Von: mk
Meran – Bei der Vorstellung der Leitlinien zum neuen Mobilitätsplan war der Bürgersaal bis auf den letzten Platz gefüllt. Jetzt haben alle Interessierten bis zum 28. September Zeit, der Gemeinde zum Entwurf ihre Rückmeldung zu geben.
Mobilität bewegt. Bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt war der Bürgersaal, als am vergangenen Freitag Stefano Ciurnelli seinen Entwurf für die Leitlinien zum neuen städtischen Mobilitätsplan vorstellte. Rund 250 Personen folgten der Einladung der Dienststelle Umwelt und Mobilität, sich über die Vorschläge des Verkehrsexperten zu informieren. Viele Meranerinnen und Meraner nutzten die Bürgerversammlung auch, um Fragen zu stellen oder eigene Vorschläge vorzubringen.
Grundlage für Ciurnellis Vorschläge, wie das Meraner Verkehrskonzept 2020 aussehen soll, sind die in den letzten Monaten erhobenen Verkehrsdaten. Mit Hilfe dieser Daten wurden Modelle und Simulationen entwickelt. So wurde beispielsweise eine Prognose versucht, wie sich der Autoverkehr in der Stadt nach Fertigstellung des Küchelbergtunnels verändern wird. Berücksichtigt wurden auch Bedürfnisse einzelner Straßen, die nur über einen Mobilitätsplan für die gesamte Stadt gelöst werden können, z. B. die Entlastung der Hauptstraße durch Sinich oder der Laurinstraße. Zudem wurden in vier Workshops mit Interessensträgern (u. a. Stadtviertelräte, Berufsverbände, Schulen, Taxifahrer, Bezirksgemeinschaft) die jeweiligen und zum Teil auch gegensätzlichen Bedürfnisse ermittelt. Schließlich berücksichtigen die Leitlinien auch Faktoren, auf die die Gemeinde wenig oder kaum Einfluss hat. So wird der Anteil der Menschen über 75 Jahre bis zum Jahr 2030 in Meran um 30 Prozent zunehmen, d. h. es wird in der Stadt immer mehr Menschen mit besonderen Mobilitätsbedürfnissen geben. Ein anderes Beispiel: Die Grenzwerte des gesundheitsschädlichen und größtenteils vom Verkehr verursachten Gases NO2 werden in Meran überschritten, weshalb der PUT Lösungen bieten muss, damit das Recht auf gesunde Luft, die Grenzwerte und die Gesetze eingehalten werden. Zu berücksichtigen sind außerdem Mobilitätsprojekte des Landes wie der Ausbau der Bahnlinie zwischen Meran und Bozen. Das bedeutet u. a. dass der Bahnhof Untermais deutlich attraktiver wird, denn die Schnellzüge nach Bozen halten nur in Meran und in Untermais, was dazu führen wird, dass mehr Pendler aus den Nachbargemeinden diesen Bahnhof mit dem Auto anfahren.
Der von der Gemeinde beauftragte Verkehrsplaner stellt in seinem Entwurf zu einigen Punkten gleich mehrere Varianten zur Diskussion, u. a. was die Streckenführung des Stadtbusses im Zentrum anbelangt. Bei der Bürgerversammlung wurden durch die regen Wortmeldungen dann auch die unterschiedlichen Bedürfnisse deutlich: Wer auf den Stadtbus angewiesen ist, will auch weiterhin mit dem Bus durch den Rennweg fahren und in Zukunft auch wieder in der oberen Freiheitsstraße direkt im Zentrum aussteigen. Wer in der Freiheitsstraße ein Lokal betreibt, möchte, dass die Straße eine möglichst lange Flaniermeile bleibt. Die Anrainer des Rennwegs wiederum fühlen sich durch die zahlreichen Busse in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Thema mehrerer Wortmeldungen war auch das Steinachviertel: Anrainer sprachen sich für eine unbeschränkte Durchfahrt durch die Da-Vinci-Straße (Postgasse) und gegen eine Ausdehnung der Fußgängerzone aus. Dazu stellte Ciurnelli klar: “Sollte es tatsächlich zu den geplanten Verkehrseinschränkungen kommen, darf selbstverständlich jeder Steinacher auch weiterhin mit dem Auto bis zu seiner Garage fahren.“ Großen Applaus erntete der Verkehrsplaner und fünffache Vater, als er die Eltern aufrief, ihre Kinder zu Fuß in die Schule zu schicken und sie nicht mit dem Auto herumzukutschieren. „Eine lebenswerte Stadt wird nicht nur durch Infrastrukturen, sondern vor allem durch das Verhalten ihrer Bewohner bestimmt“, so der Planer.
Die Bürgerversammlung schloss mit dem Versprechen Ciurnellis, er werde bald das Steinachviertel gemeinsam mit den BewohnerInnen begehen und vertiefende Gespräche zu ihren Klagen und Forderungen führen. Vertiefen will der Experte auch die Frage des öffentlichen Verkehrs durch die Innenstadt.
Nun haben alle Interessierten bis zum 28. September Zeit, Fragen, Anregungen und Kritik an die Gemeindeverwaltung zu richten, und zwar entweder per Mail (put@gemeinde.meran.bz.it) oder mit einem Brief, der beim Protokollamt abgegeben wird. Der Verkehrsplaner Ciurnelli wird alle Rückmeldungen sichten und gemeinsame und gegensätzliche Interessen herausarbeiten. Stehen die Leitlinien fest, werden auf ihrer Grundlage die konkreten Verkehrsmaßnahmen erarbeitet. Der Entwurf des eigentlichen Plans wird dann von der Stadtregierung angenommen und veröffentlicht. Anschließend haben alle BürgerInnen nochmals 30 Tage Zeit, ihre Einwände vorzubringen. Erst dann kann der Gemeinderat den Plan verabschieden.
Stadtviertel Wolkenstein: Pedibus startet wieder
Die Gemeinde Meran unterstützt verschiedene Initiativen, welche die Sicherheit und Lebensqualität der Menschen, die sich in der Stadt bewegen, verbessern sollen. Eines dieser Projekte ist der Pedibus im Stadtviertel Wolkenstein, der bereits im vergangenen Schuljahr für einen Probelauf von circa zwei Monaten durchgeführt wurde.
Es handelt sich dabei um einen „Bus zu Fuß“, bei dem die Kinder an fixen „Haltestellen“ und Uhrzeiten vom Schülerlotsen abgeholt und gemeinsam in die Schule begleitet werden. Der Bus auf Füßen hat ein großes Potential, muss aber erst richtig bei den Familien ankommen. Das Amt für Umwelt und Mobilität arbeitet daran in der Überzeugung, dass diese vom Ökoninstitut im Auftrag der Gemeindeverwaltung koordinierte Initiative eine besonders gesunde und günstige Mobilität und zugleich das Zusammenleben der Sprachgruppen und die soziale Kompetenz der TeilnehmerInnen fördert.
Mit Beginn des Schuljahres 2018/2019 bietet die Gemeinde Meran wieder diesen kostenlosen Begleitdienst für die Schulkinder in der Schulzone Wolkenstein. Die genauen Routen werden gemeinsam mit den Eltern, welche den Dienst anfordern, definiert. Für Einschreibungen oder Informationen können sich interessierte Eltern mit der Projetkleiterin des Ökoinstitutes, Frau Sonja Abrate, in Verbindung setzen (sonja.abrate@oekoinstitut.it).