Von: mk
Bozen – Der Südtiroler Heimatbund zeigt sich empört über die aktuelle Praxis der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB). In ihren Fahrplänen und Zugdurchsagen auf Südtiroler Boden nennen sie systematisch die größtenteils erfundenen italienischen Ortsnamen vor den historisch gewachsenen deutschen Namen.
„Wer mit dem Railjet von Innsbruck Richtung Süden fährt, hört regelmäßig: „Willkommen in Vipiteno – Sterzing“. „Für viele geschichtskundige Zugreisende ist das nicht nur irritierend, sondern ein Affront“, kritisiert SHB-Obmann Roland Lang. „Gerade eine Institution wie die ÖBB, die als staatliches Unternehmen in Österreich historisch-kulturelle Verantwortung trägt, sollte sensibler mit der Südtiroler Realität umgehen.“
Der SHB erinnert daran, dass viele der italienischen Ortsbezeichnungen künstlich sind und im Zuge der Faschisierung Südtirols unter Ettore Tolomei eingeführt wurden. So wurde der Name Vipiteno für Sterzing erst mit faschistischem Dekret 800 im März 1923 amtlich. Die derzeitige Sprachregelung suggeriere – besonders gegenüber geschichtsunkundigen Touristen – fälschlicherweise eine rein italienische Identität Südtirols, so der SHB.
Besonders unverständlich findet der SHB diese Praxis in mehrheitlich deutschsprachigen Gebieten. „Dass die Stimme von Chris Lohner stets zuerst den italienischen Namen nennt, degradiert unsere historischen Ortsnamen zur zweiten Wahl. Das ist nicht akzeptabel“, betont Lang.
Auch im Trentino sei die Situation absurd: Die ÖBB erwähnt dort nur „Trento“, während der historisch ebenso verankerte Name „Trient“ komplett verschwiegen werde.
Der Heimatbund fordert daher die gleichberechtigte und historisch korrekte Nennung beider Ortsnamen, wobei im deutschen Sprachraum zuerst der deutsche Name zu nennen sei. Zudem fordert er eine Überprüfung sämtlicher Durchsagen, Leuchttafeln und Fahrpläne der ÖBB auf sprachliche Ausgewogenheit sowie ein klares Bekenntnis der ÖBB zur kulturellen Identität Südtirols.
„Es geht nicht um Kleinigkeiten, sondern um den Respekt gegenüber einem Land mit besonderer Geschichte und Identität. Österreich war und ist Schutzmacht – das muss sich auch in der Sprache der in Südtirol lebenden Mehrheitsbevölkerung widerspiegeln“, schließt Lang.
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