Kommentar

Pariser Vertrag – Gemeinsam oder einsam?

Donnerstag, 08. September 2016 | 15:19 Uhr

Bozen – Mit viel Pomp und Politprominenz wurde am Montag 70 Jahre Pariser Vertrag gefeiert. Unter den Historikern besteht über die politische Bedeutung der paar Seiten Papier große Einigkeit. Aber ob das Gruber-Degasperi-Abkommen für die letzten Jahrzehnte positiv war oder nicht, darüber gehen die Meinungen weit auseinander.

Das Spektrum reicht von „Verrat und Verkauf an Italien“ bis zur „Magna Charta Südtirols“. Bei diesem Streit zwischen Historikern und Politikern wird gerne vergessen, dass es für den Südtiroler Fortschritt immer sowohl die Befürworter als auch die Gegner brauchte. Vom ersten Tag an über das zweite Statut bis zum heutigen Tag wurde und wird gestritten und gerungen. Ganze Generationen von Juristen und Politikern haben sich am Vertrag und seinen Folgen abgearbeitet und haben im „Kampf mit Rom“ dem Staat immer wieder das eine und andere Zugeständnis abgerungen.

Darüber, ob das Angebot gut genug war oder nicht, flogen in Bozen die Fetzen. Aber nach hartem Ringen stand am Ende immer wieder das Gemeinsame, wie jener berühmte Handschlag zwischen Magnago und Brugger bei der Paketabstimmung 1969, der zeigte, dass Gegner und Befürworter Willens waren auch den Weg in die Zukunft weiter gemeinsam zu beschreiten.

Heute ist es anders. Dass die Regierenden das Abkommen feiern und der Großteil der Opposition nicht, zeigt heute, wie tief der Riss ist, der durch die politische Landschaft geht. Mit der Erfüllung des Pakets ist der Zusammenhalt verloren gegangen und Südtirol strebt auseinander.

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Gerade aber für die Herausforderungen der Zukunft wie Flüchtlinge und Einwanderung, Krise und Wahrung des Wohlstands brauchen wir heute ein einiges Südtirol denn je.
Europa bröckelt bereits. Ein bröckelndes Südtirol können wir nicht brauchen.

Von: ka

Bezirk: Bozen