Breiter Aufruf

Öffnung von Kleinkindbetreuung, Kindergarten und Schule gefordert

Dienstag, 17. November 2020 | 19:27 Uhr

Bozen – Familienorganisationen, soziale Einrichtungen, Verbände und Fachleute fordern die Öffnung von Schule und Kindergarten – auch aus epidemiologischen Gründen. Es gebe eine Reihe von negativen Auswirkungen für die Entwicklung von Kindern, wenn diese zu Hause bleiben. Fernunterricht könne diese Folgen kaum aufwiegen. Nachfolgend die Forderung im Originalwortlaut.

 

Die Arbeitstätigkeit ist derzeit in vielen Bereichen aufrecht, während die Kinder aller Altersstufen zu Hause sind. Diese sind dann entweder unbeaufsichtigt oder werden zu Nachbarn, Verwandten und Großeltern gebracht. Das ist aus epidemiologischer Sicht sehr bedenklich. Eine Verlängerung dieses Zustandes um weitere Wochen ist nicht hinnehmbar. Wir fordern daher die Landesregierung auf, diesem Umstand Rechnung zu tragen und die
Bildungs- und Betreuungseinrichtungen wie in der Dringlichkeitsmaßnahme des Landeshauptmanns festgelegt und mehrfach bestätigt, wieder in Präsenz zu öffnen.

Inzwischen gibt es zahlreiche aktuelle Studien, welche die negativen Auswirkungen der Schließung von Kitas, Kindergärten und Schulen belegen. Die Schließung verletzt das Grundrecht auf Bildung, verschärft soziale und gesundheitliche Ungleichheit, gefährdet die soziale, psychische und physische Gesundheit der Kinder und Eltern und hat gravierende Auswirkungen auf die Berufstätigkeit der Eltern, v.a. der Frauen und damit auf die finanzielle Situation der Familien. Fernunterricht kann diese negativen Folgen kaum aufwiegen, sondern ist für viele Familien zeitlich und technisch eine zusätzliche Belastung.

Zudem gehören Bildungs- und Betreuungseinrichtungen zu den wenigen Bereichen, in denen das Infektionsgeschehen überschaubar und unter Kontrolle ist. Das gesamte Personal und die Kinder halten sich streng an die Sicherheitsvorkehrungen. Vor allem für Kleinkindbetreuung, Kindergarten und Grundschule sind die Gründe für die Schließung nicht nachvollziehbar und auch nicht wissenschaftlich belegbar. Die negativen Auswirkungen sind umfassend erforscht.

Eine Freistellung der Eltern für die Dauer der Schulschließungen (Covid-Sonderelternzeit) wird auf nationaler Ebene geregelt. Aber es kann derzeit noch nicht angesucht werden. Aus den bisherigen Erfahrungen ist leider auch bekannt, dass nicht alle erwerbstätigen Eltern Anrecht auf diese Sonderelternzeit haben. Der Jahresurlaub ist längst aufgebraucht und unbezahlte Freistellungen können sich viele Familien nicht leisten, bzw. müssen auch nicht in allen Arbeitsfeldern genehmigt werden. Folglich bleibt vielen Eltern nichts anderes übrig, als schweren Herzens die elterliche Aufsichtspflicht zu verletzen und Kinder und Jugendliche allein zu lassen oder sie in andere Haushalte
zu bringen. Die vielgepriesene Alternative Homeoffice ist bei gleichzeitiger Betreuung der Kinder ein schwieriges Unterfangen und führt oft zu Überlastungserscheinungen.

Kaum diskutiert wird zudem die Situation der Jugendlichen. Wir fordern, dass auch für die Altersgruppe der Mittel- und Oberschüler/innen konkrete Perspektiven aufgezeigt werden und so bald als möglich wieder der alternierende Präsenz- und Fernunterrichts ermöglicht (50  – 50 Prozent) wird. Es wird in diesem Fall oft mit den Kapazitätsproblemen der Schülertransporte argumentiert. Daher braucht es eine umgehende Planung zur Verstärkung der Transportmittel. Ein guter Präsenzunterricht, der vor allem auch zum sozialen Austausch zwischen Jugendlichen genutzt wird, und nicht nur zur Wissensüberprüfung, ist für die gesunde Entwicklung im Jugendalter unbedingt erforderlich.

Schlussendlich: Es ist allen Unterzeichner/innen klar, dass es wegen der Infektionszahlen verständlich und notwendig ist, einschneidende Maßnahmen zu treffen. Es liegt absolut im Interesse der Familien, die Coronaerkrankungen aller und speziell der Risikogruppen einzudämmen. In diesem Sinn versteht es sich von selbst, dass Eltern entsprechende Vorkehrungen treffen, damit auch vor und nach der Schule die Ansteckungsgefahr minimiert wird.

Wichtig: Sollte es in den kommenden Wochen zu einem generellen Lockdown kommen, müssen die Betreuungs- und Bildungseinrichtungen für alle Kinder von Eltern, die (noch) arbeiten zugänglich sein. Dies gilt auch für Eltern im Homeoffice. Der Notdienst muss frühzeitig geplant und organisiert werden, die Einschreibungen müssen mehrere Tage möglich sein!

 

Von: luk

Bezirk: Bozen