Von: mk
Bozen – Die Führungskräfte von neun großen gemeinnützigen Südtiroler Organisationen machen sich in Hinblick auf die Landtagswahlen für ein engmaschiges soziales Netz stark. Denn nur ein soziales Südtirol ist ein Südtirol, das Zukunft hat und in dem alle mitgenommen werden können.
Man dürfe „niemanden zurücklassen“ – wir hören dies letzthin oft: in Absichtserklärungen, in politischen Programmen und Aufrufen. In der Theorie ist es leicht, für die Schwächeren in unserer Gesellschaft einzustehen. In der Praxis schon schwieriger. Soziale Organisationen leben dieses „niemanden zurücklassen“ jeden Tag. Sie schauen hin, wo andere wegschauen. Sie reichen die Hand, wo es nottut. Sie tun dies aus Überzeugung, professionell und mit der Hilfe vieler Freiwilliger, die ehrenamtlich und schnell helfen.
Unter dem neuen gemeinsamen Banner „Südtirol sozial“ haben nun die Führungskräfte von neun großen Sozialorganisationen ein soziales Manifest verfasst. Es skizziert mit Blick auf die anstehenden Landtagswahlen, in welche Richtung sich unser Land sozial-politisch entwickeln soll. Die Kernthemen und wichtigsten Forderungen sind eine „sozio-sanitäre Absicherung – für alle“, die Menschen bedarfsgerecht unterstützt; „Arbeit – für alle“, mit angemessener Entlohnung; „Bildung – für alle“ mit gleichen Entwicklungsmöglichkeiten und leistbarer „Wohnraum – für alle“.
In dem Positionspapier machen die Organisationen konkrete Vorschläge und sie sagen auch, was sie selbst beitragen. So wollen die Caritas Diözese Bozen-Brixen, der Dachverband für Soziales und Gesundheit, der KVW – Katholischer Verband der Werktätigen, La Strada – Der Weg, die Lebenshilfe, die Sozialgenossenschaft EOS, das Südtiroler Kinderdorf, die Vereinigung Hands und Gruppo Volontarius etwa, dass das Sozial- und Gesundheitssystem so gestaltet und abgesichert wird, dass sowohl im urbanen Raum, als auch in entlegenen Ortschaften Hilfsbedürftigkeit erkannt und Menschen entsprechend ihrem Hilfsbedarf unterstützt werden. Dazu gehört die stärkere Unterstützung pflegender Angehöriger und der Haushaltshilfen durch den Ausbau wohnortnaher ambulanter und teilstationärer Leistungen sowie durch gezielte Unterstützungsangebote. Wer Angehörige pflegt, muss zudem länger finanziell unterstützt werden, fordern die Sozialorganisationen.
Neben dieser bedürfnisgerechten sozialen Absicherung steht die Forderung nach einem angemessenen Lohn. Viele Arbeitsverhältnisse in Südtirol gewährleisten diesen nicht mehr. Dies zeigt die steigende Zahl der Personen, die trotz regelmäßiger Arbeit unter der Armutsgrenze liegen („working poor“). Gleichzeitig fehlt überall Personal, in eklatanter Weise auch in den Sozial- und Gesundheitsberufen. Diese Situation wird sich aufgrund des voraussichtlich steigenden Betreuungsbedarfs verschlimmern. Deshalb ist es notwendig besonders im Sozial- und Gesundheitsbereich eine angemessene und würdevolle Entlohnung der geleisteten Arbeit zu garantieren sowie die gesellschaftliche Wertschätzung für diese Berufe zu fördern.
Ein Schlüssel für eine gute gesellschaftliche Entwicklung ist die Bildung. Nicht nur im Sinne der persönlichen Möglichkeiten für jeden Einzelnen, sondern auch für die notwendige sozial-ökologische Transformation braucht es eine umfassende Sensibilisierung und Förderung von Initiativen, die allen Menschen eine chancengerechte Entwicklung ermöglicht.
Ein letzter Punkt betrifft das leistbare Wohnen. Mieten und Kaufpreise sind in Südtirol stärker gestiegen als die Löhne. Der Bedarf an Wohnungen hat sich durch kleiner werdende Haushalte vergrößert und das Eigenheim ist für viele noch immer ein Ziel. Gleichzeitig gibt es viele Zweit-Wohnungen, die touristisch genutzt werden oder leer stehen. All dies hat dazu geführt, dass einkommensschwache Personen sich das Wohnen nicht mehr leisten können. Auch der Arbeitsmarkt spürt die Auswirkungen der Teuerungen, da Fachkräfte keine Wohnungen finden. Es braucht somit Initiativen zur Stärkung des Mietmarktes und zur besseren Nutzung der Leerstände. Ebenso müssen neue solidarische Wohnmodelle und -formen, wie z.B. das Mehr-Generationen-Wohnen gefördert werden.
Das Positionspapier wird nun an die Fraktionen im Landtag verteilt und den Landtags-Kandidatinnen und Kandidaten zur Verfügung gestellt.