene Tiere und Pflanzen finden oftmals im urbanen Raum einen Rückzugsort, weil es dort im Unterschied zu intensiv genutzten Landwirtschaftsgebiet vielfältigere Räume gibt. Solche gilt es bei Um- oder Neubauten zu erhalten bzw. neu zu schaffen. Das Konzept wurde bisher von zwei privaten Bauherren in die Durchführungspläne aufgenommen („Imba“ in der Romstraße, Tourismuszone „Einsiedler“). Auch das Seniorenheim „St. Josef“ wird nach diesen Kriterien gebaut: Im Neubau integriert gibt es künstliche Nistplätze für Schwalben, die die Mückenplage lindern, aber in den immer stärker versiegelten Städten keine Nistplätze mehr finden. Alle drei Gebäude (Imba, Einsiedler, St. Josef) haben auf einem Teil der Dachfläche eine mit verschiedenen heimischen Arten angelegte Wiese. In den Gärten werden Hecken aus möglichst vielen Gehölzen als Umzäunung genutzt. Sie bieten vor allem Vögeln und Schmetterlingen Lebensraum. Dieses in den drei Projekten freiwillig angewandte Konzept soll in Zukunft mit einem eigenen Artikel Eingang in die Bauordnung finden. Die Ämter für Umwelt und Stadtplanung haben dazu den Ökologen Mauro Tomasi beauftragt.