Kritik am Vorgehen der Finanzpolizei bei der Weinlese

STF: „Italien zerstört unsere Bräuche“

Donnerstag, 28. November 2019 | 10:14 Uhr

Bozen – Das sogenannte „Wimmen“ ist in Südtirol weit mehr als nur ein Arbeitsschritt: Es wird zusammen angepackt, gegessen, getrunken. Es ist gelebte Solidarität und Nachbarschaftshilfe. Werte. Darauf mach die Süd-Tiroler Freiheit aufmerksam. Durch das rigide Vorgehen der Finanzpolizei sei diese Tradition allerdings in Gefahr. Die Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Süd-Tiroler Freiheit mache wenig Hoffnung auf Besserung.

Das Zeitfenster für die Traubenlese ist in Südtirol oftmals eng und abhängig vom Wetter. Südtirols Weinbauern bearbeiten außerdem meist kleine Flächen, die in wenigen Stunden abgeerntet sind. Deshalb hilft man sich unter Nachbarn und Freunden gegenseitig aus. „Dass auch Nicht-Verwandte beim Wimmen mithelfen, ist ein Gewohnheitsrecht, festgeschrieben in den Gebräuchen der Handelskammer. Ein alter Brauch, der Menschen zusammenführt“, betont Stefan Zelger von der Landesleitung der Süd-Tiroler Freiheit.

Aber während Verwandte bis zum vierten Grad nicht beim Arbeitsamt gemeldet werden müssen, ist dies bei Freunden und Nachbarn sehr wohl der Fall. Die Finanzpolizei akzeptierte das alte Gewohnheitsrecht bisher mehr oder weniger. Das scheint sich nun aber zu ändern.

Die Süd-Tiroler Freiheit hat deshalb eine Anfrage an die Landesregierung gerichtet und gefragt, was sie zu tun gedenkt, um das Gewohnheitsrecht zu schützen. Das Gesetz, so die ernüchternde Antwort von Landesrat Achammer, lasse keinen Spielraum und liege außerhalb des Zuständigkeitsbereiches der Landesregierung. Ein kleines Schlupfloch könnte aber das Zivilrecht bieten, wo es in Artikel 2139 heißt: „Unter landwirtschaftlichen Kleinunternehmern ist der Austausch von Arbeitskräften oder Dienstleistungen gemäß den Gebräuchen zulässig.“ Nicht-Bauern schließt der Artikel demnach aber aus.

Die Süd-Tiroler Freiheit plädiert an die staatlichen Behörden, im kleinstrukturierten Weinbau Hausverstand walten zu lassen. „Denn es geht hier nicht darum Schwarzarbeit zu relativieren, sondern um gelebte Solidarität und Nachbarschaftshilfe. Werte, die durch den undifferenzierten italienischen Bürokratiewahn zerstört werden“, gibt Zelger abschließend zu bedenken.

Von: mk

Bezirk: Bozen