Die Angst vor dem Gift

Putin hat Vorkoster

Samstag, 19. März 2022 | 10:34 Uhr

Moskau – Die wiederholten Drohungen von Wladimir Putin und die anhaltende Grausamkeit im Angriffskrieg gegen die Ukraine kaschieren nur eines: Angst. Der russische Präsident fühlt sich sowohl von außen als auch von innen bedroht. Dass er erst kürzlich jeden, der in Russland auf der Seite des Westens steht, als „fünfte Kolonne“, als „Abschaum“ und als „Landesverräter“ bezeichnete, zeugt von Putins Furcht, selbst getötet zu werden.

Offensichtlich hat der Kremlchef Angst vor einem Hinterhalt. Auch darüber, wie ihn seine Gegner zu Fall bringen könnten, hat Putin klare Vorstellungen – mit Gift. In der ehemaligen Sowjetunion gehörten Giftanschläge zu den häufigsten Methoden, um unliebsame politische Gegner aus dem Weg zu räumen.

Auch vor seinen engsten Beratern fühlt sich Putin offenbar nicht sicher. Laut einem Bericht des Daily Beast hat sich der russische Präsident deshalb ein Team von persönlichen Vorkostern zugelegt. Bereits in der Vergangenheit sollen Angestellte für Putin Mahlzeiten vorgekostet haben.

Außerdem soll Putin im vergangenen Monat rund 1.000 Mitarbeiter in seinem engeren Umfeld ausgetauscht haben. Laut Daily Beast handelt es sich dabei um Angestellte in der Wäscherei, um Köche oder etwa auch um Sekretärinnen.

Immer wieder Gift

Dass Giftanschläge in Russland beliebt sind, davon kann Putin als ehemaliger KGB-Agent sicher ein Lied singen. Man denke nur an den abtrünnigen russischen Nachrichtendienstler Alexander Litwinenko, der ab 2003 als Überläufer für den britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 arbeitete und 2006 an einer Vergiftung mit Polonium starb. Der radioaktive Stoff befand sich einer Tasse Tee.

Am 4. März 2018 wurden hingegen der ehemalige Spion Sergei Skripal und seine Tochter Julija in Salisbury bewusstlos aufgefunden und mit Anzeichen einer Vergiftung in eine Klinik eingeliefert. Die offensichtliche Anwendung eines geächteten Nervenkampfstoffes löste eine schwere diplomatische Krise zwischen Großbritannien und seinen Verbündeten einerseits und Russland andererseits aus. Sowohl Julija als auch Sergei Skripal hatten sich von dem Anschlag wie durch ein Wunder so weit erholt, dass sie im April bzw. Mai 2018 aus dem Krankenhaus entlassen werden konnten.

Auch den misslungenen Giftanschlag gegen den Oppositionspolitiker Alexei Nawalny soll Putin angeordnet haben.

Festnahme von ranghohem General

Dafür, dass Putin immer nervöser wird, gibt es auch andere Anzeichen. Im Zuge der sich dahinschleppenden Invasion und des dürftigen Kriegserfolgs soll der russische Geheimdienst FSB den Vizekommandanten der Nationalgarde Russlands, General Roman Gavrilov, festgenommen haben. Anderen Aussagen zufolge wurde er lediglich seines Amtes enthoben. Offenbar werden ihm Amtsmissbrauch und Geheimnisverrat vorgeworfen.

Die Nachricht der Festnahme war von einem russischen Enthüllungsjournalist verbreitet worden. Der Duma-Abgeordnete Aleksandr Khinstein hat darauf die Nachricht allerdings sofort dementiert. Ihm zufolge sei die Festnahme eine absolute Falschmeldung.

Von: mk