Vorstandssitzung der Europaregion

Migration und Verkehr: Euregio für Zusammenarbeit und Solidarität

Mittwoch, 12. Juli 2017 | 16:26 Uhr

Trentino – Nicht nur neue Projekte und die Jahresbilanz standen auf der Tagesordnung der heutigen Vorstandssitzung der Europaregion, sondern auch die aktuelle Politik.

Geeint zeigten sich die drei Landeshauptleute Ugo Rossi, der derzeitige Vorsitzende der Europaregion, Günther Platter und Arno Kompatscher nach der Vorstandssitzung des Europäischen Verbunds territorialer Zusammenarbeit EVTZ “Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino” in Sanzeno am Nonsberg: “Es gibt eine gemeinsame Position unserer drei Länder in der Flüchtlingsfrage, in der Frage, was am Brenner geschehen muss, und welchen Weg Europa einzuschlagen hat”, fasste Landeshauptmann Kompatscher zusammen. “Es gilt, den Flüchtlingszustrom zu mildern, das Schlepperwesen wirksam zu bekämpfen, die innereuropäisch Solidarität zu stärken und einen Marshall-Plan für Afrika zu entwickeln”, sagte Südtirols Landeshauptmann.

Migration: Situation dank Zusammenarbeit unter Kontrolle

Der gemeinsame Beschluss zur Flüchtlingsfrage, der im Februar 2016 verabschiedet worden war, sei nach wie vor gültig, auch wenn die Lage am Brenner derzeit nicht zu Besorgnis Anlass gebe, erklärte Präsident Rossi, und Landeshauptmann Platter betonte: “Wir haben die Lage im Griff dank der guten Zusammenarbeit in der Europaregion.” Von der EU fordert die Europaregion eine gleichmäßige Verteilung der Flüchtlinge und eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Solidarität. Landeshauptmann Kompatscher betonte, dass die Euregio nicht nur fordere, sondern auch ihren Beitrag leiste. So sei es gelungen, Österreich und Italien in Sachen Brennergrenze an einen Tisch zu bringen und auch Dank der verstärkten Kontrollen in Italien und der Arbeit der euregionalen Taskforce Kontrollen am Brenner zu vermeiden.

Transit: Verkehrsgipfel im Herbst

Als wichtiges und zentrales Thema bezeichnete der Euregio-Vorstand auch den Transit. “Wir haben eine Vielzahl von Schritten im Hinblick auf eine gemeinsame Strategie gesetzt, beispielsweise zur Gestaltung der Tarifpolitik, zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene”, betonte Landeshauptmann Kompatscher. Bei einem Verkehrsgipfel im Herbst sollen weitere Maßnahmen auf Schiene gebracht werden, um die Bevölkerung längs der Brennerachse wirksam zu entlasten. In diesem Zusammenhang verwies Landeshauptmann Rossi auch auf die Bedeutung der Umwandlung der Brennerautobahngesellschaft in eine rein öffentliche Gesellschaft. Sie soll unter anderem die Querfinanzierung des BBT samt Zulaufstrecken sowie die Gestaltung der Tarifpolitik ermöglichen.

Jahresbilanz 2016 umfasst 3,7 Millionen Euro

In Sanzeno wurde heute aber auch Bilanz über die Tätigkeit der Europaregion im Jahr 2016 mit einem Finanzvolumen von 3,7 Millionen Euro gezogen. Als besonders gewinnbringend und nachhaltig bezeichnete Landeshauptmann Kompatscher die Zusammenarbeit in Wissenschaft und Forschung: So wurden nach dem Auftakt 2015 die beiden Projekte “Euregio Wissenschaftsfonds” und “Euregio Mobilitätsfonds” 2016 fortgeführt, welche die Zusammenarbeit der Universitäten stärken. Gemeinsam mit dem Europäischen Forum Alpbach wurde das “Euregio Lab” zum Thema “Wirtschaftlicher Erfolg durch die Stärkung und Beschleunigung von Innovationsketten in der Europaregion” neu aufgelegt, bei dem Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik aus der gesamten Europaregion beim Tiroltag in Alpbach die Ergebnisse mit den politischen Spitzen in Tirol, Südtirol und Trentino diskutierten.

Im Bereich Gesundheit und Soziales wurde die Zusammenarbeit mit den zuständigen Verwaltungseinheiten der drei Länder gesucht mit dem Ziel, die Sensibilisierungskampagne „Stoppen wir Gewalt gegen Frauen“ auf den Weg zu bringen, welche auch 2017 fortgesetzt wird. Die Europaregion hat zudem die Vernetzungsarbeit der jeweiligen Abteilungen für Radio- und Protontherapie in Trient, Bozen und Innsbruck zum Abschluss gebracht und eine diesbezügliche Konvention vorbereitet, die den zuständigen Landesräten zur Unterschrift vorliegt.

Im grenzüberschreitenden Netzwerk der Seniorenwohnheime wurde eine Tagung über die Bestpractices in der Europaregion und über den grenzüberschreitenden Mitarbeiteraustausch unter zehn Seniorenwohnheimen veranstaltet.

Die Zusammenarbeit im Kulturbereich hat sich im grenzüberschreitenden Kulturkalender CONTAKT niedergeschlagen, einer neuen Online-Kulturplattform unter http://contakt.europaregion.info, die einen aktuellen Überblick über sämtliche kulturellen Veranstaltungen in Tirol, Südtirol und Trentino geben soll. Fortgeführt wurden alle Jugend-Initiativen, wie beispielsweise das Jugendfestival, das Summer Camp, das Sport Camp und die Akademie der Europaregion. Das Euregio Music Camp 2016 das erste Mal angeboten, bei dem in Zusammenarbeit mit den Blasmusikverbänden von Tirol, Südtirol und Trentino eine Sommerwoche für talentierte Nachwuchsmusiker im Euregio-Kulturzentrum Toblach stattfindet. Im Jahr 2016 hat sich die Euregio außerdem an 38 koordinierten Projekten beteiligt.

Von: ao