Von: luk
Bozen – Der Dachverband für Natur- und Umweltschutz warnt vor den Folgen eines aus seiner Sicht überbordenden Tourismuswachstums in Südtirol. In einer Stellungnahme kritisiert der Verband die Landesregierung für eine einseitige Tourismusförderung, die zu einer starken Belastung von Bevölkerung, Verkehrsinfrastruktur und Natur geführt habe.
Laut dem Dachverband hat sich die Zahl der touristischen Ankünfte in Südtirol seit dem Jahr 2000 von 4,1 auf 8,7 Millionen mehr als verdoppelt. Auch die Übernachtungen stiegen im selben Zeitraum von 23 auf über 37 Millionen im Jahr 2024. Diese Entwicklung bedeute nicht nur einen Anstieg des An- und Abreiseverkehrs, sondern auch eine Zunahme des innerörtlichen Autoverkehrs, so der Verband. Viele Gäste würden mit dem eigenen Auto verschiedene touristische Ziele wie den Kalterer See, den Pragser Wildsee oder die Seiser Alm ansteuern.
Die Tourismusintensität – also die Zahl der Übernachtungen pro Einwohner – erreichte laut Angaben des Verbands im vergangenen Jahr einen Wert von 70. Damit liegt Südtirol auf Platz drei im EU-Vergleich hinter der Südlichen Ägäis (110) und den Ionischen Inseln (81), aber deutlich vor Tirol mit einem Wert von rund 50. Diese Entwicklung führe zu einer steigenden Belastung für die ansässige Bevölkerung. Dachverbands-Geschäftsführer Hanspeter Staffler spricht von „Dichtestress“, also einer psychischen Belastung durch eine übermäßige Zahl anwesender Personen.
Kritik übt der Verband insbesondere an der Marketingstrategie der landeseigenen Standortagentur IDM, deren Tourismusabteilung in den vergangenen Jahren massiv mit öffentlichen Mitteln ausgestattet worden sei. Die aggressive Bewerbung Südtirols im In- und Ausland sei zwar erfolgreich gewesen, habe aber zu Problemen wie Wohnungsnot, Verkehrsproblemen und einer Überlastung vieler Ortszentren geführt.
„Die bisherige Tourismuspolitik setzt auf Wachstum um jeden Preis und vernachlässigt die Bedürfnisse der Bevölkerung“, sagt Elisabeth Ladinser, Vorsitzende des Dachverbands. Man fordere nun einen Kurswechsel und plädiere für einen „Tourismus in Maßen statt in Massen“.
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