Rede einer 23-Jährigen gewährt Einblick in die Diktatur

Nordkorea: Ein Leben in der Hölle auf Erden – VIDEO

Sonntag, 19. März 2017 | 15:30 Uhr

Bangkok – Den Wert der Freiheit erkennen in erster Linie die Unterdrückten. Die 23-jährige Park Yeon-mi hielt vor etwa zwei Jahren eine Rede auf dem One Young World Summit 2015 in Bangkok und sprach über das unermessliche Leid, in Nordkorea aufzuwachsen. Doch damals erfuhr die junge Frau nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdient. Erst kürzlich allerdings tauchte die Rede in Facebook-Timelines auf, nachdem die Plattform Higher Perspective ein Video davon geteilt hatte. Das zeigt, wie über soziale Netzwerke auf wichtige Themen aufmerksam gemacht werden kann. Das Video verzeichnet bislang über 65 Millionen Views und wurde über eine Millionen Mal geteilt – und legt ein schockierendes Zeugnis über das Leben in einer Diktatur ab.

Als Yeon-mi neun Jahre alt war, wurde die Mutter einer Freundin öffentlich hingerichtet, weil sie sich einen Hollywood-Film angesehen hatte. Yeon-mi erlebte die Exekution mit.

„Nordkorea ist ein unvorstellbares Land. Ein Land, mit nur einem TV-Sender. Ein Land ohne echtes Internet. Ein Land, in dem es den Menschen nicht erlaubt ist, zu singen, zu sagen oder tragen, was sie wollen. Ein Land, in dem drei Generationen einer Familie hart bestraft werden, wenn ein einzelnes Mitglied Kritik am Regime äußert“, erklärt die junge Frau in ihrer Rede. Durch die „Three Generations of Punishment“-Regel können dann alle Mitglieder der Familie – selbst Kinder – in Arbeitslager verfrachtet werden. Als sie vier Jahre alt, sagte Yeon-mis Mutter zu ihr, dass sie nicht einmal flüstern dürfe. „Ich gebe es zu: Ich dachte, die Regierung könne meine Gedanken lesen“, berichtete die mittlerweile 23-Jährige.

Die Menschen in Nordkorea würden von der Regierung regelrecht terrorisiert, jedes kleinste Freiheitsbestreben werde unterdrückt. „Während ich dort aufwuchs, habe ich nie eine Liebesgeschichte zwischen Mann und Frau gehört. Es gibt keine Bücher, keine Lieder, keine Artikel, keine Filme über Liebe. Kein Romeo und Julia“, erzählt Yeon-mi. Die einzigen Geschichten, die erlaubt seien, würden von den Kim-Diktatoren handeln.

Unter Tränen beschrieb die junge Frau auch ihre Flucht nach China im Alter von 13 Jahren. Als ein Geschäftsmann die Minderjährige vergewaltigen wollte, bot ihre eigene Mutter sich selbst an, um ihr Kind zu schützen. „In Nordkorea gibt es eine Redewendung: Frauen sind schwach, Mütter sind stark. Meine Mutter ließ sich vergewaltigen, damit ich es nicht musste“, berichtet Yeon-mi. Von den über 300.000 Flüchtlingen, die von Nordkorea nach China gelangen, seien 70 Prozent der Frauen und Mädchen schon einmal Opfer von sexueller Gewalt geworden. Die Täter bezahlen Schleppern dafür nicht einmal 200 Hongkong-Dollar, das sind rund 24 Euro.

https://www.facebook.com/HigherPerspective/videos/1513754778656836/

Als Yeon-mi und ihre Mutter in der Mongolei ankamen, hielten sie Messer bereit, um sich umzubringen, sollten sie zurück geschickt werden. Die Wahl war einfach: Entweder gab es für sie ein Leben als Mensch und in Würde oder den Tod.

Heute ist Yeon-mi Aktivistin und Autorin. Sie selbst hat die multiplizierende Kraft der sozialen Netzwerke erkannt und ist auf Twitter, Facebook sowie auf Instagram präsent.

In ihre Rede betonte die 23-Jährige, dass im Ausland viel zu oft das Regime im Mittelpunkt stehe. In Wahrheit würden aber die Menschen zählen.

„Bringt China durch Petitionen dazu, Menschen nicht mehr nach Nordkorea zurück zu schicken. Alle Länder der Welt müssen Druck auf China ausüben“, forderte Yeon-mi, die sich eine globale Bewegung wünscht, um die Menschen in Nordkorea zu befreien. Man müsse „den dunkelsten Ort der Welt sichtbar machen.“

Von: mk