Bewegung zeigt Maßnahmen auf

STF: „Rettet die deutsche Schule!“

Mittwoch, 04. September 2024 | 12:01 Uhr

Von: mk

Bozen – Laut Süd-Tiroler Freiheit kann man gar nicht oft genug daran erinnern: Der muttersprachliche Unterricht ist eine der wichtigsten Säulen der Südtirol-Autonomie. Die Südtiroler deutscher Muttersprache haben – ohne Wenn und Aber – das Recht auf deutsche Kindergärten und Schulen. „Doch immer mehr wird dieses Recht vor allem in den Städten missachtet, weil die deutschen Schulen von Schülern nicht deutscher Muttersprache regelrecht überflutet werden“, erklärt die Bewegung. Die Süd-Tiroler Freiheit hat heute auf einer Pressekonferenz die drei dringlichsten Probleme aufgezeigt und konkrete Lösungen vorgeschlagen.

„Mittel ungerecht verteilt“

Die Süd-Tiroler Freiheit wiederholte einen Vorwurf, den sie schon seit Jahren erhebt: Ihrer Ansicht nach gebe es eine Ungleichbehandlung bei der Verteilung der finanziellen Mittel. „Bereits eine Studie des Landesbeamten Georg Tschager aus dem fernen Jahr 2009 ergab, dass pro Schüler einer italienischen Schule 711 Euro ausgegeben wurden, während es pro Schüler einer deutschen Schule nur 430 Euro waren. Bei gleichem Bildungsauftrag wurde die italienische Schule in Südtirol also mit fast doppelt so viel Geld ausgestattet wie die deutsche Schule“, so die Bewegung. Dass diese Ungleichbehandlung bis heute bestehe, würden Antworten und Reaktionen der Landesregierung auf diesbezügliche Landtagsanfragen zeigen.

Laut Süd-Tiroler Freiheit braucht mancherorts mehr deutsche Schulklassen bzw. Schulen und mehr deutsche Lehrkräfte. Dies sei nicht erst seit gestern, sondern seit Jahren der Fall.

Schüler sprechen kein Deutsch

In viele deutsche Schulen werden oft Kinder eingeschrieben, die kein Wort Deutsch sprechen. Sie stammen aus italienischen Familien oder aus Familien mit Migrationshintergrund. „Die Zahlen sind eindeutig: 55 Prozent der Bozner Kinder sind für das beginnende Schuljahr in der ersten Grundschulklasse einer deutschen Schule eingeschrieben. Die deutschsprachige Bevölkerung macht in Bozen aber nur mehr knapp 25 Prozent aus!“, erklärt die Süd-Tiroler Freiheit.

Wiedereinsetzung der paritätischen Kommission und Einrichtung einer Vorschule oder von Begleitkursen gefordert

M dem Problem zu begegnen, fordert die Süd-Tiroler Freiheit die Wiedereinsetzung der paritätischen Kommission. Diese ist dafür zuständig zu entscheiden, ob Kinder auf Grund ihrer Sprachkenntnisse besser dem deutschen oder italienischen Unterricht folgen könnten. Sollte keine der beiden Sprachkenntnisse ausreichen, müssten diese Kinder dringend in eine Vorschule oder einen Begleitkurs geschickt werden, in der ausschließlich die Sprachbeherrschung erlernt wird, so die Bewegung. „Auch in Österreich werden seit September 2018 Schüler, die dem Unterricht sprachlich nicht folgen können, in Förderklassen oder Förderkursen begleitet. Die Sprachkenntnisse werden mit dem Test MIKA-D (Messinstrument zur Kompetenzanalyse – Deutsch) erhoben. Zudem hat allein der Europäische Sozialfond 6,5 Millionen Euro für die Unterstützung von Sprachkursen für Migranten vorgesehen“, erklärt die Bewegung. Damit könne zusätzlich die Möglichkeit geschaffen werden, dass die Eltern von ausländischen Kindern ebenfalls Deutsch lernen.

