Von: bba
Bozen – Bildung wird in ganz Italien im Vergleich zu anderen EU-Ländern totgespart: Das merken allen voran Lehrpersonen, die trotz universitärer Ausbildung, Zusatzausbildungen und weiteren Hürden, ewig auf befristete Arbeitsverhältnisse hoffen müssen und in überfüllten Klassen unterrichten. Die Schule ist zunehmend zu einem Ort der Aufbewahrung geworden beziehungsweise wird als solcher verstanden. Dies wurde auch in der Zeit des Lockdowns wegen Covid-19 ersichtlich. Frauen sahen sich wieder in ihrer alten Rolle der Hausfrau wieder und die Berufstätigkeit sollte hinten angestellt werden. Der Zorn auf die Schule wurde groß, doch die Sparpolitik im Bildungswesen wurde übersehen.
Die SVP-Kammerabgeordnete und Landesfrauenreferentin Renate Gebhard unterstützt die Bemühungen, im Herbst trotz Coronavirus zu einem möglichst regulären Unterricht an Südtirols Schulen zurückzukehren. „Wir arbeiten aktuell auf allen Ebenen daran, unseren Kindern ihr Recht auf Bildung und soziale Kontakte zurückzugeben“, unterstreicht Gebhard, „denn Bildung darf keine Frage des Geldes werden – auch nicht in der Coronakrise.“
“Die aktuellen Daten zum Coronavirus in Südtirol stimmen zuversichtlich, dass im Herbst die Kindergärten und Schulen ihren ‘gewohnten Betrieb’ wieder aufnehmen können. Bei nahezu keinen Neuinfektionen kann das Recht unserer Kinder auf Bildung und auf soziale Kontakte nicht länger durch das Recht auf Gesundheit eingeschränkt werden“, unterstreicht die SVP-Kammerabgeordnete und Landesfrauenreferentin Renate Gebhard. „In Rom arbeiten wir derzeit darauf hin, dass auch für den Start des neuen Schuljahres die regionale Situation berücksichtigt wird. Auch der Vorschlag der Staat-Regionen-Konferenz zielt darauf ab“, so die Parlamentarierin, „denn wieso sollen Kinder und Jugendliche aus Südtirol und aus Sardinien, wo die Situation seit Wochen stabil ist, auf die Schule verzichten oder nur mit ungerechtfertigten Einschränkungen starten können? “
“In diesem Zusammenhang regt die Frauenpolitikerin an, im Zuge der aktuellen Vorbereitungen auf Landesebene sich auch an Österreich oder der Schweiz zu orientieren. Beim neuen Landesraumordnungsgesetz haben wir auch über den Brenner geschaut. Warum hier nicht? Sollten die Zahlen tatsächlich wieder steigen und Planungsvarianten notwendig werden, so muss ein Notdienst für berufstätige Eltern von Anfang an mitgedacht und eine Lösung für den Nachmittagsunterricht gefunden werden”, ist Gebhard überzeugt. „Der Start eines neuen Schuljahres darf nicht zu Lasten der Frauen gehen – nicht schon wieder!“, fordert Renate Gebhard. “Laut dem Forschungsunternehmen Ipsos hat bereits jetzt eine von zwei Frauen aufgrund der Mehrarbeit in der Familie ihre persönlichen Pläne auf Eis gelegt, sechs von zehn italienischen Frauen waren noch dazu in den vergangenen Wochen auf sich alleine gestellt, wenn es um die Familienarbeit, die Kinderbetreuung oder die Pflege von älteren Angehörigen ging. Müssen die Mütter zu Mittag zuhause sein, weil die Kinder zum Essen kommen, werden gar einige ihre Arbeitsstelle aufgeben müssen“, gibt Gebhard zu bedenken, „so wird eine neue Armutsfalle für Frauen geschaffen“, so die Landesfrauenreferentin. „Unvereinbarkeiten zwischen Familie und Beruf können nicht länger auf dem Rücken der Mütter ausgetragen werden – denn es ist bereits jetzt für viele Frauen schon schwierig genug.“ Die Frauenpolitikerin fügt hinzu: „Wenn wir einen Anstieg der Geburtenrate fördern wollen, dann ist dies der falsche Weg – und jeder noch so gut gemeinte Family Act schlichtweg für die Katz.“
Bei der ganzen Diskussion Renate Gebhards fehlen jedoch grundsätzliche und wesentliche Überlegungen zur Schule, abseits vom Aufbewahrungsgedanken: Von Investitionen in die Schulen Südtirols, ein Aufstocken des Lehrpersonals und dem Schaffen zusätzlicher Räumlichkeiten, ist keine Rede. Die Schule wird nicht erst seit Corona totgespart, nun sind jedoch die Folgen davon für die Allgemeinheit ersichtlich. Auch im Lehrerberuf sind hauptsächlich Frauen tätig, die sich trotz Universitätsabschluss, Lehrbefähigungsausbildungen et cetera, Jahr für Jahr mit befristeten Arbeitsverhältnissen begnügen müssen. Auch hier wird davon ausgegangen, dass Frau einen Ernährer Zuhause hat, der einen sicheren, unbefristeten Job ausübt und die Brötchen nach Hause bringt. Erst dann, wenn genügend Lehrpersonen unbefristet eingestellt werden, genügend Räumlichkeiten und Ressourcen bereitgestellt werden sowie die Unterrichtszeit nicht mehr gekürzt wird, können Frauen ihrem Beruf nachgehen. Die berufliche Situation aller Frauen muss verbessert werden: von Lehrerinnen und Frauen anderer Berufsgruppen. Die Schülerschaft kommt dann auch zu ihrem Recht auf Bildung. Sind genügend Räume an verschiedenen Standorten verteilt und eine angemessene Anzahl von Lehrern vorhanden, würde sich das Covid-19 auch nicht rasant flächendeckend ausbreiten und damit eine Schulschließung im Ernstfall erzwingen.