Profunder Kenner der Südtiroler Realität

Südtirol trauert um den ehemaligen Staatspräsidenten Napolitano

Freitag, 22. September 2023 | 21:29 Uhr

Rom/Bozen – Der Senator auf Lebenszeit und ehemalige Staatspräsident Giorgio Napolitano ist heute, 22. September, verstorben. Auch das Land Südtirol trauert um den profunden Kenner der Südtiroler Realität.

Der ehemalige Staatspräsident Giorgio Napolitano ist am heutigen Freitag (22. September) im Alter von 98 Jahren in Rom verstorben. Die Südtiroler Landesregierung schließt sich den zahlreichen Trauerbekundungen an: “Mit Giorgio Napolitano verliert Italien eine hoch anerkannte Instanz und Südtirol einen großen Autonomiefürsprecher, der die Geschicke und die Entwicklung unseres Landes und unserer Autonomie immer mit einem wachsamen Auge verfolgt hat”, hebt der Südtiroler Landeshauptmann hervor. Im Namen der Landesregierung spreche er Napolitanos Familie das Beileid aus.

Giorgio Napolitano habe sich ausgezeichnet durch Verantwortungsbewusstsein, Ausgewogenheit, Moral und Rechtschaffenheit, er bleibe für die Bürgerinnen und Bürger und für die Institutionen ein wichtiger Bezugspunkt. Giorgio Napolitano kannte und schätzte Südtirol, sei es durch öffentliche Auftritte wie unter anderem jenem als italienischen Innenminister, der 1998 den Grenzbalken am Brenner entfernen durfte, sei es bei privaten Urlaubsaufenthalten.

Diese Verbindung wurde nicht zuletzt mit der Verleihung des Großen Verdienstordens des Landes Südtirol im Jahr 2012 greifbar. Napolitano bezeichnete Südtirol 2016 als “ein Modell der Integration, des friedlichen Zusammenlebens und der gemeinsamen Entwicklung unterschiedlicher Volksgruppen, Nationalitäten, Sprachen und Traditionen.” Südtirol habe gezeigt, “dass es möglich ist, jede Konfliktebene zu überwinden”.

LPA/Mit Giorgio Napolitano, seit 2012 Träger des Großen Verdienstordens des Landes Südtirol, verliert Südtirol einen Südtirolkenner und Autonomiefürsprecher.

Der elfte Staatspräsident Italiens

Giorgio Napolitano wurde am 29. Juni 1925 in Neapel geboren. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften führte ihn sein Weg bereits mit 28 Jahren in die Politik. Anfangs für die Kommunistische Partei, später für die Demokratische Linkspartei (PDS) zog Napolitano in die Abgeordnetenkammer ein, der er – mit einer kurzen Unterbrechung zwischen 1963 bis 1968 – bis zum Jahr 1996 angehören sollte. Von 1996 bis 1998 war Giorgio Napolitano Innenminister, anschließend Abgeordneter zum Europäischen Parlament. Im Oktober 2005 wurde Napolitano zum Senator auf Lebenszeit ernannt. Am 5. Mai 2006 wurde er zum elften Staatspräsident Italiens gewählt. Dieses Amt sollte er bis zu seinem freiwilligen Ausscheiden aus diesem Amt am 14. Jänner 2015 innehaben – mit 3166 Tagen ist dies die bisher längste Amtszeit eines italienischen Staatspräsidenten.

“Wir verlieren eine einzigartige Persönlichkeit der republikanischen Geschichte”

“Giorgio Napolitano war ein großer Vordenker, ein Mann mit einem ausgeprägten Sinn für den Staat und seine Institutionen. Er hatte die schwierige Aufgabe, die Republik in einem der dramatischsten Momente ihrer Geschichte zu leiten. Auf dem Höhepunkt der finanziellen Krise von 2011 war Napolitano ein Rettungsanker für das Land. Das war er auch zwei Jahre später, als er die Einladung der politischen Kräfte für ein zweites Mandat annahm und verhinderte, dass das Land in eine institutionelle Krise gerät.  Als er 2015 in den Senat zurückkehrte, schloss sich Präsident Napolitano der Autonomiegruppe an, eine Entscheidung, die er in der 18. und der laufenden Legislaturperiode wiederholt hat. Für uns war seine Anwesenheit immer eine große Ehre und ein Beweis für die Sensibilität, die die großen republikanischen Persönlichkeiten schon immer für die Sonderautonomien und die sprachlichen Minderheiten hatten. In diesem Moment der Trauer sind unsere Gedanken bei seiner Familie und seinen langjährigen MitarbeiterInnen, die ihm vom Quirinal gefolgt sind und durch seine Jahre im Senat begleitet haben. Ihnen gelten die Nähe und das Beileid der Senatorinnen und Senatoren unserer parlamentarischen Fraktion”, so die Präsidentin der Autonomiegruppe im Senat, Julia Unterberger, in einer Mitteilung.

 

Von: ka

Bezirk: Bozen