„Schüler sind entweder unterfordert oder überfordert“

Schüler seien entweder unterfordert oder überfordert. Dieses Problem ergebe sich aus dem vorgenannten. „Schüler deutscher Muttersprache erleiden in Klassen, in denen sie in der Unterzahl sind, mehrere Nachteile. Sie sind in Fächern, die auf Deutsch unterrichtet werden, unterfordert, da das Sprachniveau für diejenigen angepasst wird, die nicht ausreichend über Deutschkenntnisse verfügen. Im Italienischunterricht sind sie hingegen überfordert, weil Lehrer in diesem Fach das verlangen, was der Mehrheit zumutbar ist“, erklärt die Süd-Tiroler Freiheit. Diese Mehrheit verstehe in der Regel besser Italienisch als Deutsch. Zudem bleibe Unterrichtsstoff auf der Strecke. „Wenn ein großer Teil der Kinder die Unterrichtssprache nicht versteht, leidet zwangsläufig der Unterricht, und zwar für alle“

Obergrenze und weitere Schulklassen gefordert

„Der muttersprachliche Unterricht darf durch den übermäßigen Anteil von anderssprachigen Schülern nicht länger beeinträchtigt werden. Es braucht eine Obergrenze: Nicht mehr als ein Viertel der Kinder, deren Muttersprache nicht die Unterrichtssprache ist, sollen eine Klasse besuchen“, verlangt die Süd-Tiroler Freiheit. Damit dies erreicht werden kann, seien Umverteilungen erforderlich. „Heißt: Sind in einer Klasse zu viele Kinder, die die Unterrichtssprache nicht muttersprachlich beherrschen, sind sie auf andere Schulen zu verteilen. Sind auch diese bereits ausgelastet, müssen neue Schulklassen eingerichtet bzw. neue Schulen gebaut werden“, so die Süd-Tiroler Freiheit.

Die politischen Maßnahmen für das Funktionieren und letztendlich das Überleben der deutschen Schule müssten laut Bewegung folgendermaßen lauten: „Mehr Geld, klare Regeln für die Zulassung von Schülern nicht deutscher Muttersprache, Obergrenze für Schüler nicht deutscher Muttersprache und weitere Schulklassen bzw. Schulen.“

Vieles sei rechtlich bereits jetzt möglich! Die Durchführungsbestimmung 301/1988 regle beispielsweise, dass die Einschreibung von Schülern aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse zwischen dem 20. und 25. Tag nach Beginn des Schuljahres abgelehnt werden könne. „Die dafür vorgesehenen Kommissionen wurden aber niemals eingesetzt!“, so die Süd-Tiroler Freiheit.

Sogar der Fraktionssprecher der Südtiroler Volkspartei im Landtag, Harald Stauder, habe unlängst wörtlich gefordert: „Wir müssen unter anderem alles daransetzen, dass die paritätische Kommission, die die Sprachkenntnis der Schüler prüfen soll, so bald als möglich eingesetzt wird“.

Diese Absichtserklärung findet die Süd-Tiroler Freiheit zwar begrüßenswert, doch ob sie in die Tat umgesetzt wird, werde sich zeigen. „Tatsache ist, dass die Südtiroler Volkspartei, allen voran Landeshauptmann Arno Kompatscher, immer nur als Bremser in Erscheinung getreten ist und die verfahrene Situation an der aktuell in die Schlagzeilen geratenen Goetheschule in Bozen sogar dazu instrumentalisierte, seine Phantastereien von einer gemischten Schule wieder ins Spiel zu bringen. Auch Schullandesrat Philipp Achammer bleibt uns bis heute den Beweis schuldig, dass ihm die deutsche Schule ein ernsthaftes Anliegen ist“, meint die Bewegung.

Angesichts dieses immer noch nicht erkennbaren Willens in den Reihen der SVP endlich im Sinne der deutschen Schule politische Maßnahmen zu setzen, sehe es die Süd-Tiroler Freiheit umso mehr als ihre Verpflichtung an, die SVP an ihre Pflicht zu erinnern. „Die deutsche Schule ist und bleibt der Gradmesser für die Südtiroler als Minderheit im fremdnationalen Staat und damit auch der Grund für den Minderheitenschutz, will heißen: die Autonomie“, so die Bewegung auf der Pressekonferenz.

Bezirk: Bozen

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