Von: mk
Meran – Die Debatte um die Vorfälle bei der Amtsübergabe im Meraner Rathaus reißt nicht ab. Die Weigerung der frisch gewählten Bürgermeisterin Katharina Zeller, sich die Trikolore-Schleife von ihrem Vorgänger Dario Dal Medico umhängen zu lassen, schlägt weiterhin hohe Wellen. Während Zeller von deutschsprachigen Politikern und institutionellen Vertretern eher Solidarität erntet, kommt von italienischer Seite deutlich mehr Kritik. Nun melden sich Beatrice Calligione (Civica per Merano), Nerio Zaccaria (Alleanza per Merano) und Antonio Rovito (Lista Dal Medico) zu Wort.
Ihr Vorwurf lautet: Um Zellers institutionell inkorrekte Geste zu rechtfertigen, sei man dzu übergegangen, Anschuldigungen gegen Dal Medico zu erheben. Eine Geste, die, so die Kritiker, seit Jahren von seinen Vorgängern in gleicher Weise vollzogen wurde, werde nun als „machistische Mikro-Aggression“ oder gar als „Übergriff“ dargestellt.
Calligione, Zaccaria und Rovito äußern in einer gemeinsamen Stellungnahme ihr Unverständnis: „Die Situation ist mehr als paradox: Dieselbe Geste, die einen Moment zuvor ausgeführt wurde, um der Bürgermeisterin die Stadtmedaille um den Hals zu legen, hatte bei ihr keinerlei Reaktion von Ärger, Unbehagen oder Unwohlsein hervorgerufen.“
Ihnen zufolge liegt ein Widerspruch vor: „Einen Akt, der vollkommen der institutionellen Praxis entspricht, als sexistisch zu bezeichnen, ist eine schwere Beleidigung.“ Die Kritik richte sich gegen eine Person, die stets Respekt, Ausgewogenheit, Korrektheit und ein tiefes Verständnis für die Institutionen gezeigt habe, schreiben Calligione, Zaccaria und Rovito in Bezug auf Dal Medico.
Der ehemalige Bürgermeister sei ein gemäßigter Politiker, der von Bürgerlisten sowohl im Mittelinks- als auch im Mitterechts-Spektrum unterstützt werde und selbst bei politischen Gegnern als „anständiger Mann“ bekannt sei. Sein Ton und Verhalten seien stets respektvoll, fern von jeglicher Form von Überheblichkeit, so die Unterstützer des ehemaligen Bürgermeisters. „Ihn mit infamen Unterstellungen zu treffen, bedeutet nicht nur, einen makellosen Ruf zu beflecken, sondern auch den Geist der demokratischen Auseinandersetzung selbst zu treffen“, heißt es in der Stellungnahme weiter. Diejenigen, die diese Vorwürfe erhoben hätten, sollten sich öffentlich entschuldigen.
„Ein weiterer Punkt, der nicht unerwähnt bleiben darf, ist die Rechtfertigung von Katharina Zellers Geste nicht aufgrund ihres Inhalts, sondern aufgrund der Tatsache, dass sie von einer Frau ausgeführt wurde“, so Calligione, Zaccaria und Rovito. Die Kritiker warnen vor einer Form des Feminismus, der alles entschuldige, was eine Frau tut – unabhängig vom Kontext, der Verantwortung und den Konsequenzen.
„Ein solcher Ansatz ehrt die jahrhundertelangen Kämpfe, die Frauen mit Schmerz und Opferbereitschaft zur Durchsetzung ihrer Rechte geführt haben, nicht“, heißt es in der Stellungnahme. Im Gegenteil: Es gehe darum anzuerkennen, dass Gleichheit auch Pflichten, Respekt vor Regeln, Ausgewogenheit in den Urteilen und Kohärenz im Verhalten bedeute.
Abschließend fordern Calligione, Zaccaria und Rovito, die Debatte „wieder auf ein seriöses Niveau zu bringen“. Es sei an der Zeit, aufzuhören, die Worte „Sexismus“ oder „Misogynie“ als rhetorische Waffen zu benutzen, um fragwürdige Entscheidungen zu verschleiern.
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