Kontroverse um historische Einordnung

Süd-Tiroler Freiheit und FPÖ-Tirol kritisieren Urzì scharf

Donnerstag, 11. Dezember 2025 | 15:44 Uhr

Von: Ivd

Bozen – Eine politische Auseinandersetzung über die Bewertung der Südtiroler Vergangenheit sorgt derzeit für deutliche Spannungen. In einer gemeinsamen Stellungnahme reagieren Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit) und Gudrun Kofler (FPÖ-Tirol) auf Aussagen des Landtagsabgeordneten Alessandro Urzì, der im Zusammenhang mit historischen Ereignissen von „Terrorismus“ gesprochen und am Brenner eine „Pufferzone“ ohne politische Botschaften gefordert hatte.

Knoll und Kofler werfen Urzì vor, historische Zusammenhänge zu verzerren und eine nationalistische Rhetorik zu bedienen. Die Bezeichnung ehemaliger Südtiroler Aktivisten als „Terroristen“ sei aus ihrer Sicht eine Provokation und werde der historischen Entwicklung nicht gerecht. Die Vertreter beider Parteien betonen, die Geschichte Südtirols sei geprägt von Konflikten, Maßnahmen der Italianisierung und politischen Spannungen, die vor dem Hintergrund jener Zeit eingeordnet werden müssten.

Streit um historische Bewertung

Die beiden Abgeordneten verweisen darauf, dass einzelne den Aktivisten zugeschriebene Taten – etwa im Fall Hartung – laut späteren Recherchen nicht eindeutig belegbar seien. Urzì ignoriere diese Aspekte, so der Vorwurf. Die Kritik richtet sich auch gegen die Forderung, politische Botschaften am Brenner zu unterbinden. Gerade dort, argumentieren Knoll und Kofler, habe die Geschichte Südtirols eine zentrale Bedeutung.

Die Parteien sprechen zudem ungelöste Kapitel der italienischen Nachkriegsgeschichte an: Unter anderem fordern sie eine stärkere Aufarbeitung der Vorwürfe rund um Misshandlungen und harte polizeiliche Maßnahmen gegen damalige Aktivisten. Auch die Frage einer möglichen Amnestie für noch im Ausland lebende frühere Freiheitskämpfer werde aus ihrer Sicht zu selten thematisiert.

Politisch sensibles Terrain

Die Aussagen machen deutlich, wie emotional und komplex die Aufarbeitung der Südtiroler Geschichte weiterhin ist. Während Urzì eine klare Abgrenzung zu gewaltsamen Aktionen einfordert, warnen seine Kritiker vor einer undifferenzierten historischen Einordnung. Eine offizielle Reaktion Urzìs auf die Vorwürfe liegt bislang nicht vor.

Bezirk: Bozen

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