Von: bba
Bozen – Was sich hinter den eigenen vier Wänden in manchen Fällen abspielt, ist jenseits von Gut und Böse. Die Rede ist von häuslicher Gewalt. Die Coronakrise wirft ihre Schatten auf viele Bereiche, „oftmals besonders auch auf das Familienleben“, wird SVP-Landesfrauenreferentin Renate Gebhard nicht müde zu betonen. „Wenn Sorgen, Stress und Spannungen zunehmen, dann reicht oftmals ein kleiner Funken, um häusliche Gewalt auszulösen“, erinnert Gebhard anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November. Dennoch ist nicht die Pandemie Auslöser von Gewalt an Frauen, sondern patriarchales Denken und Handeln. Verfehlt wäre es zu sagen, die Pandemie wäre an häuslicher Gewalt Schuld. Genauer anzusehen ist die soziale Ordnung – auch in Südtirol.
Die Familie – als ein Ort dargestellt, der Schutz und Geborgenheit vermittelt – ist mitunter oft Tatort: für physische, psychische oder auch sexuelle Gewalt. „In den meisten Fällen von Gewalt an Frauen lauert der Peiniger nicht auf der Straße, unter der Brücke oder hinter dem Baum, sondern in den eigenen vier Wänden“, erklärt SVP-Landesfrauenreferentin Renate Gebhard zum Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November, „ein Umstand, der vor allem in Zeiten von Corona noch immer zu vielen Frauen und ihren Kindern zum Verhängnis wird“, so Gebhard.
Häusliche Gewalt ist ein gesellschaftliches Grundproblem
Die Coronakrise rücke dabei laut Renate Gebhard nur verstärkt in den Mittelpunkt, was ein grundlegendes gesellschaftliches Problem sei. „Wir leben nach wie vor in einer vielfach patriarchal geprägten Welt“, so die Landesfrauenreferentin. „Und außerdem, auch die Gleichberechtigung, ein Halbe-halbe, ist noch weit vom Idealzustand entfernt“, unterstreicht Renate Gebhard, „und genau bei diesen beiden Punkten müssen wir – auch in konsequenter Umsetzung der Istanbul-Konvention des Europarates – ansetzen, um langfristig einen kulturellen Wandel zu erreichen und das grundlegende gesellschaftliche Problem hinter der Gewalt an Frauen zu lösen.“
Klar ist, wer nicht auf eigenen Beinen steht, sondern ökonomisch vom Partner abhängig ist, schafft die Trennung vom gewalttätigen Partner weniger leicht. Aus diesem Grund sollte es ein Anliegen sein, die effektive Gleichberechtigung der Geschlechter am Arbeitsmarkt zu fördern und Frauen nicht mit politischen und wirtschaftlichen Lockmitteln in die Hausfrauenrolle und in Teilzeitberufe zu drängen. Diese Strategie lässt patriarchale Strukturen und darauf aufbauende soziale Ungleichheit unangetastet. Die Pandemie ist nicht der Auslöser von Gewalt von Männern an Frauen, sondern macht Missstände sichtbar, die bereits vorher im Verborgenen gewuchert haben.