Caramaschi befürchtet Schaden für Impfkampagne

Rabatte für Tests werden zum Politikum

Samstag, 16. Oktober 2021 | 10:12 Uhr

Bozen – Seit gestrigem Freitag ist der Green Pass in der Arbeitswelt Pflicht. Das hat die Regierung in Rom so beschlossen. Wer nicht geimpft oder von einer Infektion mit dem Coronavirus genesen ist, muss sich regelmäßig testen lassen. Eine Apotheke in der Freiheitsstraße in Bozen hat am Freitag Mengenrabatte für Tests angeboten – und sorgt damit für Diskussionen, wie die italienische Tageszeitung Alto Adige schreibt.

Grundsätzlich bezahlt ein Erwachsener für einen Antigen-Schnelltest in Südtirol 15 Euro. Der Preis wurde vom Land so festgelegt. In besagter Apotheke kostet hingegen ein Paket von zehn Tests 50 Euro. Auch andere Apotheken in Südtirol bieten Schnelltests billiger an, doch fünf Euro pro Test sind eine wahre Ausnahme, die durchaus Polemiken hervorruft.

Immerhin haben sich die Regierung in Rom und auch das Land gegen Gratis-Tests für Arbeitnehmer entschieden. Erklärtes Ziel ist es, die Rate der geimpften Personen zu erhöhen. Werden die Tests zu günstig angeboten, könnte dies der Impfkampagne schaden. Wie die Tageszeitung Alto Adige schreibt, erhalten im gesamten Staatsgebiet nur die Apotheken in Südtirol die Test-Kits gratis vom Sanitätsbetrieb.

Die Apothekerin verteidigt ihre Entscheidung, Mengenrabatte anzubieten: In Italien herrsche keine Impfpflicht, folglich müsse es eine wahre Alternative zur Impfung geben, argumentiert sie laut Alto Adige. Gleichzeitig ist die Apothekerin auch Gemeinderätin von Fratelli d’Italia. Ist die Hand, die sie den Ungeimpften reicht, damit politisch motiviert?

„Die Sphäre meiner Arbeit halte ich von meiner politischen Tätigkeit getrennt“, betont die Apothekerin. Ihr gehe es lediglich um die Wahlfreiheit. Bürgermeister Renzo Caramaschi ist hingegen alles andere als begeistert und sieht die Verantwortung beim Land: „Das Land hat einen Höchst-, aber keinen Mindestpreis festgelegt. Deshalb sind bestimmte Preisnachlässe möglich.“ Gleichzeitig ist er davon überzeugt, dass solche Aktionen ein Hindernis für die Impfkampagne darstellen. Der Gemeinde seien allerdings die Hände gebunden.

Zwar sind Preisermäßigungen bei den Tests in den Apotheken selten, die Landesregierung erwägt aber nun, solchen Praktiken einen Riegel vorzuschieben. Die Apothekerin zeigt sich davon unbeeindruckt. Selbst wenn der Sanitätsbetrieb die Test-Kits nicht mehr kostenlos zur Verfügung stellt, wende man sich eben an andere Lieferanten. „Wir haben eine Verpflichtung übernommen“, betont sie laut Alto Adige. Ob sie dies als Apothekerin oder Gemeinderätin so sieht, bleibt unklar.

Von: mk

Bezirk: Bozen