Pikachu wird zum Gründer Russlands

So lustig ist russische Propaganda – VIDEO

Montag, 27. März 2023 | 08:17 Uhr

Moskau – Propaganda hat in Russland die Aufgabe, den Angriffskrieg auf die Ukraine zu rechtfertigen und die eigene Bevölkerung zum Hass gegen die NATO aufzustacheln. Mit dem jüngsten Clip übertreffen sich die Macher allerdings selbst. Falls der Kreml wollte, dass sich seine Gegner totlachen, wäre ihm das fast gelungen.

Das Video zeichnet das Bild einer – aus russischer Sicht – düsteren Zukunft. Es ist das Jahr 2035: Der kleine Sohn eines Ehepaares fragt seine Mutter beim Essen am Tisch, ob er später auf dem Hinterhof spielen dürfe. Doch die Mutter antwortet mit traurigem Blick: „Es gibt keinen Hinterhof mehr, Andrusha. Da ist jetzt ein Basislager der NATO.“ Der Vater öffnet das Fenster und man hört den Lärm von Kriegsmaschinen und Militärfahrzeugen des offenbar kriegslüsternen Feindes.

Doch damit nicht genug: Als die Mutter nach dem Präsidenten fragt, antwortet der Vater in aufgebrachtem Tonfall mit demselben traurigen Blick: „Es gibt keinen Präsidenten mehr. Putins Amtszeit ist vorbei. Wir haben niemanden mehr, um einen neuen Präsidenten zu wählen.“

Im Clip bleibt die Hintergrundmusik weiterhin melancholisch wie in einer Soap Opera. Der Sohn öffnet erfreut ein Schulheft und zeigt den Eltern anstatt der russischen Flagge die Regenbogenflagge, die er in der Schule gemalt hat – ein Symbol für die LGBT-Community, die dank homophober Gesetze in Russland immer stark noch unter Repressalien leidet. Die Eltern schauen sich entgeistert an.

Für die arme russische Vorzeigefamilie kommt es jedoch noch schlimmer. Die NATO bläut den Bürgern Russlands offenbar Geschichtslügen ein. Weder Iwan der Schreckliche noch Peter I werden als Gründer des russischen Großreichs genannt. Stattdessen wird den Menschen weisgemacht, Russland sei von niemand anderem als Pikachu gegründet worden. Der Vater starrt auf ein Gemälde, das mit dem Kopf des gelben Pokemon versehen ist.

Dann fällt dem Vater plötzlich ein, er muss sich einer Operation zur Geschlechtsumwandlung unterziehen, zu der jeder Arbeitnehmer verpflichtet wird – offenbar ein wahres Steckenpferd der Propaganda-Schmiede. Die Frau steht an seiner Seite und haucht ihrem Mann zu, alles werde gut. Er brauche nur auf Gott zu vertrauen. Doch oh Schreck: Gott existiert nicht mehr. Er wurde aus der russischen Verfassung gestrichen.

Bezeichnenderweise ist die Familie in diesem Zukunftsszenario nicht von ökonomischen Sorgen geplagt. Die Frage stellt sich, inwiefern diese Botschaften in Russland tatsächlich auf fruchtbaren Boden fallen.

Von: mk