Von: APA/dpa/AFP/Reuters
Die Waffenruhe zwischen Israel und der islamistischen Hamas wankt. Die israelische Armee führte am Sonntag nach eigenen Angaben als Antwort auf Hamas-Attacken weitere Angriffe im Gazastreifen aus. Laut palästinensischen Angaben starben bei Luftschlägen und Panzerbeschuss in dem Küstenstreifen mindestens 18 Menschen. Zudem stoppte Israel erneut die Lieferung humanitärer Hilfsgüter in das stark zerstörte Gebiet. Die Hamas wies die israelischen Vorwürfe entschieden zurück.
Nach Inkrafttreten der Waffenruhe waren die Hilfslieferungen als Teil der Vereinbarung ausgeweitet worden, mit einem Ziel von 600 Lkw am Tag. Zuvor hatte die Blockade der humanitären Güter laut Hilfsorganisationen unter der Zivilbevölkerung für eine humanitäre Katastrophe im Gazastreifen gesorgt.
Laut israelischer Armee hatten Terroristen israelische Soldaten im Süden und Norden des Küstenstreifens angegriffen, unter anderem mit einer Panzerfaust. Die Vorfälle hätten sich östlich der “gelben Linie” ereignet, hinter die israelische Truppen sich im Rahmen der Waffenruhe zurückgezogen hatten. Die Hamas dementierte die Angaben und beteuerte, sie stehe nicht hinter den Angriffen.
Izzat al-Rishek, Mitglied des Hamas-Politbüros, warf Israel in einer Mitteilung seinerseits vor, gegen die Waffenruhe zu verstoßen und “fadenscheinige Vorwände” zu fabrizieren, “um seine Verbrechen zu rechtfertigen”. Er beschuldigte Israels Premier Benjamin Netanyahu, dieser wolle sich vor seinen Verpflichtungen gegenüber den Vermittlern drücken, weil er unter Druck rechtsextremer Koalitionspartner stehe.
Rund 20 Ziele im Gazastreifen bombardiert
Die israelische Luftwaffe bombardierte nach Angaben des TV-Senders N12 rund 20 Ziele im Gazastreifen. In Deir al-Balah inmitten des Gazastreifens seien bei einem Luftangriff vier Palästinenser getötet und fünf weitere verletzt worden, hieß es aus medizinischen Kreisen.
“Heute in der Früh haben Terroristen Panzerabwehrraketen abgefeuert und das Feuer auf IDF-Soldaten eröffnet”, teilte die israelische Armee mit. Darauf habe man mit Luftangriffen durch Kampfjets und mit Artilleriebeschuss reagiert. Die Angriffe dienten dazu, eine Bedrohung zu beseitigen, hieß es weiter.
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu wies das Militär an, mit voller Härte gegen “Terrorziele im Gazastreifen” vorzugehen. Netanyahus Büro teilte mit, der Regierungschef habe dies nach einer Beratung mit Verteidigungsminister Israel Katz und Sicherheitsvertretern beschlossen.
Am Sonntagabend hieß es jedoch, die israelische Armee wolle die Gaza-Waffenruhe wieder einhalten. “Auf Anweisung der politischen Führung und nach einer Reihe schwerer Angriffe als Reaktion auf die Verstöße der Hamas hat die IDF (Armee) mit der erneuten Durchsetzung der Waffenruhe begonnen”, wurde auf Telegram mitgeteilt. Zugleich warnte die Armee, sie werde auf jeden Verstoß entschieden reagieren.
Rechtsextreme Minister fordern Rückkehr zum Krieg
Israels Polizeiminister Itamar Ben-Gvir forderte Netanyahu nach ersten Berichten über einen Hamas-Angriff dazu auf, die Armee anzuweisen, “die Kampfhandlungen im Gazastreifen vollständig und mit voller Stärke wieder aufzunehmen. Die nazistische Terrororganisation muss restlos vernichtet werden – und zwar möglichst bald.” Der ebenfalls ultrarechte Finanzminister Bezalel Smotrich schrieb bei X nur: “Krieg!” Die beiden Minister hatten die Waffenruhe-Vereinbarung von Anfang an kritisiert und auch dagegen gestimmt.
US-Unterhändler in der Region erwartet
Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas ist seit dem 10. Oktober in Kraft. Es gab allerdings bereits mehrere gewaltsame Zwischenfälle, bei denen auch Palästinenser getötet wurden.
Die Waffenruhe ist Teil eines Friedensplans von US-Präsident Donald Trump. Israel und die Hamas hatten sich dabei auch auf den Austausch von Geiseln und Gefangenen und einen teilweisen Rückzug der israelischen Truppen im Gazastreifen geeinigt. An den Verhandlungen waren auch Ägypten, Katar und die Türkei beteiligt gewesen. In dieser Woche werden US-Vizepräsident JD Vance sowie die US-Unterhändler Steve Witkoff und Jared Kushner in Israel erwartet.
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