Von: Ivd
Bozen – Zum Jahreswechsel hat Landeshauptmann Arno Kompatscher die wirtschaftliche und soziale Lage Südtirols bilanziert und zentrale Vorhaben für 2026 vorgestellt. Im Fokus standen steigende Lebenshaltungskosten, der Fachkräftemangel, leistbares Wohnen sowie die geplanten Lohnverhandlungen im Bildungsbereich.
Mit einem Haushalt von über acht Milliarden Euro steuere Südtirol gezielt gegen den Kaufkraftverlust, erklärte Kompatscher. Allein in den vergangenen zehn Jahren habe das Land durch Steuerentlastungen auf mehr als 2,5 Milliarden Euro verzichtet. Ein zentrales Instrument bleibt die Steuerpolitik: Betriebe, die höhere Löhne zahlen, profitieren von einer gesenkten IRAP, während Familien durch höhere Absetzbeträge für Kinder entlastet werden. Für den öffentlichen Dienst sind im kommenden Dreijahreszeitraum rund 450 Millionen Euro für Vertragsabschlüsse vorgesehen.
Wohnraum bleibt größte soziale Herausforderung
Besonders angespannt bleibt die Wohnsituation. In Bozen liegen Kaufpreise mittlerweile bei bis zu 8.000 Euro pro Quadratmeter, Mieten für Zwei-Zimmer-Wohnungen erreichen bis zu 1.100 Euro. Gleichzeitig werden landesweit über 20.000 Wohnungen touristisch genutzt, mehr als 6.000 davon über Kurzzeitplattformen. Das Land setzt daher auf strengere Regulierung, Preisbindungen und Investitionen in leistbare Mietwohnungen. Ziel sei es, Wohnraum wieder dem regulären Markt zuzuführen.
Strategie gegen Abwanderung und Fachkräftemangel
Trotz einer Arbeitslosenquote von nur 1,6 Prozent fehlt es vielen Betrieben an qualifizierten Fachkräften. Um dem entgegenzuwirken, wurde der Arbeitsmarktservice reformiert: 4.500 individuelle Assessments und rund 1.000 intensive Betreuungen Arbeitsloser wurden 2025 durchgeführt. Gleichzeitig investiert das Land stärker in Forschung und Innovation, um moderne und attraktive Arbeitsplätze zu schaffen.
Solide Finanzlage und gezielte Investitionen
Südtirol startet laut Kompatscher aus einer stabilen Position ins neue Jahr. Das Land ist nahezu schuldenfrei, das Pro-Kopf-BIP liegt über dem nationalen Durchschnitt. Die Inflation ist deutlich gesunken, während weiterhin stark in Gesundheit, Bildung, Mobilität und soziale Sicherheit investiert wird. Für Maßnahmen gegen Altersarmut sind im Zeitraum 2025–2027 rund 150 Millionen Euro vorgesehen.
Verhandlungen mit Lehrkräften angekündigt
Ein wichtiges Signal setzte der Landeshauptmann mit der Ankündigung, die Lohnverhandlungen mit den Gewerkschaften der Lehrkräfte aufzunehmen. Im Haushalt 2026 sind dafür 110 Millionen Euro vorgesehen. Neben Gehaltsfragen sollen auch organisatorische und rechtliche Rahmenbedingungen neu geregelt werden. Voraussetzung für die Gespräche sei ein Ende flächendeckender Protestmaßnahmen.
Kompatscher zeigte sich zuversichtlich: Südtirol verfüge über die wirtschaftliche Stärke und den gesellschaftlichen Zusammenhalt, um zentrale Herausforderungen wie demografischen Wandel, Fachkräftemangel und Wohnungsnot gemeinsam zu bewältigen.




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