Grüne warnen vor dem Vorstoß

Sorgenkind „Gesetzentwurf Familienberatungsstelle“

Donnerstag, 08. Mai 2025 | 11:53 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Während der Sitzung des Südtiroler Landtags in dieser Woche wird der Gesetzentwurf zu den Familienberatungsstellen in Südtirol diskutiert. Laut der Grünen Landtagsfraktion enthält die neue Regelung kritische Elemente, die die Funktion von Familienberatungsstellen als Schutz- und Unterstützungsorte für Frauen und Familien gefährden könnten. Die Fraktion setzt sich zudem für die kostenfreie Abgabe von Verhütungsmitteln ein – ob dieses Vorhaben jedoch umgesetzt werden kann, bleibt abzuwarten.

„Wir fordern erneut kostenlose Verhütungsmittel in den Familienberatungsstellen für junge Frauen unter 27 Jahren – eine der fünf zentralen Forderungen, die anlässlich des ‚Frauenmarsches‘ lautstark geäußert wurde“, so Brigitte Foppa, Erstunterzeichnerin des Änderungsantrags. Kostenlose Verhütungsmittel fördert die Gesundheit und trägt zur Vermeidung ungewollter Schwangerschaften und Abtreibungen bei. In europäischen Ländern, in denen eine solche Regelung bereits eingeführt wurde, gehen ungewollte Schwangerschaften zurück, ebenso wie die Zahl freiwilliger Schwangerschaftsabbrüche (von 9,5 Prozent auf sechs Prozent). Gleichzeitig steigt die Geburtenrate – „ein Beweis dafür, dass ein offener Umgang mit freier und informierter Verhütung keine negativen Auswirkungen darauf hat, sondern im Gegenteil förderlich ist“, so Foppa. „Die Diskussion im Gesetzgebungsausschuss war befremdlich. Wir hoffen, dass es im Landtag besser läuft.“

Das Gesetz sieht eine Erhöhung der Zahl der Familienberatungsstellen vor – „allerdings ohne eine tatsächliche Stärkung der Dienstleistungen“, so die Grüne. Mit der Einführung des neuen Organisationssystems sollen auch die jeweiligen Außenstellen offiziell als Beratungsstellen deklariert werden, obwohl dort nicht immer alle grundlegenden Berufsgruppen, wie Psychologen, Gynäkologen, Hebammen und Sozialarbeiter vertreten sind. Die Grünen befürchten, dass damit lediglich formal der staatlichen Vorgabe nachgekommen werden soll, wonach es eine Beratungsstelle pro 20.000 Einwohner braucht, um Gelder aus dem PNRR zu erhalten. „Tatsächlich würden aber einfache Außenstellen zu Beratungsstellen um deklariert, ohne deren Qualität und vor allem den interdisziplinären Ansatz sicherzustellen, der sie eigentlich auszeichnet. Das ist eine rein bürokratische Maßnahme: Auf dem Papier steigt die Zahl der Familienberatungsstellen, aber in der Realität ändert sich kaum etwas. Es ist offensichtlich, dass man mit nur 500.000 Euro zusätzlicher Finanzierung die Anzahl der Beratungsstellen nicht von 13 auf 25 erhöhen kann“, erklärt Oberkofler.

„Wir wollen, dass Familienberatungsstellen Orte sind, an denen sich Menschen wohlfühlen – sowohl die Mitarbeitenden als auch jene, die dort Rat suchen. Dieser Gesetzentwurf war mit seinen Vorschlägen besorgniserregend. Es braucht eine Anpassung, die unsere Gesellschaft widerspiegelt“, so die Grünen-Abgeordneten Oberkofler, Foppa und Rohrer abschließend.

Bezirk: Bozen

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